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wesen, sowohl im Kleinen (v. Drais Geschichte von Baden unter Karl Friedrich, S. 315) als im Großen (v. Bosse Ucz bersicht der franz. Staatswirthschaft II. 2. 15) der vergebliche Versuch gemacht. Die Steuern lösen sich zulezt in Arbeit auf, wie sie als Reihewerke ursprünglich darin bestanden. Sie können in ihrer denkbar grösten Höhe alle Arbeit begreifen, welche deren Fortdauer nicht nothwendig bedingt, oder ein Volt, wie das Jüdische in Aegypten, zu bloßen Tagelöhnern machen; also können sie diese Wirkung auch für einen Stand haben. In diesem Fall gleicht sich zwar ihr Misverhältniß im Lauf. der Zeit aus, d. h. die Steuer überträgt sich auf die übrigen Stånde; aber das geschicht, wie mit den plözlich steigenden Getreidepreisen der Arbeitslohn sich ausgleicht, nachdem ein großer Theil des überlasteten Standes verkümmert, oder aus. gewandert ist. Nun ist aber grade die Aufgabe des Steuer:. wesens, alle Stände gleichmäßig zu treffen. Will es dieses unmittelbar nach dem Einkommen thun, so hat es dazu kein an: deres Maas als von der Vergangenheit, und ein großer Theil des Einkommens bleibt ihm, bei dessen Vermischung, unkent: lich; will es dieses dagegen nach dem Verbrauch, als Zeichen des Einkommens, thun, so bleibt ihm auch davon ein großer Theil verborgen, und die Steuererhebung verwickelt sich; beide Weisen hat die ausübende Steuerkunst verbunden, und es läßt sich darüber im Allgemeinen nicht mehr fagen, als daß sich jene für das platte Land, diese für die Städte besser eignet.

Außerordentliche Ausgaben, sagt der Verf., lassen sich nur durch Steuererhöhung oder durch Schuldenmachen deken, wenn man keinen Schaz gesammelt hat, welches er empfiehlt, obgleich er selbst berechnet, daß jeder Schaz sich in 20 Jahren aufzehrt. Treffend zeigt er dagegen die Schlechtigkeit der Zahlungsaufschiebung und des Vorschußnehmens gegen grades Borgen auf ver: zinsliche Schuldscheine, zahlbar an den Besizer, und mit Stiftung eines Schuldentilgungsfonds. Bedenklich bleibt indeß, daß ,,der Staat, wenn er die Zinsen baar und richtig bezahlt, mit dem Capital und dessen Rückzahlung es halten kann, wie er will;" und was ist Rechtens, geschweige gerecht? Doch es heißt auch wieder: Abzahlung der Schulden ist man dem Lande, den Nachkommen schuldig.“ Das Höchste der Schulden ist ein Zinsbetrag gleich dem Höchsten des Steuerertrages, zu z des reiz nen Ertrages nach Abzug der Regierungskosten. Ueber Lauder; dale's Meinung, daß die Schuldentilgung zu schnell geschehen könne, wird gefragt: wer die todten Capitale verurtheilt habe, todt zu bleiben? und die nachtheilige Wirkung niedriger Zinsen

fey gar nicht zu begreifen. Wenn indeß die zurückgezahlten Gelder allmählig auf den Boden werden verwendet werden, so tragen sie doch auch nur allmählig Zinsen wieder, und sind bis dahin und durch die Schuldentilgung todt. Es wird endlich zugegeben, daß wohl in außerordentlichen Lagen Papiergeld als Icin retten könne; aber es müsse, nach geendigter Gefahr, so: fort als Schuld durch Aussezung eines Tilgungsfonds cingezo: gen und in allen öffentlichen Hebungen nach dem Course des Tages angenommen werden. Wie sollen die Rechnungsführer eines Reiches diesen täglichen Cours wissen? Zweckmäßiger ist der Vorschlag, die Tilgung des Papiergeldes durch eine Ans leihe zu beschaffen.

Der Schluß aus Allem wird seyn, daß die Schrift den Gegenbeweis von dem fährt, was sie beweisen will; nåmlich von der Richtigkeit und Anwendbarkeit der physiokratischen Lehre; daß sie aber mit redlicher Ueberzeugung und ausgezeicht neter Gelehrsamkeit verfaßt ist.

XII.

Historisch-kritischer Versuch über die Entstehung und die frühesten Schicksale der schriftlichen Evangelien. Vom Dr. Johann Karl Ludwig Gieseler, Conrector am Gymnasio zu Minden (jeßt Director des Gymnasii zu Cleve). Leipzig bei Engelmann. 1818. II. und 203 S. gr. 8. (20 Gr.)

