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Er allein darf
Den Guten lohnen
Den Bösen strafen,

Heilen und retten,

Alles Irrende, Schweifende
Nüglich verbinden..

Der Mensch vermag das Unmögliche: er zeigt dem Blize den Weg, unschädlich an seiner Wohnung nieder zu gleiten; er bes nußt die Elemente, die Wirksamkeit des Wassers und Feuers, zu neuen herrlichen Schöpfungen; mit dem Compaß findet er den Weg über die unermeßlichen Wüsten des Oceans; mit dem Fernrohr beobachtet er den Lauf der Gestirne und sagt ihre Veränderungen voraus: furz, als denkendes Wesen ist der Mensch weit über die Natur erhaben; er beherrscht sie als König.

Doch auch in der ihn umgebenden Menschenwelt hat er bindende Ordnung, Recht und Geseß eingeführt: er ist es, der Gutes und Böses, Nüzliches und Schädliches gegen einander hält und unterscheidet, und dann erst seine Wahl mit Besonnenheit trifft: er ist es, der die Empfindung des Augenblicks durch Wort und Schrift feffelt, und so das, was er gedacht und empfunden, fernen Jahrhunderten überliefert. Er geht also nicht unter, sondern, obschon eine vorübergehende Erscheinung auf dieser Erde, lebt er in seinen Thaten, in seinen Werken unsterblich fort; er hat, wie die Götter selbst, Unsterblichkeit.

Wirkt er dies durch seinen Verstand, durch seine Einsicht und Kenntnisse, so ist er als moralisches Wesen nicht minder groß. Die Natur belohnt nicht, bestraft nicht, sie wirkt nach nothwendigen Gesezen: der Mensch hingegen lohnt den Guten, straft den Bösen; er hat der Natur ihre geheimsten Kräfte abgelauscht, er heilt und rettet; er erweckt, wie die Alten von ihrem Aeskulap dichtend sagen, die Todten. Das Einzelne, Zerstreute, scheinbar zu keinem Zweck Vorhandene, weiß er in nügliche Verbindung zu seßen, und gleich einem Gotte Neues hervorzubringen; die vereinzelten Kräfte läßt er zusammenwirken zu guten und nüglichen, der Menschenwelt heilsamen Zweden. So hilft er dem Elend ab, öffnet Hülfsquellen der Nahrung für seine Mitbrüder, und die Künste erstehen und bevölkern die Erde mit Göttergestalten, erfreuen alle seine Sinne durch den Genuß des Schönen.

Und in diesen drei Strophen möchte ich noch aufmerksam ma

chen auf den Gedankenfortschritt in „müffen, vermag, darf,“ wenn schon der Dichter nicht geflissentlich darauf Rücksicht genommen haben mag. Denn diese drei Bezeichnungen deuten doch wieder hin auf des Menschen dreifache Natur, seine körperlichen, geistigen und moralischen Beziehungen. Den Naturgeseßen muß der Mensch sich unterwerfen; er vermag mit seinen geistigen Anlagen das unmöglich Scheinende; er darf belohnen und strafen, weil in ihm ein untrügliches Gefühl wohnt, das ihm gebietet das Gute anzuerkennen, das Böse zu bekämpfen. Das höhere, umfassendere Walten der Gottheit wird auf dem geistigen und moralischen Gebiete von dem sterblichen Menschen wiederholt; er steht also der Gottheit näher als alle übrigen Wesen; er ist von ihrem Hauche angeweht und durchdrungen; er hat höhere, göttliche Berechtigungen.

Freilich an die Wirksamkeit der Götter wird der Mensch nie reichen:

Und wir verehren

Die Unsterblichen,

Als wären sie Menschen,

Thäten im Großen,

Was der Beste im Kleinen

Thut oder möchte.

Auch der Edelste und Trefflichste thut höchstens im Kleinen, was jene höheren Wesen in unendlich größerem Maaßstabe, im Bezug auf die Welt im Ganzen genommen thun. Doch auch das Kleine ist Verdienst des Menschen, das ihm Niemand rauben oder schmä= lern kann; und indem er in seinem kleinen Leben den Göttern gleich zu handeln strebt, indem er das Gute befördert, dem Bösen steuert und abhilft, erfüllt er den besten Gottesdienst; einen Gottesdienst, der nicht in Worten, sondern in Thaten; nicht in träumerischem Sinnen, sondern in lebendiger, der Menschenwelt zum Heile gereichender Wirksamkeit besteht.

Und so ist der Dichter wieder bei dem Hauptgedanken, von dem er ausging, zurückgekehrt; der Kreis ist geschlossen; mit dem Accorde, mit dem der Tonkünstler seine Tonschöpfung a fing, in demselben schließt er sie, wenn er schon in mancherlei Tonarten ausgewichen und den Hauptgedanken vielfach variirt hat. Der Dichter endet so:

Der edle Mensch
Sei hülfreich und gut!
Unermüdet schaff er,
Das Nügliche, Rechte

Sei uns ein Vorbild
Jeuer geahneten Wesen!

Es ist wohl kaum nöthig zu bemerken, daß das ganze Gedicht mehr in antikem als in modernem Geiste gedacht und gehalten ist. Obschon die reinsten Ideen des Christenthums *) darin ausgesprochen find, manche Worte sogar unmittelbar an die Worte der Schrift erinnern, so ist doch der Ausdruck, da von den Göttern stets in der Mehrheit gesprochen wird, griechisch und erinnert an die Vorstellungen der alten Welt.

Allein solche Einkleidung, zumal da die alten Götter doch weiter nichts als Personificationen höherer Kräfte sind, aus denen der abftrahirende Verstand ein allgemeines Höchste entnommen hat, muß auch dem christlichen Dichter frei gestellt bleiben **).

