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Miscellen.

Actual in der Bedeutung,,dermalig, gegenwärtig".
(vgl. Archiv VII, 73; IX, 161; X, 172.)

Eine vor Kurzem für Gersdorfs Leipz. Repertorium geschriebene Recension der neuen Ausgabe des Webster brachte mir zufällig eine Streitfrage in's Gedächtnig, an der Hr. Dr. Voigtmann vor einiger Zeit in diesen Blättern, mehr beißend als beweisend, Theil genommen hat.

Unter anderen Fortschritten des trefflichen amerikanischen Werkes erwähnte ich dort die außerordentlich sorgfältige Beachtung des Sprachgebrauches, mit welcher der Berfasser bemüht gewesen ist au tausend Stellen die Lücken zu füllen, welche bei einem lexikalischen Werke unvermeidlich sind. Gin Beispiel biervon nun findet sich unter dem Worte Actual, bei welchem Webster die früher nicht bemerkte Bedeutung zu den vier bereits vorhandenen in besonderer Rubrik einschaltet: 3. existing at the present time; as, the actual situation of the country. Diese Entdeckung war mir um so willkommener, als sie den Beweis_liefert für die Richtigkeit meiner Voraussetzung), daß die in Frage stehende Bedeutung des Wortes von den englischen Lexikographen einfach überseben worden sei; eine Vorausschung oder vielmehr eine sichere Ueberzeugung, die sich bei mir beiläufig auf Tausende anderer Wörter und Bedeutungen erstreckt. · Ich könnte mich mit diesem Zeugnisse eines englischen Lerikographen begnügen oder auch vielleicht dasselbe nach Hr. Dr. Voigts mann's Weise ausbeuten, um über seine völlige Unkenntniß“ des jeßigen Sprachgebrauchs, sowie der neuern englischen Lexikographie, u. s. w. zu ironisiren, wenn mir an solchem unritterlichen Kampfe das Mindeste läge.

Nur noch eine Thatsache sei erwähnt, die sich mit Phrasen nicht wird beseitigen lassen, und welche Hrn. Dr. Voigtmann's „völlig falsche Aufsfassung“ eines kurzen englischen Saßes darthut, ohne daß ich daraus in Hrn. Dr. Voigtmann's fübner Folgerungsweise seine „totale Unkenntniß der Sache“ oder den „krostlosen Zustand seiner oder anderer legikalischen Versuche darthun will.

Im Archiv (VII, 75) war ein Beispiel von mir gegeben worden, dessen Hauptinhalt ich hier kurz wiederholen will: das Athenæum erzählt, daß im Jahre 1847 ein Breslauer Schneider, Hr. Bauer, der zufällig im Besiße eines von Friedrich dem Großen geschriebenen Briefes war, diesen Brief an den jezigen König (Fries drich Wilhelm IV.) eingesandt habe und statt aller Belohnung he asked as his reward only an autograph letter of the actual king"; dieses actual will r. Dr. Voigtmann auf Friedrich den Großen beziehen und gesteht selbst in dieser seiz ner (falschen) Auffassung die Uebersetzung von actual durch jeßig zu. Da aber das Geschichtliche der Sache ist, daß der Schneider einen eigenhändigen Brief von Friedrich Wilhelm IV. gewünscht hat, wird sich Hr. Dr. Voigtmann wohl mit meiner Erklärung begnügen müssen. Ich will ihm vollständig überlassen seinen beleidigenden Ton in das Geständniß umzustimmen, selbst geirrk zu haben, oder auch,

*) Nach Hr. Dr. Voigtmanns Worten (Archiv IX, 165) „durfte“ ich nâmlich die Voraussetzung nicht wagen, daß Johnson, Webster, Richardson blos vers säumt hätten, die fragliche Bedeutung in ihre Wörterbücher aufzunehmen!

was sich eber vermuthen läßt, etwa die Behauptung aufzustellen, daß meine „englischen Gewährsmänner“ nicht so gut englisch gekonnt haben, als Hr. Dr. Beigts mann selbst, dessen Autorität mir aber mindestens die des Webster und des Burke (denn aus diesem belegt Webster die oben angegebene Bedeutung) für den gegens wärtigen Fall nicht aufwiegt. Schließlich verweise ich auf die Geschichte einer großen Anzahl englischer Wörter (vgl. Archiv IV, 130–136), die gegenwärtig vollkommenes Bürgerrecht haben, obgleich sie eine Zeit lang ganz anderen Stürmen der englischen Kritik ausgescht waren, als der ist, den Hr. Dr. Voigtmann jezt gegen das arme Wörtchen Actual in seiner Bedeutung „dermalig, gegenwärtig“ anzufachen „versucht“. Tačel und Satire werden auch hier verrauchen, während die Sprache selbst mit sicherem Tacte das Brauchbare beibehält, das Unnüße auss scheidet (Archiv VII, 147).

