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Miscelle.

Die Baiern, ein teutisches Urvolk und Stammväter der Boji, und das Land Altbaiern von tiefster Urzeit her ächt

teutisch und Stammland der Baiern.

Die neueste correcte Geschichtswissenschaft stellt bekanntlich als Errungenschaft hin, das Baiernvolk habe seine Entstehung erst im 6. Jabrhundert n. Chr. durch Markommannen gefunden, welche aus Böhmen nach Oberfranken abzogen und dort sich mit gothischen und anderen teutischen Völkerschaften vermengten, und das Land Altbaiern sei bishin keltisch gewesen. Im 18. Jahrhunderte und noch in dem ersten Viertel dieses Jahrhunderts galten zwar die Baiern richtig für Abkömmlinge der Boji, Letztere aber für unteutische Kelten, und dem bairischen Volke wurde zugemuthet, sich viel darauf einzubilden, dass es nicht acht teutisch, sondern mit den Franzosen näher verwandt und nur germanisirt sei; ihr Land aber liess man als ihren Urbesitz gelten. Seit etlichen Jahrzehnten hat man das Verfahren umgewendet. Sie sollen nun ein teutisches Sammelsurium sein und nur ein zweifelhaftes Recht auf ihr Stammland besitzen. Zu diesem Zwecke müssen die Boji unteutisch bleiben, obwohl man nicht umhin kann, diesen Namen als das Wurzelwort des Baiernamens fortgelten zu lassen. Das Unteutischsein des Namens Boji (Boioi, Boïoi) soll aus dem Diphthong oi sich ergeben, welcher entschieden unteutisch sei, und zur Namensheruberleitung wird ein Baias im Elblande benutzt. Hier ist nomen wirklich omen, Baias und Baiatz! Sie belustigen Beide, Letzteres den lachlustigen Haufen. Ersteres den ruhigen Betrachter des mit diesem Ortsnamen getriebenen ernstmienigen Versuches, ein ganzes ehrenhaftes Volk an eine für dasselbe schmähliche Unwahrheit aus ganz nichtigen Gründen glauben zu machen.

Obgleich man durch den blossen Anklang der Völkernamen Baiern und Boji noch nicht den Beweis der Einheit Beider hatte, so musste dieser Anklang doch von der gegentheiligen Behauptung, es bestehe keine Verwandtschaft und die Boji seien keine Teuten, abhalten, und zwar um so mehr, als die Boji in Böhmen und in Oberitalien als unmittelbare Nachbarn Baierns erscheinen. Etwas grössere Wahrscheinlichkeit hatte schon immer die Ansicht, dass diese zwei Völker teutisch und verwandt seien, als die andere, dass sie unverwandt und die Boji gar nicht Teuten gewesen seien. Aber auch Entscheidung hätte man gefunden, wenn man die grosse Verwandtschaft beachtet hatte, welche zwischen den Ortsnamen Baierns und denen der von Boji bewohnten Länder besteht. Die Ortsnamen machen völlig klar, dass vor der Römerzeit [ich kann vorläufig sagen, dass dies vor 1000 v. Chr. geschah] ein vom Lande Altbaiern ausgegangenes Volk [offenbar Bojil beilaufig ganz Gallien mit Ausschluss Belgiens dauernd bewohnten. Altbaierns Flussnamen Alz, Inn, Isar, Laber, Lech, Regen, Roth oder Rott, Traun, Wertach, Wiesend, Würm und Zenn erschienen in Gallien in neuer Auflage. Die Alz spiegelt sich als Oltis (heute Lot), der Inn als Incaunus (welcher Name aus Inn-GauWohner-Fluss entstand; heute Yonne), die Isar doppelt als Isara (Isère), die Laber im Elaver (Allier), der Lech im Ligeris (Loire), der Regen im argenteum flumen (Argens), die Roth oder die Rott im Rhodanns, die Traun vierfach in der Durania (Dordogne), Tarnis (Tarn), Druna (Drome) und Druentia (Durance), die Wertach oder eigentlich der Vindo in der