Seitdem die alte dogmatische Vorstellung von einer Real- und Verbalinspiration auf dem Gebiete der theologischen historisch: kritischen Forschung antiquirt und jeder Versuch, auf diesem Wege das eigenthümliche Verhältniß der Evangelien zu einan der, in Beziehung auf den theils genau übereinstimmenden, theils widersprechenden Inhalt derselben, befriedigend aufzuz klären, als völlig mißlungen anzusehen ist; muß jedes von gründlicher Sachkenntniß geleitete Streben, auf einem andern Wege hierüber Licht zu gewinnen, dem Bibelforscher höchst willkommen seyn. In dieser Hinsicht verdient die vorliegende Schrift, welche mit Gelehrsamkeit, Scharfsinn und bescheide: ner Prüfung des früher Geleisteten das Dunkel des berührten Gegenstandes aufzuhellen versucht, sehr ehrenvolle Erwähnung.

Die Schrift zerfällt, dem Titel gemäß, in zwei Haupt theile, welche wieder in ausführliche Paragraphen zerlegt sind. Nachdem der Verf. in dem ersten Theil, welcher von der Entstehung der schriftlichen Evangelien handelt, dies jenige Conjectur über dieselbe als die wahrscheinlichere darges stellt hat, welche,,,mit dem Geiste des Urchristenthums und den vorhergegangenen und nachfolgenden Erscheinungen über: „einstimmend, das innere Verhältniß der Evangelien unter sich ,,vollständig erklärt, und die vorhandenen Nachrichten befriedis gend in sich vereinigt," sucht er zunächst das Verhältniß der drei ersten kanonischen Evangelien zu einander genau zu bestims men, woraus sich unter andern ergibt, daß in den, allen ges meinschaftlichen, Erzählungen nirgends eine consequente oder mit einer gewissen Absichtlichkeit durchgeführte Aehnlichkeit oder Vers schiedenheit angetroffen wird, und daß in den Reden Jesu, bez sonders in den Weissagungen, so wie überhaupt in Allem, was den Schülern Jesu im höhern Grade wichtig erscheinen mußte, am meisten Uebereinstimmung statt findet. Der Verf. liefert hierauf eine Charakteristik der ältesten apokryphischen Evangelien, mit Ausschluß der noch vorhandenen Apokryphen, welche indeß noch besondre Berücksichtigung verdient hätten, da sie doch höchst wahrscheinlich höher hinaufreichen, als man gewöhnlich annimmt. Auch würde dieser Abschnitt dadurch an Vollständigkeit gewons nen haben, wenn der Verf. alle noch vorhandenen einzelnen Bruchstücke der von ihm charakterisirten apokryphischen Evanges lien hier völlig beizubringen sich die Mühe gegeben hätte. Auf diese Weise würde auch das von ihm aufgestellte Resultat, daß im zweiten Jahrhundert mehrere Evangelien existirten, die mit unsern drei ersten kanonischen nahe verwandt waren, ohne daß eine historische Spur uns nöthigte, sie von diesen abzuleiten, daß hingegen bei einzelnen entscheidende Gründe für ihre Unab hängigkeit sprechen, eine noch festere Begründung gewonnen has ben. In einer gedrängten Uebersicht der bisherigen Versuche, die Entstehung der Evangelien zu erklären, zeigt der Verf., unter welchen Modificationen anfangs die Meinung, daß die Evangelisten sich unter einander, neuerlich aber die Annahme, daß sie gemeinschaftliche Quellen benußt haben, mit dem meis ften Beifall aufgenommen sci. Nachdem die erste Hypothese sehr überzeugend als unhaltbar dargestellt ist, da sie bei Ers manglung aller historischen Stüßen auch gar keinen vernünftigen Zweck erkennen läßt, und sowohl mit der eigenthümlichen Bez schaffenheit der Evangelien selbst, als mit dem Geiste eines olis gographischen Zeitalters unvereinbar ist, wendet sich der Verf. zu der Prüfung der verschiedenen Hypothefen von gemeinschafts