Leipzig.

Dr. Felix Flügel.

Ueber den imperativ in der französischen sprache.

Das präsens des imperativs hat in den indisch (asiatisch) - europäischen sprachen ursprünglich die stammform des verbs, wie dieselbe im präsens des indikativs erscheint, und er unterscheidet sich von dieser tempusform nur durch die personal-endungen. 1) Eine ausnahme macht jedoch die 1ste person, die eine dem konjunktiv oder let ähnliche form zeigt, 2) und im zend wirklich als konjunktiv gebraucht wird3).

Im neufranzösischen stimmt das präsens des imperativs in der 1sten person plur. und 2ten person sing. und plur. mit dem präsens des indikativs, in der 3ten person sing. und plur. mit dem präsens des konjunktivs genau überein, selbst in betreff der personal-endungen. Die verben être, avoir und vouloir haben auch in der 1sten person plur. und 2ten person sing. und plur. eine dem konjunktiv gleiche form, eine eigenthümlichkeit, die sich auch in andern romanischen sprachen findet.

Sind diese formen nun wirklich imperativen, oder sind sie theils indikativen, theils konjunktiven?

Was die 1te person plur. und die 2te person sing. und plur. betrifft, so kann ich diese, in berücksichtigung der analogie des italienischen und spanischen, nur für imperativen halten. Die personal-endung s erkläre ich, wie bei der 1sten person sing., als euphonischen buchstaben.

Die 3te person sing. und plur. halte ich hingegen für konjunktiven, mit optativischer bedeutung, nicht allein wegen ihrer form, sondern auch weil sie gewöhnlich mit que verbunden sind; auch habe ich sie bereits in meiner grammatik als solche erklärt.

Die 1ste person plur. und 2te person sing. und plur. von être, avoir und vouloir endlich halte ich jetzt, wider meine frühere, in meiner grammatik ausgesprochene ansicht, auch für konjunktiven, weil sois und aie sich nicht mit es und habe vermitteln lassen, und weil vom lat. volere, der bedeutung wegen), kein imperativ gebildet wird.

Dies meine ansicht über einen punkt der französischen grammatik, in welchem wir bis jetzt, wie in vielen andern, ohne weitere erörterung den französischen grammatikern gefolgt sind.

Bielefeld.

Franz H. Strathmann.

1) Bopp, vergleichende grammatik, §. 177 u. f. 2) Ebendaselbst, §. 722. 3) Ebendaselbst §. 725. 4) Einige französische grammatiker (s. Girault-Duvivier, ch. V, art. XII, §. III) wollen veuillez auch nicht als imperativ zulassen.

Die Romanze vom Grafen Alarcos.

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Das Interesse für die ältere spanische Literatur, das in Deutschland von der romantischen Schule hervorgerufen war, ist zugleich mit ihr erloschen; wenigstens beim nicht speciell literarischen Publicum findet dieselbe trotz der neueren verdienstlichen Bemühungen eines Schack, Huber, Clarus, Wolf, Regis u. s. w. nur noch schwachen Anklang. Man schwärmt nicht mehr für Ritterchre, Minnedienst und Vasallentreue, man blickt nicht mehr rückwärts ins Sagendunkel der Vergangenheit, sondern vorwärts in die drängende Gegenwart und die dámmernde Zukunft, die der Pocsie gang andere Probleme darbietet, als jene zugleich mit der mittelalterlichen Anschauungsweise überwundenen. Wozu denn eine Uebertragung des Conde Alarcos, den schon Friedrich Schlegel zu einem wunderlichen, überkünstelten, seiner Zeit viel verspotteten Drama benußte? Die Antwort liegt in der hiermit ausgesprochenen Hoffnung, daß gerade diese, so viel ich weiß, noch nicht ins Deutsche übertragene, von einem Anonymus wahrscheinlich aus dem vierzehnten Jahrhundert stammence Romanze, eine der ältesten unter den romances caballerescos des romancero, von der Bouterweck und Sismondi nur eine_Inhaltsanzeige geben, auch jezt noch allgemeineres Interesse gewähren könne. Sie entwirft in volksthümlich naiver, episch geschwäßiger, aber zugleich dramatisch erschütternder Weise ein bedeutungsvolles Gemälde ibrer Zeit und das dieselbe beherrschenden Princips. Der so oft in der Poesie des Mittelalters emportauchende Conflict zwischen Vafallentreue und persönlichem Recht ist in ihr zur höchsten tragischen Svize empor getrieben. Daß der Monarch die Ermordung seines Weibes als ein Opfer für die königliche Ehre verlangt, ist nach damaliger svanischer Anschauungsweise ganz in der Ordnung, er hat dazu ein traditionelles Recht:

