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treffliche Schüßen in Masse erheben, der Besit von Stockholm würde nur ein kleiner Schritt zur Unterjochung des Landes seyn, und würde Schweden durch Großbritanniens Seemacht unterstügt, so dürfte Aland, nicht Stockholm wahrscheinlich seinen Herrscher wechseln. Es ist da Her die Meynung der unterrichtetsten Månner beyder Länder, daß, an dieser Seite wenigstens, die russische Grenze schwerlich vorgerückt werden wird und daß Schweden durch die Vertauschung von Finnland, dessen Besig in der Willkühr seines Nachbars stand, gegen das unangreifbare Norwegen, für die künftige Unabhängigkeit dieses Staates wichtiger ist, als alle Thaten seiner Könige seit des großen Gustavs Zeiten.

Anders ist es mit der westlichen und südlichen Grenze Rußlands. Sehr anlockend sind hier die Reste der Moldau, die preußischen Provinzen innerhalb der Weichsel und die Wiedervereinigung Galliziens mit dem wiederhergestellten Königreiche Polen; und nicht mit Unrecht hält S. R. W. für wahrscheinlich, daß Rußland früher oder später diese Ge genstände erlangen werde. Das Gefahrvolle dieser Lage der Dinge ward in den Wiener Conferenzen vorausgesehen und gewiß lag die Schuld nicht am englischen Ministerium, daß man unterließ, dieser Gefahr vor: zubeugen.

Die geheimnißvollen Besorgnisse des Verfassers vor Desterreichs Ge= fahren auf den Fall einer Annäherung Rußlands gegen die carpathischen Gebirge verstehen wir nicht. Wir begreifen nicht, daß die Vertheidigungsmittel einer Nation durch den Besig einer fast undurchdringlichen Grenze geschwächt werden können. Daß die flavonische Abkunft und Sprache der Russen ihren Angriff auf Ungarn begünstigen würde, kann nur die tiefste Unkunde des lezteren Landes glaublich finden; und abge: schmackt ist die Vermuthung, daß die slavonische Sprache einen hinreichenden Zauber haben könnte, das natürliche Gefühl altherkömmlicher Unabhängigkeit zu überwältigen. Ueberdieß sind vier Fünftheile der Bewohner Ungarns nicht Slaven, sondern Magyaren und an Sprache, Sit: ten und Vorurtheilen von den Russen eben so verschieden, als die Englånder von den Spaniern und Portugiesen. Nicht minder ungegründet ist Wilsons Behauptung, daß die Regierung des Hauses Desterreich bey ihren Unterthanen allgemein unpopulår sey. Zwar haben diese 28 Millionen Menschen nicht den Vortheil, eine gemeinsame Sprache zu reden und durch einen geliebten und geheiligten Namen an einander geknüpft zu seyn, gleich demjenigen, der alle Unterschiede zwischen dem Bewohner von Gascogne, der Picardie und Normandie in das gemeinschaftliche Gefühl der Anhänglichkeit an Frankreich verschmilzt; ein Vortheil, den Frankreich allein besişt; und wer die Cosaken, Polen und Malo - Russen von den, Moskowsky's" sprechen hörte, wird gestehen, daß selbst Rußland, vereint, wie es in mancher Hinsicht ist, auf eine so innige Verschmelzung nur wenige Ansprüche machen kann; allein daß das Haus Desterreich in den ihm unterworfenen Ländern unpopular sey, davon wird das Gegentheil durch die allgemein bes kannte Thatsache bewiesen, daß sowohl in Belgien, als in Schlesien noch immer die Trennung vom österreichischen Scepter beklagt wird, — daß die Tyroler sich hofnungslos für ihr altes Regentenhaus aufopferten, daß Böhmen die unwandelbarste Anhänglichkeit bezeigt, und daß die ungarische Nation, während Bonaparte in Wien war, freywillig ihrem angebohrnen, Herrscher den würksamsten Beystand leistete.

Was die Türkey betrift, so hat zwar Rußland durch die Unters werfung des größten Theils jener wilden Nationen, welche den Cauca. fus bewohnen, unbezweifelt einen leichteren Zugang zu den östlichen türs

kischen Grenzen erlangt; allein nichts desto weniger sind wir weit ente fernt, die Eroberung dieser Provinzen für Rußland als leicht, oder nur wünschenswerth anzusehn. Spaniens Beyspiel ist eine kråftige Warnung für Herrscher, die es rasch mit kriegerischen, volkreichen und fanatischen Nationen aufzunehmen, versucht sind, und in Anatolien würden die moscowitischen Waffen anstatt freundschaftlich gegen sie gesinnter Landleute, wie in den christlichen Låndern der Moldau und Wallachen, ein Land finden, wo jeder Hüttenbewohner von religiöser Wuth gegen sie entflammt, und wo jede Stadt, jedes Dorf, jeder Berg und jede Schlucht zu einer bis aufs åußerste vertheidigten Festung werden würde. Auch ist die ungeheure Aufopferung von Menschen und Schäßen beym Angriff eines solchen Landes nicht der einzige Grund, weshalb Rußland mit der Grenze der Donau und des Terek zufrieden seyn sollte. Sir Robert Wilson selbst äußert in seinen Bemerkungen über die russische Armee: (Remarks on the Russian army. p. 62.),,Die Túrkey ist ein verarmtes, aber nicht erschöpftes Land; das Panier der Muselmånner kann einst noch auf der Laufbahn des Sieges und der Ehre wehen, weit hinaus über die Grenzen des ottomanischen Reichs und der Berech nungen europäischer Politiker."

