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schrift entwarf und herausgab. Deutschland im Ganzen noch ruhig war und sich innerhalb der Gränzen der gesellschaftlichen Ordnung fortbewegte (auch, Gott sei Dank! noch): so mußte ihm bei einigem Nachdenken doch einfallen, daß die Beschuldigungen, welche er in seiner Schrift über das beutsche Volk, die deutschen Regierungen und die deutschen Gelehrten, Besonders die Universitätslehrer, zusammenhåufte, wo nicht ganz aus der Luft gegriffen, doch im höchsten Grade übertrieben, mithin wirklich ehrenrührige Verleumdungen waren, und seiner Denkschrift das Geptåge einer Schmåhschrift oder eines Libells aufdrückten.

Gleichwohl trug er kein Bedenken, ein solches Libell_nicht nur zu schreiben, sondern auch drucken zu lassen, es nicht nur drucken zu lassen, fondern auch den in Aachen versammelten Fürsten und Staatsmännern förmlich zu übergeben. Und unter diesen Fürsten und Staatsmånnern befanden sich die ersten deutschen Bundesfürsten und deren vertrautefte Rathgeber, deren vornehmste Regierungsgehülfen! Wenn man dieß über: legt, so weiß man wahrhaftig nicht, was man mehr bewundern soll, ob die Dreiftigkeit des Verf. oder die Großmuth der Månner, die sich solche Dinge von ihm ungeahnket fagen ließen. Wir wollen damit nicht sagen, daß man ihn wegen seiner Schrift hätte zur Rechenschaft ziehn und be: ftrafen sollen. Gott bewahre uns, daß wir je zu einer solchen Maaß: regel rathen follten! Verachtung ist die beste Strafe, die einen solchen Schriftsteller treffen kann. Über auffallend ist und bleibt es doch, daß ein Fremdling so etwas ungestraft wagen darf, während Einhei: mische, die weit weniger gewagt hatten, deshalb zur Verantwor tung gezogen wurden.

Wir haben bisher diese Denkschrift nur aus dem juridischen Ge: ichtspunkte betrachtet. Aber es bieten sich dem aufmerksamen Leser noch weit höhere Besichtspunkte dar, aus welchen sie ebenfalls erwogen wer den muß. Erwägen wir sie also zunächst in moralischer Hinsicht.

Der Verf. ist ein Fremdling, angeblich ein Wallache. Wenn nun ein Mann von Ehre, von Gefühl für Schicklichkeit, von Achtung gegen fremde Persönlichkeit, von Liebe gegen die Menschheit überhaupt, sich etwa berufen fühlt, in einer öffentlichen Druckschrift über ein ihm frem des Volk zu urtheilen: so geht er dabei unstreitig mit der größten Be sonnenheit zu Werke. Er sucht sich vor allen Dingen mit den Eigen: thümlichkeiten jenes Volkes recht vertraut zu machen, durchforscht dessen Vergangenheit, lebt mit ihm längere Zeit in der Gegenwart. So han delte der edle Villers, bevor er als Franzose über uns Deutsche df= fentlich urtheilte. Und da fand er denn auch, ungeachtet mancher uns anhangenden Fehler und Mängel, viel Gutes und Erfreuliches an uns

eine gewiffe Biederkeit und Treuherzigkeit, Liebe zur Wiffenschaft und Kunst nicht nur, sondern auch zur Ordnung und zu allen geselligen Tugenden, besonders häuslichen Sinn und Anhänglichkeit an die beste: hende Verfassung und den angestammten Fürsten. Von dem allen scheint Verf. wenig oder nichts gefunden zu haben. Er rühmt zwar von Deutsch: land einmal (S. 8),,die alte Reinheit seiner Sitten,“ nennt es ein andermal (S. 14) „thåtig und fruchtbar im Gebiete der Gedanken, reich ,,an einem Schage von Gesezlichkeit und Frömmigkeit, der immer sein Erbtheil war. Aber mit diesem Schaß und Erbtheil ist's nun vorbei. Seit dem Tode des wackern Villers, der noch einen guten Rest davon vorfand, ist alles verschwunden. Wir sind in dieser kurzen Beit horribile dictu und einzig in der ganzen Weltgeschichte! ein ganz verdorknes, ungesehliches und gottloses Volk geworden. Denn es sind jest in Deutschland „überall die öffentlichen Sitten in ihrer