,,Denn der Kön'ge Ruf zu retten,

Starben manche schultlos schon,"

auch daß der Graf ohne Widerspruch dies Ovfer bringt, wird Niemanden wundern, der aus svanischen Dramatikern die Religion der Ehre und ihre unabweislichen Gebote fennt.

Was aber dem Gedichte eine höchst eigenthümliche Bedeutung giebt, ist der unerwartete Ausgang desselben, in dem die sich selbst einseitig und willkührlich be stimmende Gerechtigkeit von der göttlichen Strafe ereilt wird. Gr beweist, daß das Volksbewußtsein, als dessen unverkünftelter Ausdruck diese einfache Romanze angesehen werden darf, diesen ethischen Gonflict auf andere Weise löst, als die späteren ritterlichen Dichter thaten.

Der Kern dieser Romanze, das wird doch jeder zugeben, ist übrigens ein ächt dramatischer, der troß Schlegels mißlungenem Versuche einen neueren Dichter reiz zen könnte.

Obgleich der alte Grzähler im höchsten Grade kunstlos verfährt, Nebendinge weitläuftig behandelt und Wesentliches, selbst die Katastrophe, nur kurz andeutet, so enthält sein Gedicht bei allen seiner Auseinanderscßung bedürtenden Mängeln doch Schönheiten und einzelne, durch Kraft und Naturwahrheit rübrende und erz greifende Züge, die vielleicht ein neuerer, bewußtvoll suchender Dichter nicht gefunden hatte, und überragt in der Situationsmalerei die meisten anderen Romanzen dieser Zeit.

In meiner Nachbildung gab ich so viel wie möglich das Original selbst mit seinen Robbeiten und seiner Unbeholfenheit wieder, ich verwischte, verschönerte und verz besserte Nichts. Ob es mir jedoch gelang, die kraftvolle Naivetät und populare Einfachheit, die Gefahr der Plattheit dabei vermeidend, ganz wieder zu geben, glaube ich kaum, habe aber um des Verses willen nichts Wesentliches am Texte verändert. Die Romanze afsonirt von Anfang bis zu Ende in ia, eine Gigenthümlichkeit, die sich im Deutschen nicht wohl wiedergeben ließ; man weiß ja wie gezwungen zum Beispiel die U-Assonanz in Tieck's Zeichen im Wald e herauskommt. · Ich zog es deshalb vor, statt der Assonanzen, für die nur wenige deutschen Leser ein Ohr haben, den männlichen Reim anzuwenden, der, auf eine

reimlos austönende Zeile folgend, dem an und für sich schen so monotonen trochäischen Bierfüßler etwas mehr Wechsel und Farbe zu geben vermag.

Romanze vom Grafen Alarcos.

