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Der Herausgeber wünscht noch einige Hefte in gleicher Fassung folgen zu lassen, von denen das nächste Briefe an den Freiherrn Christian von Truchseß, und das dritte vorzüglich Mittheilungen über Göthe und Schiller enthalten soll. Auszüge aus leßteren sind den Lesern des Sophronizon (Elften Bandes fünftes Heft. 1829) und der Zeitgenosfen (Zweiten Bandes erstes Heft. IX. 1829) schon bekannt geworden. In einem Schlußhefte gedenkt er einen Nekrolog mit kleineren Auffäßen des Verstorbenen zusammenzufassen. Kreuznach, 1. Juni 1833.

Abraham Vols.

Briefwechsel

zwischen

Jean Paul und Heinrich Voß.

Baireuth, 12. Mai 1817.

Endlich hab' ich die Freude, Sie um zwanzig bis dreißig Dinge zu bitten, welche indeß alle auf die Stube hinauslaufen, in der ich Ihnen dafür danken will. Ich brauche nämlich

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etwa von der Pfingst

woche an bis zum längsten Lage

ein Stübchen

zur Miethe, (nicht einmal ein Kämmerchen dazu)

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ferner ein Bette — ein schlechtes Kanapee, weil ich nur auf einem lese und schreibe- jemand zum Kaffee und Bettmachen und Getränkholen — gar gar keine Möbeln außer den aller unentbehrlichsten. Nur liege das Zimmerchen nicht dem Sonnenbrande ge= genüber, sondern lieber der Abendsonne, oder dem Museum oder der Wirthtafel, wo ich effe; und wenn möglich ohne besonderen Lärm in der Morgen

schlafstunde, die für mich mehr Gold im Munde hat als die Wachstunde. Auch außer der Stadt kann mein (herrenhutisches) Seitenhölchen oder meine Brustzelle liegen. Ein Mittelpunkt braucht ja nicht groß zu sein, wenn nur der Umkreis es ist; dieser bildet jenen, nicht jener diesen. Durchaus muß ich alles miethen und bezahlen dürfen; so lebt' ich in Erlangen, Nürnberg und wollt' es auch in Regensburg, hätte der Primas nicht für mich bezahlt. Als Gast hätt' ich nur halbe Freude d. h. Freiheit.

Nach meinem geschwinden Wetterpropheten bekommen wir wenigstens 11⁄2 zu trockne Monate. Vielleicht feier' ich schon die H. Pfingstausgießungen bei Ihnen. Uebrigens will ich Büchern mehr entals zufliehen; sie wohl, aber nicht Menschen, Berge und Ströme kann man sich verschreiben. Langes Bleiben erspart langes Schreiben. Daher schnapp' ich hier ab, ohne viel noch zu reden von Heidelberger Handschriften und von neuen Ueberchristen und Landständen und von allem.

Ihr

Jean Paul Fr. Richter.

Verzeihen Sie, daß ich Ihnen für so viel anbietende und vorsorgende Liebe noch nicht gedankt.

Heidelberg, 14. Juni 1817.

Heute sind es vier Wochen, daß ich Ihren Brief empfing, hochverehrter Mann, und mit ihm die Jubelnachricht, die sich wie ein Lauffeuer durch die Stadt verbreitete. Sie wollten bald nachkommen, versprachen Sie, und Sie sind noch nicht hier. Nicht ein einzigesmal, wenn eine Post von Würzburg kommen sollte, unterließ ich's, Ihnen entgegen zu gehn. Sie recht böser theurer Mann, daß Sie so auf sich warten lassen! Um Gottes Willen, bleiben Sie nicht weg, Sie dürfen nicht, können nicht, und dürfen durchaus nicht wollen wollen, auch wenn Sie wollten.

Ein Zimmer hab' ich Ihnen gemiethet. Sie werden im goldenen Hecht wohnen, und einer Aussicht genießen über den Neckar und nach dem Schloß. Sie wohnen hier ruhig, und haben den schönsten Spaziergang Heidelbergs dicht vor der Hausthür. Freiheit sollen Sie genug haben, den ganzen Morgen; aber des Nachmittags und Abends wollen wir Sie auch recht ehrlich quälen mit Liebe. Und wollen Sie des Morgens gequält sein, so kann's auch ge=

schehn.

Der Ihrige

Heinrich Voß.

Heidelberg, 12. August 1817.

Gestern Abend, als ich nach Hause kam, fand ich den Brief meines theuren Jean Paul. Eben um 7 Uhr, nach vollendetem Morgencollegium, schic ich alles an P-8. Sie sollen mir schleunigen Bescheid geben. Unterdeß schreib' ich mit wahrer Zuversicht: wir kommen, unsern theuren Mann aus Mannheim abzuholen. *) Die Nacht bringst Du bei mir zu. Was mein lieber Mann Abends vor dem Zubettegehn bedarf, es sei was es wolle, was zum Frühstück, und wie früh; er meld' es mir mit Einem Worte, und erstaunen soll er über die Pünktlichkeit seines Heinrich Voß.

Ach! nur drei Lage noch in Heidelberg! Ist es denn wirklich so und gar nicht anders, Du allerliebster Herzensmann? Mir ist, wie in schönen Morgenträumen, wenn das Gefühl baldigen Erwachens eintritt. Noch sind sie da die schönen Gestalten; man strengt sich an, sie festzuhalten; im Nu sind sie verweht. Ich klage nicht; auch der Nachgenuß ist beseligend, und der Vorgenuß des Nachgenusses. Es ist eine wohlthätige Einrichtung der Natur, daß auch in der Ferne Liebes wohnt. Wär' alles Theure

*) Wohin Jean Paul von Heidelberg aus einen Ausflug gemacht hatte.

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