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,,Quelle angegriffen, bie bürgerlichen Einrichtungen nicht bloß unvolls kommen, sondern verachtet und zerrüttet" (partout les moeurs publiques attaquées dans leur source, les institutions civiles desor ganisées, vilipendées, imparfaites S. 36). So hat uns wenig stens der Verf.“gefunden, als er einige deutsche Dörfer und Städte auf flüchtiger Reise durchzog; so urtheilt er über uns öffentlich, so denunzirt er uns dem ganzen gebildeten Europa, nachdem er sich einige Zeit an einigen deutschen Hoflagern aufgehalten. Aber wie? lernt man denn das burch ein ganzes Volk kennen? lernt man dadurch sein innerstes Wesen begreifen? lernt man dadurch alle Regungen seines physischen, alle Un= flange seines moralischen Lebens verstehen und würdigen? Wird man also schon dadurch ein kompetenter Richter über das Thun und Treiben eines in so viele Ståmme und Staaten zertheilten Volkes, über das Verhalten seiner Regierungen, über den Werth und die Richtung seiner höhern Bildungsanstalten? Gewiß nicht. Jeder Mann von Ehre, von Gefühl für Schicklichkeit, von Achtung für eine fremde Persönlichkeit, von Liebe für die Menschheit überhaupt muß daher den Verf. fragen, ob er wohl mit der gehörigen Besonnenheit bei Ausarbeitung und Be kanntmachung seiner Schrift zu Berke gegangen? Wäre das der Fall gewesen, fo hått er zuverlässig die Unzuständigkeit seines Urtheils ge= fühlt; so hått er bedacht, daß er wohl eine ganz falsche Ansicht vom deutschen Wesen und Wirken gefaßt haben könnte; so hatt' ihm das Ge. wiffen geschlagen, als er Maaßregeln in Vorschlag brachte, die vielleicht unser ganzes Volksleben in seinen edelsten Keimen antaßten konnten, wenn sie ausgeführt würden. Doch etwas scheint ihn das Gewissen als lerdings gemahnt oder gewarnt zu haben. Denn er gesteht selbst in der Vorrede, daß es ihm als einem Fremdlinge nicht zukomme, aus seinen Beobachtungen über unser Land und Volk alle die praktischen Folgerungen zu ziehn,,,welche auf die innern Verhältnisse Deutschlands, auf feine Bedürfnisse, seine Schicksale, seine Hülfsquellen, seine Pflichten ,,anwendbar sein könnter." Wenn aber das der Fall ist, warum zicht er gleichwohl solche praktische Folgerungen? warum macht er Borschläge, die in unser innerstes Wesen eingreifen? warum und wozu theilt er überhaupt seine Beobachtungen mit? Er nennt dieselben zwar (S. 16),,eben so unvollkommen vielleicht" also doch nur vielleicht? wie bescheiden! —,,als wohlwollend" (des observations aussi imparfaites peut-être qu'elles sont bienveillantes). Uber so unvollkommen sie find, so wenig Wohlwollen findet sich darin; ja es sind eigentlich gar teine Beobachtungen, sondern nur Träume, und leider recht böse Traume. Nun kann es wohl auch einem wohlwollenden Trâu: mer begegnen, daß er einmal einen bösen Traum von jemanden hat; aber er läßt ihn doch nicht gleich drucken, und gibt ihn nicht als volle Wahrheit, aus der sich praktische Folgerungen ziehen laffen. Gesegt, der Verf. tråumte, einer seiner Bekannten erschiene ihm in der Ges ftalt des Teufels, legte sich auf ihn und preßte ihn, daß ihm der Uthem verginge was wir hier zu Lande Alpdrücken nennen und was engbrüftigen Leuten oft zu begegnen pflegt - würd' er wohl gleich schreiben und drucken lassen, daß sein Bekannter der leibhaftige Satan sei und daß man Himmel und Hölle bewegen müsse, um ihn zu bändigen? Aber gerade so macht es der Verf. mit uns armen Deutschen. If das fein und sittig? Ist das die Erwiederung unserer Gastfreundschaft gegen ihn und viele Andre seines in bürgerliche Sklaverei und tiefe Unwissenheit versunkenen Volkes? Mit der leidigen Etourderie de la jeunesse allemande kann er sich nicht entschuldigen. Denn einmal ist

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er kein Deutscher, sondern ein Wallache; und dann ist er ja, dem Titel feiner Schrift zufolge, ein Staatsrath, Ein Staatsrath aber kann we: ber jung noch unbesonnen sein, da er mit dem Umte auch Verstand, und zwar einen reifen, also nicht mehr jugendlich absprechenden, sondern al les wohl überlegenden Verstand bekommt.

