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der der Verf. (S. 51): „Wir dürfen nicht zugeben, daß jeder Keim der Freiheit der Wahl verschwanden sei, denn mit ihr ,,würde auch die menschliche Gestalt ganz verschwinden.“ Und (S. 53 und 54):,,Der Kampf ist für einch Jeden unents ,,fchieden; ob das Streben abwärts dem Nichtigen zu oder aufs ,,wärts der winkenden Gnade entgegen gerichtet ist, hangt von uns selbst ab." Was denken nun die Leser zu dieser wuns derlichen Theorie von der Freiheit, nach der bald Alles, bald Nichts, bald wieder doch Etwas von uns abhangt oder unsere That ist? So viel dunkt uns wenigstens daraus hervorzugehn, daß es zweifelhaft bleibt, was der Verf. eigentlich unter Freis heit verstehe und ob er zu den Wenigen" gehdre, die das Räthsel der Vereinigung der Freiheit mit der Naturnothwens digkeit im Menschen geldst haben, oder nicht. Wir glauben indeß, daß die Lösung noch Keinem gelungen sei, auch nie ges lingen werde, und entschuldigen deshalb den Verf. gern; nur hätt er nicht so, als wollt' er und könnt' er, sich geberden, auch nicht so vornehm auf die Bielen" herabblicken sollen. Denn das ziemt sich kaum dann, wenn man es besser als die Bielen macht. Viel treffender und lobenswerther ist dagegen,. wenn der Verf. späterhin (S. 63) sagt: „Keiner ist unschul; ,,dig geblieben, keiner dünke sich weise. Die Unschuld ist der ,,Grund alles Daseins, die Einheit vor aller Scheidung, die „über alle Erscheinung hinaus liegende Vergangenheit; die Weiss heit ist das Ziel alles Daseins, die Einheit nach der Scheir dung, die über alle Erscheinung hinaus liegende Zukunft.“ Aber das Freiheitsräthsel wird dadurch immer nicht geldst; es folgt nur daraus, daß wir an die Freiheit glauben müssen, wenn wir uns von der Schuld wieder losmachen und nach der Weisheit streben sollen.

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In dem Abschnitt: der Bauer, hat der Verf. die hohe Bedeutung des Ackerbaues in natürlicher und geschichtlicher Bez ziehung vortrefflich entwickelt. Eben so richtig sind die Folge, rungen, die er daraus in Anschung der politischen Wichtigkeit des Bauernstandes zieht. - ,,Wenn wir sagt er (S. 75 ff.),,in unsern Tagen die Freiheit des Bauernstandes fo: ,,dern, so hat diese Foderung eine große und tiefe Bedeutung. ,,Sie ist keineswegs bloß aus Mitleid mit seiner Lage, auch ,,nicht bloß durch das Gefühl, daß ihm von Rechts wegen die Freiheit gebüre (obgleich in diesem Gefühl auch das Höchste ,,liegt) entstanden. Die Knechtschaft des Bauern ist „eine Fessel des ganzen Staats. Je freier Ein mensch,,liches Organ des Staates ist, desto freier, in sich lebendiger ,,find alle: Eine Ständeversammlung daher, in welcher die

Stimme des Bauern nicht eben so vernehmlich hervortritt, ,,als die des Bürgers, des Adels, des Gelehrten, ist schon da: durch keine freie; es fehlt ihr, um frei zu sein, ein wes fentliches Element." Auch was der Verf. späterhin (S. 258 f.) über dieses wichtige Thema unsrer Zeit sagt, ge: hört zu den schönsten Partien dieses Buches.

