Oldalképek
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cream-faced, glass-faced, broad-fronted, demi-devil; auch neugeprägte Verba, wie stage, friend, lip, chalk. Solche und viele andere Ab. weichungen und Wandelungen im Wortschatze sind gewiß nicht (oder doch nur zum geringsten Theil) auf den Zufall oder die Laune zurückzuführen, sondern sie erklären sich theils aus der lebendigen Sprachentwicklung, theils aus der wechselnden Mode und literarischen Einflüssen, aus Aenderungen im Geschmack und im Stil, endlich nicht am wenigsten aus der allmählich umgestalteten Lebensanschauung und neuen Lebenserfahrungen. Sie sind daher auch vom kulturhistorischen und psychologischen Standpunkt aus einigermaßen von Interesse.

Es ist z. B. gewiß nicht Zufall, wenn in Jugenddichtungen Shakespeare's das Schlachthaus so oft erwähnt wird, oder von Jagd und Falkenbeize mehr die Rede ist, als in den späteren Dramen, wenn in mittleren Dramen großstädtische Slang-Ausdrücke oder Worte, die sich auf die Fechtkunst beziehen, mit Vorliebe gebraucht werden, wenn an die Stelle einfacher, volksthümlicher, altmodischer Epitheta allmählich mehr gewählte, gekünstelte, gezierte treten, wenn solche Wörter, die einen sinnlichen, ästhetischen Eindruck bezeichnen, wie beauteous, beautiful, bright, fragrant, später selten oder gar nicht gebraucht werden, dafür aber andere Wörter in Gebrauch kommen, die mehr Empfänglichkeit für das Charakteristische, psychologisch Bedeutsame zeigen.

Bei sorgfältigem und wiederholtem Lesen von Shakespeare's Dichtungen bildet sich so allmählich ein gewisses Stilgefühl in Bezug auf den Wortschatz aus; man lernt nicht nur den Stil von frühesten und spätesten Werken, sondern mit der Zeit auch eine oder zwei mittlere Perioden unterscheiden.

Nach und nach drängt sich die Ueberzeugung auf, daß das, was das Stilgefühl lehrt, sich auch durch eine statistische Untersuchung des Wortschatzes erweisen lassen muß.

In dieser Ueberzeugung wurde ich noch durch eine andere Beobachtung befestigt. Ganz gewöhnlich ist es bei Shakespeare, daß innerhalb einer und derselben Dichtung charakteristische Wörter wiederholt gebraucht werden, die sonst selten oder gar nicht wiederkehren. Ich habe solche Ausdrücke als Wortechos bezeichnet. Den früher schon gegebenen Belegen füge ich noch einige Beispiele hinzu.

Im Hamlet kommen wiederholt (aber sonst nie bei Shakespeare!) die folgenden Wörter vor: an-end, assign, game (vb.), horridly, impone, pressure, redeliver, sables, shipwright, spokes, swounds, unition.

Im Lear sind folgende Dislegomena zu verzeichnen: conjunct, dowerless, houseless, machination, suspend.

Im Coriolan: cluster, consulship, derogate, pleader, precipitation,

side (vb.), tyrannical.

Zahlreiche andere Beispiele finden sich in den folgenden Listen. Ebenso kann man aber auch besonders häufig Uebereinstimmungen in ganz seltenen Wörtern zwischen solchen Dichtungen beobachten, die nach allgemeiner Annahme einander chronologisch sehr nahe stehen. Die folgenden Listen werden reichliche Beispiele geben.

Man darf also annehmen, daß der Dichter nicht bloß in jeder Periode, sondern in jedem Jahre fast seinen besonderen Vorrath von Lieblingswörtern hatte. Folglich ist es sehr wahrscheinlich, daß eine systematische Vergleichung von Shakespeare's Wortschatz mit Hilfe von A. Schmidt's vorzüglichem Wörterbuch einige Anhaltspunkte für die relative Chronologie geben wird, vielleicht sogar genauere als die unter einander doch oft widersprechenden metrischen Kriterien.