Wenn man aber auch zugeben möchte, daß selbst ein Staatsrath zl weilen einen Faux-pas machen könne, der mit dem Rechte und der Pflicht nicht so ganz zusammenstimme, so wird man ihm doch wohl nichts_Unpolitisches zutrauen? Indeffen müssen wir leider gestehn, daß und und vielen Undern diese ganze Denkschrift als ein durch aus unpo: litischer Streich erscheint. Ein Staatsrath sollte doch wohl wissen, baß in der Politik nichts fehlerhafter ist, als das Faire ombrage ohne Noth. Man verliert dadurch gar leicht, was man schon hat, und er: reicht um so weniger, was man noch haben möchte. Nun aber ist die ganze Denkschrift so beschaffen, daß sie unnöthiges Mistrauen gegen Rußland erwecken muß, daß man sie also vielmehr für ein untergeschob nes Machwerk eines gegen Rußland feindseligen Gemüths, als für das echte Geisteskind eines russischen Staatsraths halten sollte, Bekanntlich behaupten die Feinde Nußlands, dieser große und mächtige, sich über drei Welttheile ausbreitende Staat, habe immer noch nicht Land und Leute genug; er wolle sich daher immer weiter ausdehnen, besonders in dem gebildeten Westen von Europa; er habe ebendarum vornehmlich auf Deutschland,,,diesen schönen Erdstrich die: dieses Herz Europens fen Schlüssel des Systems der allgemeinen Ruhe" (S. 7 und 28) fein Absehn gerichtet, um hier erst die Rolle des Befreiers, dann des Ber schügers, endlich des Beherrschers zu spielen. Wir unsers Orts halten folche Behauptungen für eben so falsch als vermessen. Aber jene Feinde Rußlands werden sich freuen, in dieser Denkschrift eine neue Bestätigung ihrer Behauptungen zu finden. Sie werden in dem Verf. einen der ans geblichen Emisfare Rußlands in Deutschland sehen und nun diesen Emiss far, in Folge seiner eignen Schrift, zu den Deutschen also reden lassen:

Ihr, arme Deutsche, seid so tief ins Elend versunken, alle Kala: ,,mitåten haben sich so bei euch konzentrirt (S. 66), daß niemand ,,innerhalb Deutschland euch retten kann. Denn wer soll euch ret: ,,ten? Eure Gelehrten? Die sind ja so verdorben, daß fie aus lauter Gewinnfucht euch und eure Nachkommenschaft immer mehr ,,ins Elend zu stürzen suchen (s. oben). Eure Regierungen? Leis ,,der sind auch diese vom gleichen Berberben so angesteckt, daß sie ,,demselben nicht steuern können oder, weil sie auch Gewinn davon hoffen, nicht wollen (s. oben), Und der deutsche Bund, in seiner ,,Gesammtheit zu Frankfurt repråsentirt, auf den ihr etwa noch eure legte Hoffnung segen möchtet, was kann er für euch thun? Die Bundesakte selbst ist ein so erbårmliches Ding, daß ihre Unvoll ,,kommenheiten mit Hånden gegriffen werden können (S. 22), E fehlt ja offenbar an der kaiserlichen Macht, als einer moderirenden Kraft (S, 23). und Deutschland kann doch nicht bestimmt sein, ,,immer in der Kraftlosigkeit einer traurigen politischen Minorität zu schmachten, besonders da sich Frankreich jest wieder kraftvol erhebt (S. 25). Denn ein Staatenbund, wo der Kampf der be fondern Intereffen jedes Einzelen bie Kräfte eines geschickten An greifers verdoppelt und seine Entwürfe begünstigt, gibt keine Si ,,cherheit gegen äußere Gefahr (S. 30). Darum, ihr arme unglüd: ,,liche Deutsche, kommt, schließt euch an uns an! Ihr habt uns zwar bisher für halbe Barbaren gehalten. Über ihr seht ja felbft,