Vindana (Vilaine) und die Würm in der Garumna (Garonne). Nach der Rott sind die Ruteni, nach der Wiesend ist Vesontio (Besançon), nach der Wertach sind die Vertacomagori und nach der Zenn sind die Senones und die Cenomani benannt. Letztere beide Namen können übrigens auch aus Zinner und Zinn-Mannen (beide Wörter besagen Toordiener) entstanden sein, in welchem Fall sie aber dennoch bairisch sein werden. Kein anderes Volk hat jemals bei einer Wanderung so eifrig seine Flussnamen mitgenommen. Wir lernen daraus, dass dieses Volk seine Flüsse und Quellen besonders hoch verehrte. Einzelne Anklänge sind in der Regel ohne Beweiskraft; eine andere Bewandtniss hat das Anklangwesen, wenn dasselbe so häufig eine enge Wörterklasse betrifft, bei welcher sich der Uebertragungsgrund erklären lässt. Keine geringe Bestätigung liegt auch in dem Umstande, dass Baierns östlichste Flussnamen auch in Galliens südöstlichster Landschaft und Baierns westlichste Flüsse auch bei Galliens westlichster Provinz zum Vorschein kommen. In der Provence finden sich die Namen Traun, Is ar, Rott und Regen abgespiegelt und in der Bretagne die Namen Lech und Wertach. Ziemlich deutlich ist also erkennbar, dass die Baiern das ganze Gallien in kurzer Zeit erobert hatten und hierauf, Gallien als grösseres Baiern betrachtend, die Flussnamen austheilten. Von übertragenen Städtenamen finden sich wenige, weil nach den Boji andere Teutenstämme, welche die eingeführten Flussnamen fortbestehen liessen, aber Ortschaftsnamen gern umwandelten, über Gallien zu herrschen kamen. Die aus der bojischen Herrschaftszeit stehen gebliebenen Ortschaftsnamen gehören grösseren Städten an. Grössere Städte umzutaufen setzt sich schwer durch. Solche Namen grösserer Städte sind ausser obigem Vesontio noch: Narbo (Narbonne), Tolosa (Toulouse), Tullum (Toul) und Vienna (Vienne). Narbo ist benannt nach Narrabo oder Arrabo an der Raab. Arrab ist die Urform, entstanden aus ar Raab (an der Raab). Es wurde die Stadt einst zerstört und sodann ein wenig von der Raab entfernt wiedererbaut. Weil es nun nicht mehr an der Raab, aber doch nah ar Raab (nahe an der Raab) lag, so nannte man es seither Narraab. [Nach diesem so motivirten Stadtnamen Narrabo oder Narbo nennen wir eine verharschte Wunde, weil sie nicht spurlos verschwand, ebenfalls Narbe.] Tolosa ist nach Tölz benannt. Allerdings lautet Tölz in mittelalterlicher Urkunde Tollense. Diese Namensform wird schon damals, als die Herulen sich an der Ostsee ansiedelten, bestanden haben und von ihnen nach Mecklenburg-Strelitz getragen worden sein. Andererseits beweist aber auch das gallische Tolosa, dass die andere Form Toloso ebenfalls schon urzeitlich neben Tollense herlief. Der Name Tolistoboji dürfte falsche Schreibung für Tolosoboji (Boji aus Tolosa) sein. Tullum, Stadt an der Donau oberhalb Wien, ist nach Tuln benannt. Vienna hat seinen Namen von Wien. Diese grosse Donaustadt wird lateinisch Vindobonum geschrieben; letztere Form beruht aber auf Missverständniss der teutischen Bezeichnung Wien tor Boon (Wien der Boen, der Baiern), wodurch diese Stadt von einem andern damaligen, vielleicht von einem uerischen oder slawischen, Wien unterschieden wurde. Bei der Verpflanzung des Namens nach Gallien wurde der Beisatz der Boen" natürlich weggelassen, weil in Gallien kein unbairisches Wien (Vienna) vorhanden war. Auch der Name Andechs ist in sofern nach Gallien übertragen, als (Volk) Andecaui etwa Andechsgauer heisst. Das berühmte Baierngeschlecht der Fagana scheint am Rhodanus Vocontii hinterlassen zu haben. Die Lingones am rechten ArarUfer, die östlichste Völkerschaft im Lande der gallischen Baiern, sind durch des Arars anderen Namen Sauvona (Saone) [welcher zwar erst bei Ammianus auftaucht, nichts destoweniger aber sehr alt sein muss] als Sau-Anwohner, d. h. als von der Save Hergekommene oder mit anderen Worten als Baiern erkennbar. Seit die Uer grösstentheils aus Ungarn abgezogen