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lichen schriftlichen Quellen der Evangelien, insbesondre zu der vom Hrn. Hfr. Eichhorn mit so vielem Scharfsinn ausgebildeten Hypothese von einem syrochaldäischen sogenannten Urevangelium, welche in den neuesten Zeiten die meisten Stimmen der Erege: ten für sich gewonnen hatte. Um so mehr bemüht sich der Verf. im folgenden überzeugend und gründlich darzuthun, welches dem: selben im Ganzen sehr wohl gelungen ist, daß jene Hypothese durchaus keine historischen Spuren mit Sicherheit für sich be nuhen könne, daß vielmehr viele historische Daten ihr wider: sprechen, und daß die Eigenthümlichkeiten des Inhalts der Evangelien sich weit befriedigender durch Annahme der Entste hung derselben aus einer gleichförmig ausgebildeten mündlichen Tradition erklären lassen. Schon Herder hatte darauf hinges wiesen, daß das Evangelium seiner Natur nach mündliche Both schaft war, die sich lediglich auf das alte Testament stüßte, doch hatte er zur Erklärung der Evangelienharmonie noch eine schriftliche Grundlage jenes mündlichen Vortrags des Evange liums für nöthig gehalten. Erst Eckermann hat bestimmter die Entstehung der Evangelien aus einer gleichförmigen Tradiz tion oder einem eigentlichen mündlichen Evangelio hergeleitet. Doch gebührt Hrn. Dr. Gieseler das Verdienst, diese Idee zu: erst gründlich historisch gerechtfertigt und vielseitig ausgebildet zu haben, so daß sie nach seiner Darstellung weit vollständiger, als die übrigen Hypothesen, das Verhältniß der Evangelien zu ein. ander erklärt, soweit nämlich hier das nie ganz aufzuhellende Dunkel der Geschichte des Urchristenthums Vollständigkeit des Erweises zuläßt. Mit ausgebreiteter Belesenheit in den åltesten Kirchenvåtern und passender Benußung mancher Stellen der apos stolischen Briefe sucht der Verf. zunächst auf die richtig aufge faßte eigenthümliche Beschaffenheit der Denkart und literari: schen Thätigkeit im Urchristenthum darzuthun, daß in dem frü hesten apostolischen Zeitalter das Evangelium als ein Inbegriff von Denkwürdigkeiten der Geschichte und Lehre Jesu zum Bc: huf der Lehrvorträge nicht aufgeschrieben, sondern nur mündlich fortgepflanzt sei, daß sich aber schon frühe unter den Aposteln gleiche Darstellungsformen desselben gebildet haben; wobei die Möglichkeit zugestanden wird, daß einzelne Evangelisten die empfangene Evangelientradition ganz oder zum Theil (welches lektere wegen des so hervorstechenden mytischtraditionellen Chas rakters der noch vorhandenen evangelischen Tradition das wahr scheinlichere seyn möchte) zur desto sichrern Stüße ihres Gedächt nisses schon früh aufgeschrieben, ja daß Einer oder der Andere åltere Schriften benußt habe (wie dieß Lukas ausdrücklich von sich behauptet), welche aber auch nur als schriftlich firirte übers

einstimmende Formen der mündlichen Traditionen betrachtet wer den können. Mit vieler Gewandtheit beantwortet der Verf. im Folgenden die schwierige Frage, wie sich das mündliche Evans gelium unter den Aposteln in einer gewissen Gleichförmigkeit habe ausbilden können, ungeachtet dabei weder eigentliche Abrede, noch der Gebrauch irgend einer Normalschrift anzunehmen sei, und wie dasselbe auch bei weiterer Fortpflanzung durch mündi liche Tradition sich in jener Gleichförmigkeit habe erhalten kön: nen. Zum Erweise des Erstern zeigt der Verf., wie die Bil dung, die Sprache und die Simplicität des apostolischen Zeitals ters, sich überhaupt zu einer gewissen Gleichheit der Darstellung hinneigte, und wie vorzüglich die hohe Achtung, mit welcher die Jünger alles Jesum Betreffende betrachteten, die Nothwens digkeit, ihre Erzählungen von demselben oft treu wiederholen, auch wohl vertheidigen, oder künftigen Lehrern des Christenthums einprägen zu müssen, der gemeinschaftliche Gebrauch des alten Testaments, in welchem sie das Leben Jesu vorgebildet und ges weissagt fanden, dazu beitragen mußten, vornehmlich in dem Apostelkreise zu Jerusalem ein im Ganzen sehr übereinstimmens des mündliches Evangelium auszubilden. Für das Leztere bringt der Verf. auch einige interessante historische Parallelen bei, wie die Jahrhunderte hindurch bloß durch mündliche Ueberliefe: rung erhaltenen Zussähe zu dem mosaischen Geseß, und die eben so längere Zeit nur mündlich in christlichen Gemeinen fortge: pflanzten Liturgien und Glaubensbekenntnisse. Nach einigen Be merkungen über das Evangelium des Apostels Paulus, welchen. mehr Vollständigkeit zu wünschen gewesen wäre, sucht der Verf. zu zeigen, wie sich eine griechische Uebersehung des Evangeliums gebildet habe, wobei er nicht ganz passend ein besonderes Evang gelium der Beschneidung und der Vorhaut, richtiger für Judenchristen und Heidenchristen, unterscheidet. Da die christs liche Lehre ursprünglich von Juden ausging, und auch außer Pas lästina zunächst nur Juden und jüdischen Proselyten mitgetheilt wurde, so läßt sich wohl nicht annehmen, daß sich für Juden: christen und Heidenchristen ein besonders abweichender Evange: lientypus habe ausbilden können. Denn die von den meisten Judenchristen beibehaltene Beobachtung des mosaischen Gesches konnte wohl auf die Form der Denkwürdigkeiten aus dem Le: ben und der Lehre Jesu keinen bedeutenden Einfluß haben. Mit vieler Wahrscheinlichkeit sucht der Verf. zu zeigen, wie die allmählige Niederschreibung des Evangeliums nur zu Privatz zwecken unternommen sei und daher keine Aenderung in der Manier des Unterrichts hervorbringen konnte, daß die Ersten, welche das Evangelium niederschrieben, nicht Hebråer, sondern

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