,,wie weit wir in der Bildung vorgeschritten, da wir eure Bildungs,,anstalten so gut zu beurtheilen verstehn. Auch sind wir sehr fromm; ,,denn wir und die frommen Spanier haben eigentlich den gottlosen ,,Napoleon besiegt und dadurch euch von seinem Joche befreit (S. ,,21). Und unser Erziehungssystem, o das ist musterhaft! das müßt ,,ihr vor allen Dingen annehmen und besonders auf euren Universi= ,,tåten einführen. Dann wird zwar auf der einen Seite der ver ,,führerische Reiz einer sogenannten akademischen Freiheit wegfallen; ,,auf der andern aber auch alle die schrecklichen Lebel, die daraus ,,hervorgehn, so wie das seltsame Streben mehrer deutsche Regie= ,,rungen, aus ihren Universitäten eine Finanzspekulazion zu machen " (S. 40). Unfre Regierung aber wird euch mit allen den Seeg ,,nungen beglücken, deren wir jest schon theilhaftig sind ...

So und noch viel schlimmer hörten wir mehr als einmal die Denka. schrift des Verf. von den Feinden Rußlands kommentiren. Und da wir die Russen als ein urkräftiges, tapferes und bildsames Volk aufrichtig schäßen und ihren Kaiser als einen hochherzigen, alles Edle und Große mit Liebe umfassenden Fürsten innig verehren: so bedauerten wir um so mehr, daß der Verf., der sich auf dem Titel seiner Schrift selbst als eis nen russischen Staatsrath ankündigt, einen so großen, so unstaatsråthlichen Misgriff thun und den Feinden Rußlands solchen Vorschub leisten, feine eigne Regierung so gewaltig kompromittiren konnte. Ja für einen ehrs lichen Deutschen -wenn wir anders jezt uns noch ehrlich nennen dürfenist es kaum zu begreifen, wie ein Mann, der doch die allgemeinen politischen Verhältnisse und Stimmungen wenigstens eben so gut kennen follte, als er unsre Fehler kennen will, selbst einen so großen Staatsfehler begehen konnte, wenn man nicht vielleicht annehmen dürfte, daß der Verf. als ein Amphibion, das weder russisch noch deutsch ist, ob es gleich bald hier bald dort lebt, weder mit Mußland noch mit DeutschLand recht vertraut geworden, und daher von den Verhältnissen und Stimmungen beider gegen einander nur eine schielende Unsicht gewon: nen habe.

Doch möchte dieß noch hingehn. Denn die Ruffen und die Deutschen, die sich immer recht gut mit einander vertragen haben, werden sich um dieser Schrift willen nicht mit einander entzweien. Aber weit bedeuten= der wird der politische Fehler des Verf. dadurch, daß er durch seine unüberlegten Aeußerungen zugleich mit der russischen Regierung auch eine gute Sache verdächtig gemacht hat, die zunächst von eben dieser Regierung ausging und auf die wir große Stücke halten, nämlich den heili gen Bund. Wir für unsre. Person lassen uns freilich weder durch den Spott der Welt noch durch des Verf. unkluges Gerede in unsrem Glau ben an die Güte jener Sache irre machen. Denn wir wissen, daß eine folche Idee, einmal angeregt und ausgesprochen und anerkannt, nie wies ter untergeht, wenn sie auch noch lange Zeit ein bloßer Keim bleibt, aus dem eine spåte Zukunft erst Früchte hervorlockt. Auch wissen wir, daß der erhabne Stifter jenes Bündnisses, der schon so manches Große und Herrliche vollbrachte, der schon so vielen Leibeignen die Fesseln löfte und sie noch mehren lösen wird, der den unglücklichen Polen eine so freis finnige Verfassung gab, wie sie mancher deutsche Volksstamm sobald noch nicht erhalten dürfte - daß dieser wahrhaft fromme und menschenfreundliche Monarch es aufrichtig und ehrlich mit jenem Bündnisse meint, und daß ihm nie in den Sinn gekommen, dasselbe nur als Deckmantel poli: tischer Absichten zu brauchen. Aber eben darum verdrießt es uns, daß der Verf. einen solchen bösen Verdacht, der sich schon zu verlieren ansing,