waren, um 4000 v. Chr., hatten die Baiern jene Lande im Besitz. Auch die Carnutes in Gallien werden Baiern sein, welche aus Kärnten nach Gallien zogen. Auch der Name Arar leistet Zeugniss dafür, dass der benannte Fluss westwärts Toordienern und ostwärts Wodandienern Gränze war. Die westwarts Angränzenden, die Lingones, sind so als Toordiener und schon dadurch ziemlich deutlich als Baiern kennzeichnet. Die ostwärts Angranzenden werden die wodanischen Mediomatrici sein. Zu Casar's Zeit waren Letztere immer am obern Theile des Flusses anwohnend; aber ehe die Sequani von ihrer Machtsheimat (Maxima, wie die Römer verstanden), d. h. von der westlichen Schweiz aus an die Saone vorrückten, werden die Mediomatrici auch an der Stelle der casarischen Sequani die Flussnachbarn der Lingones gewesen sein. Nur zweien an diesem Flusse zusammengränzenden Völkern entgegengesetzter Beterichtung war er gleichzeitig haarer Fluss, d. h. linker Fluss. Nur vom Flusse ostwärts wohnenden Wodanen, wie die Mediomatrici, war er links, da die Wodanen nach dem Nordpool gewendet beteten; und nur vom Flusse westwärts wohnenden Toordienern, wie die Baiern, war er gleichfalls haar, da die Toordiener nach dem Südpole gewandt beteten. Aus haarer Fluss oder Fluss Haarhaar machten die Römer Arar. Die Lingones sind unzweifelhaft Boji. Schon ihr Stammname zeichnet sie als Linke, d. h. als Toordiener hin, indem nur die Toordiener die linke Seite für besser als die rechte hielten, die Baiern aber stets eifrige Toordiener waren, ehe sie wenige Jahrhunderte vor dem Eindringen des Christenthums doch noch zum Wodankult abfielen. Weil aber ausser den Boji auch noch andere Toordiener, die südwestteutischen Usken, z. B. die Haedui und Sequani, damals in Gallien sassen, so ist mit der toorischen Religion allein die Baierigkeit der Lingones noch nicht ganz erwiesen. Der aus dem Namen ihrer gallischen Hauptstadt, aus Andematunnum, hervorleuchtende Dialekt der Lingones vervollständigt jedoch den Beweis, und gibt zugleich den Nachweis über den Weg, welchen die Baiern von ihrem Mutterlande aus nach Gallien einschlugen. Sie zogen von Altbaiern nicht in der Absicht aus, Gallien zu erobern, sondern sich in der nachbarlichen Osthälfte der Schweiz festzusetzen. Erst nach langem Aufenthalte daselbst brachen sie von dort nach Gallien auf. Das gallische Andematunnum lässt keinen Zweifel daran, dass die Lingones vordem zu Andermatt am nördlichen Fusse des St. Gotthards gewohnt batten. Die Form Andematunnum lässt deutlich erkennen, dass zur Zeit der Namensübertragung aus der Schweiz nach Gallien die schweizerische Ortschaft noch ander-Matton hiess, also ächt bairische das Ny auslautend ansetzende Form besass. Wären die Lingones Südwestteuten gewesen, so fande sich dieses Ny nicht am Namen. Der Ortschaftsnamen Lungern in Unterwalden kann auch ein Andenken an die Lingones sein.

Da die Spuren des Haltpunktes der Baiern in der Ostschweiz nicht bloss als Erklärung des von den bairischen Auszüglern nach Gallien eingeschlagenen Weges, sondern auch an sich selbst wichtig sind und das Dasein dieses Volkes in vorgeschichtlicher Zeit darthun, so müssen wir auch die noch nicht ganz verwischten Fussstapfen desselben in der Schweiz aufsuchen und betrachten.

Der Städtenamen Arbon am Bodensee ist der an der Raab gewachsene Name Arrabon, welcher damals, als die Baiern bis nach Ungarn hineinreichten, von ihnen nach diesem Seegestade verpflanzt wurde. Der Name Arbon ist nicht etwa römerischen Ursprungs und Umgestaltung aus Arbor Felix. Die Teuten hätten aus Arbor allenfalls Arber, aber sicherlich nicht Arbon gemacht. Die Römer vielmehr gestalteten den vorgefundenen uralten Namen Arbon seelig, worin das Beiwort eben so wohl das Liegen am See als die Seligkeit der Lage wortspielend andeutete, in doppelter Art um, indem sie Arbon zum Lateinwort arbor umformten, selig aber mit felix übersetzten. Charakteristisch für Baiern sind die Ortsnamen auf