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In dem Abschnitt: der Bürger, hat uns vorzüglich an: gesprochen, was der Verf. über die Erhebung des Handwerkes zur Kunst, über die Freude des Handwerkers und des Künst: fers an ihren Erzeugnissen, unabhängig vom bloßen Gewinne, über die Würde der Volksfeste, und über die Bedeutsamkeit des Handels für das menschliche Leben sagt. ,,Der Handel" — heißt es (S. 92) in der leßten Beziehung - ,,ist die zirkuli: rende lebendige Flüssigkeit des Staatslebens. Ohne die Manz nichfaltigkeit der Produkte aufzuheben, seßt er die Einheit al ler, und die unendliche Verkettung aller irdischen Verhältnisse wird organisch geründet, erhalten“ [erhält] „die lebendige „Anmuth_und_Beweglichkeit nur durch ihn. Der allgemeinste Ausdruck dieser organischen Lebendigkeit ist das Geld." Und nun vergleicht der Verf. auf eine sinnreiche Art das Geld mit dem Lichte, welches, selbst keine Gestalt, dennoch alle Gestal ten erhellet, die ganze Fülle der Welt für jedes schauende Auge entfaltet und eine wahrhaft unendliche Beziehung ist, die aus der Relativität des bloß Endlichen und Bedingten in großer Freiheit heraustritt.

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Wegen des Abschnitts: der Adel, werden sich wahrschein: lich manche Glieder dieses Standes dem Verf. höchlich verbun den erachten. Denn man findet hier die Nothwendigkeit des Adels, als eines besondern Organs des Staates, in der Gestalt der Pårschaft, durch eine Arr von Deductio a priori darge: than. Indessen hat uns diese Dedukzion doch nicht befriedigt, wiewohl wir nicht zu denen gehören, welche (nach S. durch den Adel sich gehemmt und bedrängt fühlen, und daher, wie der Verf. meint, ganz recht und billig (?) die selbst: angelegten (?) Ketten tragen. Man kann dem Verf. zugeben, daß ein Staat nicht aus lauter vereinzelten Personen bestehen könne, weil diese zu beweglich und wechselnd sind; daß es also im Staate auch Korporazionen geben müsse, als ein Be: harrendes und Bleibendes, welches dennoch eins sei mit dem Wechselnden. Aber muß denn dieß gerade eine Adelskorpo razion sein? Jede Familie, jedes Dorf, jede Stadt, ist ja schon eine solche Korporazion, und noch mehr das ganze Volk als eine große Gemeine, die immer beharret, während die Ein: zelen ab und zutreten. Auch kann es eine Menge anderwei

ter Korporazionen geben, Innungen, Zünfte, Künstlers und Ges lehrtenvereine, kirchliche Gesellschaften, Orden u. d. g., in wels chen das Wechselnde mit dem Beharrlichen zur Einheit ver: schmolzen ist, ohne daß dieses Beharrliche gerade ein auf gros Ben Grundbesih fundirter erblicher Adel wäre, wie ihn der Verf. verlangt (S. 100). Hat es nicht in alten Zeiten Staaten gegeben und gibt es deren nicht noch in unsern Zeiten, die keinen solchen Adel hatten und haben, ohne darum etwas Wesentliches zu vermissen? Wir wollen nicht eben behaupten, daß, wo ein folcher Adel einmal ist, er, wie in Frankreich während der Re voluzion, zu vertilgen sei. Soll er aber nicht alles das Unheil stiften, was er überall und zu allen Zeiten gestiftet hat: so muß er in seinen Ansprüchen dergestalt geseßlich beschränkt wer den, daß er nicht seinem besondern Korporazionsinteresse nach den Umständen bald das Interesse des Fürsten, bald das des Volkes unterordnen und aufopfern könne. Und sollte wirklich die heitere Zuversicht, die lebendige Gewandtheit, die ,,anmuthige Fülle, die alles Aengstliche und Sorgenvolle vers ,,drängt,“ sich nur in einer erblichen Adelskorporazion entwickeln können? Arme, unglückliche Menschheit, wenn dieß wahr wäre! Aber es ist nicht wahr, laut unwidersprechlicher Erfahrung, die uns eben so viele Bürgerliche mit, als Adelige ohne jene Eigenschaften zeigt. Auch widerspricht sich der Verf. selbst, wenn er einerseits (S. 99) einen Punkt im Leben fodert,,,wo ,,die Anstrengung, die Mühe, die Sorge zurücktritt," und jenen Punkt für den Adel als ein wesentliches Element des Staats in Anspruch nimmt, andererseits aber (S. 247) die Behaup tung aufstellt: „Alle wahre Heimat der Menschen ist nur durch „die Arbeit, durch_die Mühe.“_ Denn wenn gleich diese Be: hauptung in einer sogenannten Karikatur auftritt, so erscheint doch hier nur das, was daraus gefolgert wird, als Uebertreibung oder Karikatur, nicht der Sah selbst. Kurz, wir finden in dem ganzen Rásonnement des Verf. über den Adel nichts als Sophis sterei, ähnlich der Sophisterei derer, welche den Katholizismus vertheidigen und rühmen, weil sie nicht den wirklichen Katho lizismus vor Augen haben, wie er leibt und lebt, sondern einen selbstgeschaffenen, den sie auch den reinen nennen, der aber nirs gend als in ihrem Kopfe existirt. Wir bemerken hiebei nur noch, daß der Verf. fälschlich immer Adliche schreibt statt Adelige oder Adlige; denn die Endsylbe ist nicht lich, sons dern ig, weil das 1 zum Stammworte gehört - also adel sig, wie wollig, winkel sig, zottelig, schimmel: ig 2c.