Nur die seltensten sich wiederholenden Wörter, d. h. die überhaupt bei Shakespeare nur zwei- oder dreimal vorkommenden, sind in den folgenden Listen berücksichtigt, weil die seltensten Wörter doch im Ganzen die am meisten charakteristischen sind. Freilich muß auch hier natürlich der Zufall in Rechnung gezogen werden. Es wird sich aber aus den folgenden Listen ergeben, daß der Zufall doch eine geringere Rolle bei der Wiederkehr eines seltenen Wortes spielt, als gewöhnlich wohl angenommen wird.

Es muß aber gleich hier darauf hingewiesen werden, daß die Listen nicht ganz mechanisch und äußerlich zu betrachten sind. Es muß zunächst berücksichtigt werden, daß Shakespeare's Dichtungen ja sehr verschieden an Umfang sind, daß also die Häufigkeit der Uebereinstimmungen nur relativ von Bedeutung ist. In so umfangreichen Dramen wie z. B. Hamlet, Troilus und Cressida, Antonius und Cleopatra sind natürlich von vorn herein viel mehr Parallelwörter zu erwarten, als z. B. in der Komödie der Irrungen oder im Sommernachtstraum.

Sodann ist der ähnliche oder verschiedene Charakter und Stoff der Dichtungen auch etwas in Rechnung zu ziehen; wir werden aber sehen, daß die Häufigkeit oder Seltenheit von Parallelwörtern doch dadurch nicht sehr beeinflußt wird.

Endlich ist es nicht gleichgültig, ob ein seltenes Wort nur bei Shakespeare selten, sonst aber häufig belegt ist, oder ob es überhaupt

selten, ob es von Shakespeare neu geprägt ist. Ein charakteristisches Wort, wie lily-livered, smooth-faced, black-browed wiegt z. B. schwerer, als manche andere Uebereinstimmungen.

Daß aber schon ein ganz mechanisches Auszählen der Wörter bemerkenswerthe Ergebnisse liefert, sei an einigen leicht nachzuprüfenden Beispielen gezeigt.

In den folgenden Wörterlisten sind die Dichtungen nach ungefährer chronologischer Reihenfolge angeordnet. Diese Reihenfolge ist nicht etwa aus wortstatistischen Kriterien erschlossen, sondern beruht im Wesentlichen auf der von Furnivall und Dowden festgestellten Anordnung, sowie auf metrischen und stilistischen Merkmalen; sie soll keine definitive, sondern nur eine provisorische sein, und ist im Einzelnen vielleicht verbesserungsbedürftig. Es wird sich aber schon bei flüchtigem Durchmustern der Listen zeigen, daß die von anderen Gesichtspunkten ausgehende Chronologie in vielen Fällen durch wortstatistische Kriterien auffallend bestätigt wird.

Ich theile nun auf den folgenden Listen die nach den einzelnen Dichtungen zusammengestellten seltenen Wörter in vier Gruppen ein, entsprechend den vier Perioden die ich annehme:

I. Heinrich VI., Erster Theil (H. 6 A.) bis Sommernachtstraum (Mids.), etwa die Periode von 1588-94 umfassend; II. Zähmung der Widerspenstigen (Shr.) bis Heinrich V. (H. 5), etwa 1594-99;

III. Hamlet bis Macbeth, etwa 1600-1606;

IV. Coriolan bis Heinrich VIII. (H. 8), etwa 1606-1612. Die Einordnung der Dichtungen in diese Gruppen wird nicht auf viel Widerspruch stoßen, wenn auch die Reihenfolge der Dichtungen innerhalb einer Gruppe bei Manchen zunächst Bedenken erregen wird; bei etwaigen Zweifeln können aber die betreffenden Dichtungen nach Belieben anders gesetzt oder ausgeschaltet werden, ohne daß wahrscheinlich die Resultate der folgenden Rechenexempel erheblich verändert werden. 1)

Die folgenden Listen zeigen nun, daß ganz regelmäßig die seltenen Wörter, die innerhalb einer Dichtung vorkommen, gerade in derjenigen Periode am häufigsten wiederkehren, der sie selbst angehört. Und zwar läßt sich sogar mit einiger Wahrscheinlichkeit ermitteln,

1) Die zuletzt gestellten Sonette, welche sich wahrscheinlich auf einen längeren Zeitraum (etwa 1592–98) vertheilen, sind bei der Zählung unberücksichtigt geblieben.

ob die betreffenden Dichtungen mehr an den Anfang oder an das Ende der Periode zu setzen sind. Bei den frühesten Dichtungen. fällt der Schwerpunkt ganz in den Anfang der ersten Periode, er verschiebt sich dann allmählich immer weiter, bis in den spätesten Dichtungen die meisten Parallelwörter in die letzte Periode fallen. Die Regelmäßigkeit nnd Stetigkeit in der Verschiebung des Zahlenverhältnisses ist geradezu überraschend.