Einsam wohnet die Infantin,
Einsam, wie gewohnt sie war,
Doch es bietet kein Genügen
Ihr das stille Leben dar.
Denn sie sichet, wie die Blume
Ihrer Jahre schon verblüht,
Und wie doch sie zu vermählen,
Sich der König nicht bemüht.
Bei sich selber pflegt sie Rathes,
Wem sie sich entdecken kann,
Und beschließet drauf, dem König,
Wie sie es so oft gethan,
Ihr Geheimniß mitzutheilen
Und die Absicht, die sie hegt.
Echnell folgt ihrem Ruf der König,
Den ihr Bote zu ihm trägt,
Und er siehet, wie sie einsam,
Einsam, ohne Freude lebt,
Sicht wie um ihr schönes Antlig
Mehr, als je die Trauer schwebt.
Doch er sollte bald erfahren
Was der Grund war ihrer Pein :
Was ist das, o sagt's, Infantin
Was ist das, mein Töchterlein,
Kommt, vertraut mir Euren Kummer,
Gebt nicht hin Euch Eu'rem Leid,
Hab' ichs erst von Euch erfahren,
Hab' ich Hülfe schon bereit.
...Noth ists wahrlich, guter König,
Noth, daß Ihr mir Hülfe bringt,
Da Ihr mich von meiner Mutter
Als der Liebe Pfand empfingt.
Schamhaft mag ich nur Euch bitten,
Und mit Freude wahrlich nicht,
Denn die Sorge für die Tochter
War, o König, Eure Pflicht.'
Als gehört er ihre Bitte,

Er erwiedernd also spricht:

"

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Jene Schuld, Ihr wißt's, Infantin,

War die Eu're, meine nicht,

Denn zum Gatten war bestimmt Euch
Jüngst der Fürst aus Ungarland,
Doch Ihr ließet nicht die Boten
Vor Euch, die er Euch gesandt,
Wußtet doch, daß hier am Hofe
Euch ein würd'ger Freier fehlt;
Den allein ich könnte nennen,
Graf Alarcos ist vermählt."
....König, bittet Graf Alarcos,
Daß zu Tisch er Gast Euch sei,
Und mit ihm von mir dann redet,
Wenn die Mahlzeit ist vorbei,

Sagt: er foll des Schwurs gedenken,
Den er mir geschworen hat,
Dessen, was er mir versprochen,
Und warum ich nie ihn bat,
Wie mein Mann er wollte werden,
Wie sein Weib ich sollte sein.
Höchlich war ich drob erfreuet,
Fühlte nicht der Neue Pein.
Nahm die Gräfin er zum Weibe,
So gedenk er des voll Scham,
Er ist Ursach, daß zum Gatten
Nicht ich Ungarns König nahm;
Nahm die Gräfin er zum Weibe,
So ist sein die Schuld, nicht mein."
Als der König solches höret,
Scheint er außer sich zu sein
Bis er, ernst in sich gekehret
Zornerfüllt die Worte spricht:
Solchen Rath, o schlimme Tochter,
Gab Euch Eure Mutter nicht;
Schlecht habt Ihr in Acht genommen
Woran meine Ehre hängt,

Ist es Wahrheit, was Ihr saget,
Ward die Eure schon gekränkt;
Seine Frau fönnt Ihr nicht werden,
Nie, so lang die Gräfin lebt,
Ob durch Richterspruch die Heirath,
Ob durch Güte wird erstrebt.
In des Volkes bösem Leumund
Hängt Euch stets ein Makel an,
Zeiget, Tochter, mir den Ausweg,
Den ich selbst nicht finden kann,
Denn schon todt ist Eure Mutter,
Die mir oftmals Rath gebracht. “
,.., Guter König, nun so höret
Was ich habe ausgedacht:
Tödten soll der Graf die Gräfin,
So, daß Niemand es erfährt
Und dann sagen, daß in Krankheit
Sich ihr Leben hat verzehrt.
Später geb' ich dann dem Grafen
Im Geheimen meine Hand,
Also bleibt von meiner Ehre
Jeder Makel abgewandt.““
Drauf von dannen geht der König,
Nicht so fröhlich, wie er kam,
Sondern traurig, voll Gedanken
Ueber das, was er vernahm,
Sichet Graf Alarcos stehen
Der zu ein'gen Rittern spricht:
Lieb' und Dienst den Frauen weiben,
Glaubt mir, lohnt der Mühe nicht,

Denn umsonst sind alle Dienste, Wenn man Treue nicht gewann, Aber hört: was hier ich sage Wendet nicht auf mich es an; Früh schon hab' ich ihr gedienet, Die ich liebte, ach, wie sehr! Doch wie feurig auch die Liebe, Jeho lieb' ich sie noch mehr,

Darum paßt auf mich das Sprichwort: Alte Liebe rostet nicht.