Den Abschnitt: der Gelehrte, beginnt der Verf. mit einer Vergleichung, die etwas mislich ist. Er vergleicht nåms

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lich (S. 104) den eigentlichen Gelehrten mit dem Bauer, den Talentvollen mit dem kunstreichen Ar: beiter, und das Genie mit dem Adel. Da möchte, wohl Mancher denken, der mit dem Verf. nicht gleiche Ansicht vom Adel hat, das Genie sei etwas Ueberflüffiges; oder man könnte an Lessing's Ausspruch erinnert werden: Wer mich ein „Genie nennt, dem geb' ich eine Ohrfeige, daß er denken soll, „es seien zwei.“ Aber heutzutage sind die großen Geister nicht mehr so grob, sondern sie lächeln gar freundlich, wenn man sie Genies nennt, wäre ihre sogenannte Genialität am Ende auch nichts weiter, als eine affektirte Originalität. Besser hat uns die Behauptung (S. 106) gefallen, daß der gelehrte Stand sich aus sich selbst geistig erzeugen muß, daß keine fremde Gewalt bestimmend in ihn eingreifen darf, ohne sein Wes sen zu zerstören" desgleichen (S. 107),,,daß ein jedes eigenthümliche geistige Streben, ohne irgend eine Rück sicht, wenn es auf eine gesunde Weise hervortritt, einen unbedingten Werth hat." Nur fehlt es leider oft an der ge sunden Weise, besonders da, wo jene affektirte Originalität sich hervordrängt. Schön und treffend ist auch das Wort über die Preßfreiheit (S. 107): Seitdem die Presse erfunden ward, denkt der Staat durch die Presse. Sie ist das lebendige Ors gan aller geistigen Mittheilung. Es gibt in unsern Tagen in ,,teinem Staate Gedankenfreiheit, wenigstens für den Staat „nicht, wo es keine Preßfreiheit gibt; und da vernünftiges ,,Handeln nur aus den freien Gedanken entspringt, so fehlt ,,dieses, alle frete Entwickelung ist gehemmt, die Gefeßgebung ,,ohne Sinn und Bedeutung, und von diesem gehemmten Punkte ,,aus vibrirt die Hemmung in allen Richtungen nach allen Punks „ten des Lebens hin, allenthalben Keime erstickend und zerftd. rend." Diesen Gedanken führt aber der Verf. tiefer unten (S. 342-410) weiter aus, wo er die Preßfreiheit als ein nothwendiges Element des Staats betrachtet.