Die Dislegomena vertheilen sich z. B. bei den folgenden Dramen in dieser Weise:

[blocks in formation]

Alle diese Dramen gehören der ersten Gruppe an und haben dementsprechend die Mehrzahl der Parallelwörter innerhalb dieser Gruppe; aber das numerische Uebergewicht der ersten Gruppe über die anderen nimmt der angenommenen Reihenfolge entsprechend immer mehr ab. Vergleichen wir nun ein paar Dramen der zweiten Gruppe, so finden wir schon ein anderes Bild:

[blocks in formation]

Hier stimmt nur bei Rich. 2. das Zahlenverhältniß nicht ganz genau zur angegebenen Reihenfolge (vermuthlich, weil der Gesammtumfang der Dichtungen der zweiten Periode etwas geringer ist); bei Merch., H. 4 A., H. 4 B., aber liegt ganz richtig der Schwerpunkt in der zweiten Gruppe. Zur Vergleichung seien hier aus den noch. nicht veröffentlichten Listen ein paar Zahlen-Verhältnisse von Dramen der dritten und vierten Gruppe gegeben:

[blocks in formation]

Trotz kleiner Unregelmäßigkeiten im Einzelnen stellt sich somit schon, wenn wir die Dislegomena allein betrachten (also bei numerisch sehr dürftigem Material), die von Anfang an vermuthete Stetigkeit in der Wandelung des Wortschatzes zur Evidenz heraus.

Daß die Zahlenverhältnisse nun nicht etwa zufällige sind, ergibt sich aus einer Vergleichung der Trislegomena. Denn hier wiederholen sie sich mit fast derselben Stetigkeit und Regelmäßigkeit, z. B.:

[blocks in formation]

Freilich würde man aus den Trislegomena allein kein ganz genaues Bild von der Reihenfolge mehr gewinnen; mit den Dislegomena zusammen genommen, dazu addiert, dienen sie indessen zur Bestätigung, Ergänzung und Berichtigung der Chronologie.

Durch die Wortstatistik wird z. B. der Schluß nahegelegt, daß Mids. an das Ende der ersten Periode (um 1594) fällt, nach Rich. III. und Romeo, ein Ergebniß, was genau mit dem auf andere Weise ermittelten übereinstimmt (vgl. Archiv f. n. Spr. Bd. 95, S. 299.) Ferner wird bestätigt, daß Rich. II. erst nach Rich. III., daß Venus und Adonis nicht an den Anfang, sondern etwa in die Mitte der ersten Periode fällt, daß der erste Theil von Heinrich VI. noch vor Titus Andronicus anzusetzen ist, daß der Kaufmann von Venedig nicht lange vor dem ersten Theil von Heinrich IV. gedichtet sein kann, daß die Lustigen Weiber von Windsor sich eng daran anschließen, endlich daß Verlorene Liebesmüh mit Lucretia zeitlich ganz nahe zusammengehört.

Bei einigen, besonders kleineren Dramen allerdings läßt sich nur ein ungefährer Anhaltspunkt für die Chronologie gewinnen; es sind dies entweder solche, denen ältere Stücke zu Grunde liegen, bei denen aus diesem Grunde der charakteristische Stil Shakespeare's sich nicht in demselben Maße geltend machen konnte, wie z. B. Zähmung der Widerspenstigen, König Johann; oder nur zum Theil von Shakespeare herrührende (z. B. Pericles, Timon); oder solche, die nicht aus einem Gusse zu sein scheinen, bei denen die Abfassung der einzelnen Theile vielleicht mehrere Jahre aus einander

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