Aber sich, es kommt der König, Während noch er solches spricht; Um ihn höflich zu begrüßen Tritt Alarcos schnell hervor, Und der gute König raunet Eilig ihm dies Wort ins Chr: „Graf, ich lüde gern auf morgen Euch zur Tafel bei mir ein, Wollt bei freundschaftlichem Mahle Ihr ein werther Gast mir sein? ,,Herr, was Eu're Hoheit wünschet, Bin zu thun ich gern bereit, Eu're föniglichen Hände Küß ich für die Artigkeit. Morgen will dr'um hier ich bleiben, Ob mein Herz auch heim mich treibt, Denn die Gräfin harret meiner, Wie der Brief sagt den sie schreibt." Nach der Messe sezt der König Sich zu Tisch am nächsten Tag, Nicht, daß Eßluft ihn getrieben, Sondern was im Sinn ihm lag, Wollt er jegt dem Grafen sagen. Reichlich war und schön das Mahl, Wie's dem König ziemt, die andern Alle gingen aus dem Saal. An der Tafel mit dem Grafen Blich der König noch zur Stund, Und weshalb er ihn beschieden Machte er ihm jezo kund: „Graf, ich hab' Euch mitzutheilen Was mir keine Freude macht, Euer feig', unedles Handeln Hat mir Kummer viel gebracht. Ihr versprachet der Infantin Das, worum sie nie Euch bat, Zur Gemahlin sie zu nehmen, Was sie sehr gefreuet hat; Habt ihr anders Euch besonnen, Geh' ich, Graf, darauf nicht ein, Aber etwas sollt Ihr hören, Was Euch wird betrübend sein: Tödten follet Ihr die Gräfin, Meine Ehr' ists, die's verlangt, Dabei sagen, daß sie plözlich Starb, nachdem sie kaum erkrankt. Drauf mit meiner Tochter sollt Ihr

Heimlich zum Altare gehn,
Denn die Euch so sehr geliebt hat,
Soll nicht chrlos da mehr stehn."
Wie er solche Worte höret,
Drauf der Graf erwidernd spricht:
,,Was die Tochter Euch erzählt hat,
Leugnen kann ich's leider nicht,
Nein, nur allzuwahr ist Alles,
Wessen sie mich angeklagt.
Euch um ihre Hand zu bitten
Hab' aus Furcht ich nicht gewagt,
Die Infantin heimzuführen
Würde, Herr, mir Freude sein,
Doch die Gräfin umzubringen,
Welche schuldlos, macht mir Pein.
Denn nicht recht ist, daß sie sterbe,
Die da Böses nie gethan."
,,Guter Graf, Ihr müßt sie tödten,
So verlangt's der Ehre Pflicht,
Als es Zeit war, zu bedenken,
Wie bedachtet Ihr es nicht?
Wenn Ihr nicht die Gräfin tödtet,
Dann ist Sterben Euer Lohn,
Denn der Kön'ge Ruf zu retten,
Starben viele schulelos schon,
Drum wird auch der Tod der Gräfin
Nicht was Unerhörtes sein.

Gut, ich will sie tödten, König,
Doch es ist die Schuld nicht mein,
Mögt Ihr Euch vor Gott vertheid'gen,
Wenn der lezte Hauch entschwand,
Ich verspreche Eurer Hoheit,
Nehmt mein Ritterwort zum Pfand
Daß Verraths Ihr mich könnt zeihen,
Thu' ich nicht, was ich versprach,
Meine Gattin zu ermorden,
Die, unschuldig, Nichts verbrach.
Guter König, drum erlaubet
Daß ich geh' in furzer Zeit."

Zichet, guter Graf, von hinnen, Macht zur Abfahrt Euch bereit.“ Weinend zog der Graf von hinnen, Weinend, nicht mit frohem Sinn, Denn in Trauer geht sein Denken Zu drei lieben Kindern hin. Noch ein Säugling ist das eine, Das die Gräfin selber stillt, Denn von seinen dreien Amimen War es keiner gut gewillt, Nahrung nahm's nur von der Mutter, Die dem Kinte schon bekannt, Klein noch sind die beiden andern, Haben wenig nur Verstand. Eh' der Graf zum Schloß gelanget, So er bei sich selber spricht: Wer, o Gräfin, könnte glauben, Säh' er Euer froh Gesicht,

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