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Für die christlichen Theologen wird es eine große Neuig keit sein, vom Verf. zu erfahren, daß in der christlicher: Kirche das neugeborne Kind mit zwei bedeutungsvollen Sym bolen empfangen werde, Taufe und Exorzismus, und daß diese beiden Symbole wesentlich zusammengehdren (S. 109). Den Exorcismus hält der Verf. insonderheit darum für nöthig, weil in dem neugebornen Kinde ein ursprünglich Böses das Göttliche schon vor aller Erscheinung durch eine Unthat verfinstert, oder wie es auch (S. 110) ausgedrückt wird, weil die höllische Gewalt ihre Ketten um das Kind geschluns gen hat. Es ist nur zu beklagen, daß durch die wörtliche Ausz

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treibung des Teufels und das Bekreußen des Kindes der Teus fel doch nicht wirklich ausgetrieben wird, sondern eben nach der Taufe erst sein Wesen im Kinde recht zu treiben anfängt, weshalb auch der Verf. sagt, alle Erziehung im engern Sinne sei ein fortgesetter Exorzismus. Dieß mag wohl gelten, wie man's nimmt. Aber der Teufel, den die Erziehung auszus treiben hat, wird wahrlich nicht durch Beschwörungsfors meln und Bekreußigungen ausgetrieben. Ist es doch, als wenn sich unsre besten Köpfe verschworen hätten, dem gröbsten und tollsten Unsinne von Neuem das Wort zu reden. Sie glauben freilich selbst nicht daran; das merkt man wohl. Aber ihre Rede klingt doch fromm und altgläubig; und das Klingen ist ja eben die Hauptsache. — Uebrigens ist das, was der Verf. von der Erziehung und dem Unterrichte sagt, recht gut; es würde jedoch noch besser sein, wenn er nicht auch hier wies der alles zu vereinerleien und zu verräthseln gesucht hätte. So sagt er (S. 108):,,Das Wesen der Erziehung „ist von dem Wesen des Staats nicht verschieden; ,,beide wollen dasselbe." Und was wollen sie denn? Die aus ,,dem Göttlichen geborne Eigenthümlichkeit in dem råthselhaften „Streite des irdischen Lebens, im Ganzen und Einzelen, retten „und befddern.“ Wie råthselhaft! Andre fagten einfacher und deutlicher, die Erziehung suche die Menschheit in dem eins zelen noch unmündigen Menschen auf eine seiner Eigenthümlichs keit angemessene Weise zu entwickeln und ihn dadurch zur Müns digkeit zu erheben. Das klingt aber freilich nicht so original. Wenn nun der Staat auf seine Weise auch zur Entwickelung der Menschheit in den zum Bürgerthume vereinigten Menschen mitwirkt, so folgt daraus doch nicht, daß die Erziehung und der Staat wesentlich einerlei oder, wie der Verf. auch sagt, daß die Erziehung der Staat selbst, in seiner Entwickelung bes griffen, sei. Weiterhin (S. 113) heißt es wieder: „Die Wise senschaft, ihrer Idee nach, ist nichts von dem Staate Verschiedenes; sie ist der Staat selbst, in seiner Ents ,,wickelung betrachtet." Oben (S. 25) wurde aber ebendieß auch von der Kirche gesagt. Also sind nach dem Verf. Erzicz hung, Wissenschaft, Staat und Kirche, dem Wesen oder der Idee nach, gar nicht verschieden, sondern eins und dasz selbe. Eine solche, alles identifizirende, Philosophie mag wohl Manchem sehr tiefsinnig scheinen; indessen sagt ein zwar ges meines, aber doch sehr treffendes Sprüchwort, daß in der Nacht alle Kühe schwarz sehen.

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Dieselbe Dunkelheit tritt dem Leser wieder entgegen, wo von Verfassung und Gesez die Rode ist. Bei Gegenstän

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