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wie

-kofen. In Altbaiern ist ein Mengkofen, Teutenkofen, Zaizkofen, und auch Köfering wird in die Verwandtschaft gehören. In der Ostschweiz finden sich die Ortschaftsnamen Bottigkofen, Dotzikofen, Dettigkofen, Heschikofen, Göttikofen, Istigkofen, Zollikofen, und eine grosse Anzahl von Ortschaftsnamen auf kon, welches aus kofen zusammengezogen, nicht etwa aus der lateinischen Endung cum entstanden ist; denn mehreren dieser Namen auf kon liegt urkundlich mittelteutisches chova zu Grunde, und andere wieder zeigen deutlich auf bairische Ortschaften zurück, welche zwar heute auf hofen auslauten, urzeitlich aber zu denen auf kofen gehört haben werden. So ist das schweizerische Pfäffikou doch wohl das bairische Pfaffenhofen. Man irrt, wenn man Pfaff für ein erst in christlicher Zeit entstandenes Wort hält. Schon das auslautende Ny ist ein Zeugniss, dass diese Namen von Baiern gepflanzt und gehandhabt sind; denn die Südwestteuten die Schwaben sowohl als die Isken, die Urschweizer liessen dieses Ny schon in tiefer Urzeit wegfallen. Auch die schweizerischen Ortschaftsnamen auf stetten, Altstetten, Bonstetten, Dänstetten, Höchstetten, Hofstetten, Märstetten, Wegenstetten sind Baiernspuren; denn diese Endung ist ebenfalls spezifisch bairisch. Sämmtliche vorgenannten Ortschaften_liegen östlich der Reuss, und da sich die Endung kon hauptsächlich im Kanton Zürich behauptet hat, so scheinen hauptsächlich in diesem Bezirke die Baiern massenhaft gesessen oder aus diesem Bezirke weniger massenhaft nach Gallien ausgewandert zu sein. Das Cham am Kamp im Erzherzogthum Oesterreich erscheint am Zugersee als Chaam. Eben dieser Kamp in Oesterreich hat vielleicht ein Spiegelbild an der in die Töss fallenden Kämpt (in Zürich). Sicherer ist die Klön im Kanton Glarus eine Abspiegelung der in die Ammer fallenden Glon und die in die Thur fallende Murg eine Spiegelung der in die Nab fallenden Murach. — Von diesen Namen kann man nicht sagen, es sei möglich, dass sie von den aus Gallien nach Italien gerichteten Bojerzügen herkommen, denn von letzteren konnten Ortsnamen des bairischen Landes, welche nicht nach Gallien übertragen waren, nicht nach der Schweiz verbracht werden.

Auch die toorischen Taurisci (die Taurischen) in den Tauern Norikums dienen zur Bestätigung des Baiernzuges nach Gallien, selbst wenn sie keine Baiern (Osken), sondern Uer (Usken) sind; denn dass die Taurisci der Stamm einiger gallischen Völkerschaften sind, ist kaum zu bezweifeln, und nur im Anschluss an die toorischen Boji konnten schwache toorische Aussendungen neben wodanischen mächtigen Völkern Platz finden und behalten. Die taurischen Ambidrani und Ambisonti sind unverkennbar ein Volk mit den am Kanal wohnhaften Ambiani, Ambiliati, Ambivariti. Es sind dies religiöse Namen. Diese Toordiener gehörten zu der grossen Secte, welche die Toorgemahlin besonders innig verehrten, und da diese kleinen Stämme vermöge ihrer engen Zusammengehörigkeit die Toorgemahlin, welche bei anderen Völkern Sif, Iris, Terra, Berekynthia, Kybele etc. hiess, Amme (= Mutter) nannten, so nannten die Einen sich Ambidrani (Bethräner der Amme), die Andern Ambisonti (von der Amme Besonnte), die Dritten Ambiliati (Amme-Beliederer), die Vierten Ambiani (Amme-Beahner), die Fünften Ambivariti (von der Amme Bewahrte). Möglich ist, dass sie für Amme in ihrem Dialekte Ambi sagten. Jedenfalls hat dieses hier anlautende ambi Nichts mit dem griechischen augi zu schaffen.

Diese Masse geografischer Anzeichen, dass ein von Altbaiern ausgegangenes toordienerisches Volk ächt bairische Fluss-, Ortschafts und Völkernamen urzeitlich über Gallien ausbreitete, sind bisher unbeachtet geblieben, müssen aber vom Geschichtsforscher erwogen werden; und wer sie erwägt, der wird es höchst wahrscheinlich finden [höchste Wahrscheinlichkeit ist eben das, was die Geschichtschreibung Gewissheit nennt], dass dieses von Altbaiern ausgegangene Volk eben die Baiern und dass die gal