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Schiller in den Briefen an Göthe (v. 17 Aug. 1795.) sagt: „Ich finde in der christlichen Religion die Anlage zu dem Höchsten und Edelsten. Hält man sich an den eigentlichen Charakterzug des Christenthums, der es von allen monotheistischen Religionen unterscheidet, so liegt er in nichts Anderem, als in der Aufhebung des Gesetzes, an dessen Stelle das Christenthum eine freie Neigung gesezt haben will. Es ist also, in seiner reinen Form, Darstellung schöner Sittlich feit oder der Menschwerdung des Heiligen.

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** Schiller, der sich vielfach dieselbe Freiheit nimmt, äußert sich darüber im Vorworte zur Braut von Messina folgendermaßen: „Ich halte es für ein Recht der Poesie, die verschiedenen Religionen als ein collectives Ganze für die Einbildungsfraft zu behandeln. Unter der Hülle aller Religionen liegt die Religion selbst, die Idee eines Göttlichen, und es muß dem Dichter erlaubt sein, dieses auszusprechen, in welcher Form er es jedesmal am trefflichsten und bequemsten findet." Indessen vgl. man hierzu Biehoff, Commentar zur Jungfrau von Orleans, S. 128.

Zwickau.

Rector Hertel.

Archiv f. n. Sprachen XI.

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Englische Mundarten.

Da die an Devonshire angrenzende Grafschaft Cornwallis vermöge ihrer Mischung mit keltischen Wörtern und vermöge des Einfluffes, den das Keltische überhaupt auf die Aussprache und Gestaltung der englischen Wörter geübt hat, unter den westlichen Mundarten Englands eine gewisse Selbstständigkeit behauptet, so behalten wir dieselbe einer spätern Betrachtung vor und wenden uns zunächst zu dem südlichen Nachbar von Somerset, zu

3) Dorset.

Quellen. Hauptquelle: Poems of rural life in the Dorset dialect with a dissertation and a glossary, by William Barnes. Lond. and Dorchester 1844. 373 G. 8.

Ein fleißiges Buch, das uns namentlich über die Aussprache in Dorset genaue Auskunft giebt. Die Gedichte, welche Barnes uns mittheilt, find theilweise ganz hübsch, aber volksthümlich dürften ste nicht werden.

The unioneers und John Bull and Tom Stiles, 2 Flugschriften, Blandford und Dorchester 1838, ziemlich unbedeutend.

Dorset war wahrscheinlich eine der legten Eroberungen der Sachsen; wenigstens haben wir kein Zeugniß, daß es um die Mitte des 6. Jahrhunderts bereits in ihren Händen gewesen wäre. Nach der Vereinigung der sächsischen Reiche war Dorset vorzüglich den Angriffen der Dänen ausgefeßt. Egbert ward bei Charmouth 832 von den Dånen geschlagen, die sich in der Folge an mehreren Küstenpunkten festseßten.

Als eine Eigenthümlichkeit der Dorset-Mundart giebt Barnes an, daß sie von französischen Wörtern viel reiner geblieben ist, als das Englische. Haben nun auch alle Mundarten eine gute Anzahl alter sächsischer Ausdrücke erhalten, die im Englischen verloren find, so mag Barnes doch in sofern Recht haben, daß Dorset, als ein

entlegenes Küstenland, weniger französische Wörter aufgenommen hat, als andere englische Mundarten. Für to expect somebody heißt es to look out for one; für dejected: acast down; für to incur debt: to run into debt; für to oppose: to zet one's zelf agien; für to effect: to make out; für to impose: to put upon; für to insist on: to stand to; für to expose for sale: to put out for sale; für to coincide: to fall in; für inclosed: atook in u. f. iv.

Viele Eigenthümlichkeiten theilt Dorset mit Somerset und Devon, namentlich in Hinsicht auf die Konsonanten; z für s, v für f, d für th sind auch hier gebräuchlich. In Hinsicht auf die Vocale herrscht das Streben nach Brechung der einfachen Laute, wie in Somerset vor, nur in noch ausgedehnterem Maße.

Einfache Vokale. ǎ vertritt häufig die Stelle von e: agg (egg), lag (leg), bag, bagger (beg, begger), kag (keg), sar (serve), nar (never).

Das reinere deutsche ǎ verdrängt vor r fast immer englisches 0: carn, starm, marnen, harn, var, barry, farked, archet u. f. w. corn, storm, morning, horn, for, borrow, forked, orchard. Dagegen wird es selbst vielfach vom a (z. B. in name) oder deutschem ê verdrängt: father, laugh, half lauten faither, lafe, hafe; ebenso weicht das niederdeutsche å diesem Laute: fall, jaw, straw, law, walk, talk u. f. w. lauten vale, jae, strae, tae, wake, take. Auch furzes a und í (engl. ea) werden bisweilen durch â verdrängt: dance, beaver, dream lauten daince, baiver, drame, ebenso last: laste.

ee (deutsch i) für i (deutsch ei): cheem, sheen (chime, shine). ô statt å in brote (brought), fote (fought), doch auch hier schon mit Neigung zur Brechung.

Brechungen und Doppellaute. Das Angelsächsische hat vielfach die einfachen Laute gespalten; die Mundarten haben solche Spaltungen großentheils bewahrt, sind aber zum Theil noch weiter barin gegangen, namentlich der Südwesten und der Osten Englands. Die Dorsetmundart ist an Brechungen einfacher Laute sehr reich.

Das lange a in name spaltet sich zu ta': niame, biake, kiake, hiate, liate, miate u. s. w. = name, bake, cake, hate, late,

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