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wieder aufgeregt und den Verächtern des heiligen Bundes Gelegenheit gegeben hat, zu sagen:,,Da seht ihr nun, wie's mit dem heiligen Bunde gemeint ist: Auf eine Diktatur über Deutschland und durch Deutschland über Europa ist's abgeschn!" Ja es verdrießt uns das noch weit mehr, als das Schmåhen unsres Volkes. Denn ein Volk kann sich gar leicht dars über wegsegen, was dieser oder jener Fremdling von ihm denkt. Aber ein böser Verdacht, der hinter den guten Absichten eines Fürsten hers schleicht, kann ihm nicht gleichgültig seyn, weil er die Ausführung seiner Absichten hemmt. In dieser Hinsicht hat der Verf. eine politische Sünde begangen, die ihm kaum vergeben werden kann.

Doch nicht bloß am heiligen Bunde, an dem Heiligthume der Relis gion selbst, die diesem Bunde zum Grunde liegt, hat er sich vergriffen; zwar nicht absichtlich - dessen wollen wir ihn nicht zeihen, da wir immer jedem das Beste zutrauen aber doch durch seine unüberlegten Aeußerungen über religiose Gegenstånde. Nach der eignen und aus: drücklichen Erklärung des göttlichen Stifters unfrer Religion ist Liebe gegen Gott und Menschen das vornehmste Gebot, die Summe aller Religion. Nun hat Gött jedem Menschen nicht nur seinen eignen Körper und seine eigne Gesichtsbildung, sondern auch seine eigne Ge müthsart, seinen eignen Sinn und Verstand gegeben. Wer dieß nicht anerkennen und leiden will, hat, nicht die echte Liebe, weder gegen Gott noch gegen Menschen, wie fromm er sich auch geberden möge. Denn er empört sich gegen Gottes Ordnung und verkümmert den Menschen, was ihnen Gott gegeben, und was ihnen also von Gottes und Rechts wegen gebürt. Leider thut dieß auch der Verf. dieser Denkschrift; und dieß halten wir für sein größtes Vergehen, gegen welches die bisher aufgezählten Sünden desselben wahre Kleinigkeiten sind. Er sagt nämlich (S. 42), wo er von der deutschen Theologie redet, die er doch schwerlich fludirt hat, die Auslegungskunst unsrer Theologen sei nichts mehr als eine Ents weihung der heiligen Schriften (l'herméneutique n'est plus que la profanation des saintes écritures). Der Hauptgrundsag unsrer TheoLogen aber, wenigstens der bessern und gründlichern, in Ansehung der Auslegung heiliger Schriften ist, daß man den wahren Sinn derselben grammatisch-historisch, d. þ. nach den Regeln der Sprache und nach den Thatsachen der Eeschichte erforschen müsse. Der Verf. aber ist ganz andrer Meinung. In einer den vorigen Worten beigefügten Anmers kung sagt er, die menschliche Vernunft könne in den göttlichen (das heißt doch wohl, den wahrhaften, authentischen) Sinn der heiligen Schriften nur insofern eindringen, als fie dieselben untersuche mit dem Lichte des Glaubens und unter der Leitung des hierarchischen Ansehens (la raison humaine ne peut parvenir à se pénétrer du sens divin des écritures, qu'autant qu'elle les médite à la lu mière de la foi et sous la conduite de l'autorité hiérarchique die legten Worte sind auch vom Bf. unterstrichen). Damit man aber nicht zweifelhaft bleibe, wie er das verstehe, so erklärt er selbst das hierarchische Ansehen durch das Ansehen der Kirche, dem man sich unterwerfen müsse (voilà la soumission à l'autorité de l'église) Nun hat bekanntlich der Verf. auch Betrachtungen über die rechtgläubige Kirde (considérations sur l'église orthodoxe) geschrieben, worin er zu beweisen sucht, daß die griechische Kirche, zu der er selbst sich bekennt, allein die rechtgläubige, mithin auch die einzige wahre christliche Kirche sei. Er fodert also, daß wir Deutsche alle, wenn wir wahre Christen sein wollen, die heiligen Schriften, durch welche uns Gott seinen Willen offenbart hat, gerade so aus:

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