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Auch keine

gebracht; verstanden hat er ihn nicht. Spur, daß dieser Genius auf ihn gewirkt, wie auf Wilhelm Meister, ihn gehoben, ihm neue Welten eröffnet; ich finde bei Schrödern ungefähr gleiche Liebe für Kozebue. Wie schlecht Schröders Auslegung der Worte Shakspeare's über Musik, und ich hielt ehemals meine Anmerkung dazu überflüssig! Wie greulich und gräßlich sein Ausstreichen der ersten Scene im Lear, wodurch die beiden Löchter aus heiler Haut unnatürlich erscheinen, statt daß Shakspeare durch weises Voranstellen von Lears kindischer Ungerechtigkeit nicht die Löchter rechtfertigt, aber doch den Abscheu gegen die Unholdinnen mildert! Und wetten möcht' ich, Schröder habe auch zu den Ladlern der Geisterscene in Richard III. gehört, weil ja unmöglich zwei feindliche Heere so nahe liegen können, als hier auf der Bühne geschieht. Dagegen glaub' ich gern, daß Schröder in Rollen, denen er gewachsen war, mit einem Garrick gerungen oder ihn mag übertroffen haben, z. B. im Geist des Hamlet und besonders im König Lear. Ein Schauder ergriff mich, als ich las, daß die verheirathete Schauspielerin N. N. in Wien nie wieder die Goneril hat spies len wollen, nachdem Schröder über sie den Fluch ges sprochen. Das ist Triumph der Kunst! — Ein Haupt

zug in Schröders Charakter ist Wahrheit und unerschütterliche Festigkeit; und schon daß er überhaupt Charakter behalten, ist dem Schauspieler anzurechnen. Ifland war Schauspieler im Leben, Schröder bloß auf der Bühne. Rührend waren mir auch die Beispiele von Schröders Wohlthätigkeit, und die heis tere Ruhe, womit er in den Schreckensjahren Hamburgs seine Verluste ertrug. Daß Göthe ihn zum Serlo erhöhete, glaub' ich dem Gerücht. Schrö der war es, der den Julius von Larent strenge von der Bühne verwies, und dadurch Leisewißen auf immer vom Theater schreckte. Dies Leben hat uns unendliche Freude gemacht; kam ich aber an die Ges schichten des Theaterbestandes, die für Schauspieler wichtig sein mögen; — diese und einen großen Theil der Meyerschen Reflerionen überschritt ich mit Stelzen.

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Schröder scheint Dich bei Herder als eine Art von Störer angesehn zu haben. Er bemerkt, daß Du ganz verständlich sprächest, und, wenn ich nicht irre, sogar geistreich. Grade wie vor 50 Jahren ein dänischer Kammerherr zu Klopstock sagte: „Mein Gott, Sie Klopstock? Sie reden ja ganz vernünftig!“

Die Almanache sind nicht alle fett; die mageren Kühe treiben ihr Unwesen. Willst Du eine Salbaderei lesen, so nimm Clodius Aufsaß über den

Hamlet in der Urania. Da findest Du, wie alle Greuel der heidnischen Philosophie Hamlets aufgewogen werden in dem Worte:

Some say, that ever 'gainst that season comes,
Wherein our Saviour's birth is celebråted etc.

Nun ist Shakspeare doch auch ein guter Christ! Was so ein Wort nicht vermag! Ein mahomedanischer Shakspeare hätte so ein Wort gar nicht schrei ben können, auch nicht, wenn er Christen redend aufgeführt hätte!

Krummacher hat aus seinem tiefen Gemüthe eins über Stolberg und Voß in Asmus Lone herges salbadert. Der Mann, der fad' ist (oder: der Mann, was Schad' ist), macht krumm was grad' ist. Ich bin wenig befreundet mit Menschen, denen die christliche Dogmatik mit alten Anklerungen kothiger Jahrhunderte mehr gilt, als die heilige Christuslehre aus Christus eignem Munde. Wie kann Christus der Verfolgung dieser Eiferer entgehn? Nie spricht er von seiner wundervollen Geburt, von der Dreieinigkeit, von der Wunderkraft des Abendmahls, von seis ner Himmel- und Höllenfahrt, von seiner Allwissenheit. Einen Sohn seines himmlischen Vaters nennt er sich, und fodert, daß alle so leben, wie er, damit auch sie Söhne Gottes sein. Meinen Vater rührt

nichts persönlich in dieser Sache. Kommen lobende Recensionen, so ist sein erstes Wort:,,Gut für die gute Sache." Keine Schmähung, auch die bitterste nicht, kränkt ihn. Als er Stolbergs Gegenschrift gelesen hatte, gleich darauf fuhr er in seiner grammatischen Arbeit fort. Wo gutes Gewissen ist, da ist wahre Ruhe. Ich habe Augenblicke, wo ich meinen theuren Vater ganz fasse, und dann regt sich Stolz in mir, daß ich sein Sohn bin. Ächter Sohn seines Geistes zu sein, ist mir von Gott nicht ge= geben, wohl aber ächter Sohn seines Herzens, und das will ich immer mehr werden, hier und jenseits. —

Baireuth, 22. Februar 1820.

Der Sophronizon konnte in keine günstigere Zeit als in das jeßige Kerker- Provisorium fallen, wo jes der zu einem Freiworte über Adel und Pabst jauchzet und tanzt. Stolbergs Lod hätte doch am Ende Deis nen edeln Vater nicht mehr bekümmern dürfen als Jacobi'n Mendelsohn's Lod; sonst müßte man am Ende, bevor man gegen einen schriebe, bei dessen Arzte ein Gesundheitszeugniß einholen. Aber auch das Versterben an einer Widerlegung wäre eigentlich sogar ein Fehlerstoff mehr für eine, — wenn man Strenge richten wollte, was man aber nur vermag,'

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Schröders Leben kenn' ich noch nicht; einmal sah ich ihn selber bei Herder, er kam mir so unpoetisch vor wie seine Lustspiele.

Heidelberg, 10. März 1820.

Das ist nun schon das drittemal, daß ich die Feder nehme, meinem geliebten Jean Paul zu feinem Geburtstage Glück zu wünschen. Zwar fällt er erst auf den 21sten; aber mir war beim Erwachen, als wär' er heut, und daran war ein Traum Schuld, der Dich mir mit einer rechten Geburtstagsmiene vorführte. Könnte ich doch einmal an einem Deiner Geburtstage Dich hier haben! Wahrlich ein Fest wollte ich Dir bereiten, dessen kein König sich schämen sollte. Ein Fest der Liebe und der Verehrung! Ich müßte Dir aber in der Nähe sizen, um Dein Gespräch hören, und Dir ins Auge schauen zu können; ich müßte Deine treue Rechte ergreifen können, die ich so oft mit Rührung gedrückt habe.

Die Feier Deines vorjährigen Geburtstags ward durch die Nachricht von Jacobi's Hinscheiden geIch weiß noch gar gut, mit welcher Liebe

trübt.

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