lischen Boji eben dieser Ausfluss Altbaierns sind. Nach solchen Kundgebungen bairischer Herrschaft über Gallien darf Niemand mehr behaupten, das Baiernvolk sei erst im 6. Jahrhundert n. Chr. entstanden, das Land Baiern erst damals teutisch geworden und die in Gallien auftauchenden oder aus Gallien hervorkommenden Boji seien ein unteutisches und auch kleines Volk, von welchem man nicht einmal wisse, wo in Gallien sein Schlupfwinkel gewesen sei. Nach einer Herrschaft von einem Jahrtausende unterlagen die Boji niederteutschen Gallen, d. h. Franken, welche Kybelediener waren und nach den Kybelepriestern, den galli, selbst auch sich Gallen nannten. Was von Boji nicht im Kampfe fiel oder aus Gallien abzog, das wurde unterjocht. Seither konnte der Volksname Boji nicht mehr in Gallien vorkommen. Die Namen Boji und Boia waren nun abgeschafft und die Namen Galli und Gallia an deren Stelle getreten. Diejenigen Boji, welche Cæsar dort kennen lernte, waren neu dahin gezogene Baiern. Das von den Römern berichtete Eindringen von Galliern nach Italien ist eben das Abfliessen der von den niederteutischen Galli verdrängten Boji. Das Verdrängen der Boji aus Gallien durch die ächten Galli hat demnach schon im Anfange des sechsten Jahrhunderts v. Chr. oder noch früher begonnen. Dasselbe scheint sich nur allmählich im Laufe dreier Jahrhunderte vollendet zu haben, da der von Brennus geführte Zug der Sennonen um 404 v. Chr. eintrat. Es ist aber der Sennonenzug gewissermassen eine Fortsetzung des Sigovesuszuges. Die Namen Belowesus und Sigowesus enthalten wichtige Geschichtsbelehrungen. Die sogenannten Zuge des Belowesus und Sigowesus waren toorische Unternehmungen zur Züchtigung der Wodanen. Letztere theilten sich in Wodandiener engern Sinnes und in Tyrdiener. Da Wodan auch Baal hiess, so sagte man anstatt Wodaner auch Bäler [der Name Belgae ist Balige], und da Tyr auch Sig heisst, so sagte man statt Tyrdiener auch Siger. Die Bäler waren im Polande, die Siger im Niederteutenland bei den Esken und am Niederrhein vorherrschend. Als die Boji in Gallien von den niederrheinischen Belgae und Sigern bedrängt waren und einsahen, dass ihnen auf die Dauer zu widerstehen unmöglich sei, werden sie sich entschlossen haben, Gallien zu verlassen, bevor sie aufgerieben wären, und in ungeschwächter Macht auswandernd sich an den Religionsgenossen der Baler in Gallien, nämlich an den Esken Niederteutenlands und an den Schwaben des Polandes, zu entschädigen. Die nach dem Polande abziehenden Boji nannten sich Bälorwes or oder, mit Verdampfung des Rho in Balor, Balowe sor (d. h. Witziger der Balor, indem ein bojisches Zeitwort wesen für witzigen nicht unwahrscheinlich ist), und die gegen die Esken ziehenden Boji nannten sich Sigowesor (d. h. Witziger der Siger), weil sie sich vorsetzten, diese Wodanen zu züchtigen. Wie man heute der Russ', der Franzos' anstatt die Russen, die Franzosen sagen hört, so sagte man damals der Belowesor, der Sigowes or anstatt die Belowesor, die Sigowes or und so kam es, dass spätere Geschichtschreiber einen Belovesus und einen Sigovesus als Anführer der zwei Züge ansahen. Der Sigoweserzug erreichte seinen Zweck in Niederteutenland vollständig; denn er besjegte die Esken, wie aus deren Oisirung hervorleuchtet. Diese Oisirung ging allerdings nicht so weit, dass die Esken geradezu genau bojisch zu reden sich gewöhnt hätten, aber sie bestand in Gründung einer eigenartigen Vorliebe für o, gemäss welcher nicht nur sehr viele a zu o umschlugen (z. B. do, jo, olt, Hoor, Joor, gor, Poor anstatt da, ja, alt, Haar, Jahr, gar, Paar), sondern auch viele u sich zu o umwandelten (z. B. Moder statt Mutter). Dies ging damals viel weiter als im heutigen Niederteutisch. Eine beim Abzuge der Sennonen eintretende Aïsirung stellte die meisten u und a wieder her. Die so eben dargelegte Oisirung des Eskendialektes lässt uns allerdings darüber im Ungewissen, ob sie von gallischen Boji oder von Baiern in Teutenland herrührt. Diese Frage entscheidet sich aber durch den Namen Weser. Dieser ist

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