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In Hinsicht der europäischen Provinzen der Türkey droht unserer Meynung nach dem Großsultan nicht von Seiten Rußlands die größte Gefahr. Die Griechen sind durch wiederholte Täuschungen ziemlich geheilt von der Thorheit, sich auf den eigennügigen und unzuverläßigen Beystand europäischer Mächte zu verlassen. Giebt es eine Macht, an welche sie sich gern um Hülfe wenden würden, so ist es Frankreich, nicht Rußland. Aber sie wollen sich selbst frey machen. Schon kennen sie ihre Kräfte und die weisesten und zuverlässigsten Mittel, sie zu vermehren und zu leiten; schon begilinen sie, ein handelndes, wohlhaben= des und allmählig ein aufgeklärtes Volk zu werden. Nur ein Weniges ist noch erforderlich, durch eine einzige Anstrengung das plumpe Joch abzuwerfen, welches sie in den Staub drückt, und einen Panhellenischen Bund aller Volksståmme zwischen Thermopylå und Maina abzuschließen. Uber nicht Rußland würde bey diesem Ereignisse am meisten gewinnen.

3war leugnen wir keinesweges, daß die concentrirte Macht eines so großen Reichs als Rußlands mit der Zeit über jeden ihrer unmittelba ren Nachbarn triumphiren würde; allein es ist nie das Herkommen Europens gewesen, ohne Einmischung irgend einen seiner Staaten durch die Ehrsucht eines übermüthigen Nachbars unterdrücken zu lassen, und wenn ein Gegengewicht für die Macht zu finden wäre, die ihn mit Be= forgnissen erfüllt, so ist es klar, daß Rußland der Freyheit der Welt feinesweges gefährlich, sondern vielmehr nothwendig seyn würde. Es ist bemerkenswerth, daß Sir Robert Wilson in allen seinen Berechs nungen diejenige Macht übergeht, aus deren Fesseln der Continent sich so eben erst losgemacht hat, und zu deren Beschränkung auf ihre alten Grenzen die vereinte Kraft Europens unumgänglich nöthig war. R. W. nimmt sogar den Schein an, zu behaupten, daß Frankreich als unabhängiger, mächtiger Staat nicht mehr existire, und klagend spricht er seine Wünsche aus, daß dieß Reich,,Europen wieder gegeben werden möge." Er beweint es als einen geschiedenen Freund, dessen Werth dann erst erkannt ward, als man ihn vermißte. Und dennoch würde der Verfasser in Verlegenheit seyn, wenn er angeben sollte, in welchem Puncte der Bevölkerung, des Nationalreichthums, der Tapferkeit oder der Ehrsucht dieß Königreich jegt schlimmer daran ist, als im Anbeginn

G.

einer Laufe

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seiner lezten Laufbahn der Eroberung und Usurpation, bahn, welche die Mächte Europens in ihrer damaligen Verfassung eben so wenig zu hemmen als ihr das Gleichgewicht zu halten im Stande waren. Hatte Frankreich mehr als seine gegenwärtigen Angriffsmittel, als seine Armeen zuerst in Italien und Flandern eindrangen? Oder in welchem Zeitpuncte seiner Geschichte (die kurze, unglückliche Periode seines Kayserthums ausgenommen) hatte es, wie jest, eine Bevölkerung von 29 Millionen, eine mit Schulden nicht überladene Schazkammer, und ein Conscriptionsgeseh, welches jede nur gedenkbare Anzahl vortrefflicher Truppen zur Verfügung der Regierung stellt?,,Frankreich Europen. wiedergeben?' Wo ist Frankreich jest? Ist es nicht in unserer Mitte, im Befit seines alten Handels, seiner alten Colonien, und eines Zuwachses seines alten Gebiets? hat nicht Europa mehr Grund zu fürchten, daß ihm Frankreichs Daseyn aufs neue schmerzlich fühlbar gemacht, und daß nach Zurückziehung der Truppenmacht, welche das schwache Belgien und das nicht minder schwache Deutschland schüßt der Damon der Ehrsucht aufs neue nach Neapel, Cadir und Berlin vordringt? Um die Schlange auf einmal ihrer Fangzåhne zu berauben, riethen Manche, Elsaß und Lothringen von Frankreich zu trennen und die Hülfsmittel, die dem Frieden Europens verderblich befunden waren, selbst noch weiter zu beschränken; allein außer der Gefahr, ein tapferes, Hochsinniges Volk zur Verzweiflung zu treiben, läßt sich ein hinreichender Grund wider diese Maßregel in Rußlands gigantischer Macht_finden, die, wie übertrieben sie auch der Verfasser darstellt, dennoch groß genug ist, um es wünschenswerth zu machen, daß Frankreichs Größe nur vers dunkelt, nicht vernichtet werde. Wir wollen nicht behaupten, auch ist es für Europa's Sicherheit nicht erforderlich, daß Frankreich mit seinem gegenwärtigen Gebiete an Kraft seinem colossalen Mitbewerber vollkommen gleich sey; allein es sind unwidersprechliche Thatsachen, daß zwischen ihnen ein geringerer Unterschied ist, als man sich gewöhnlich einbildet, daß der größere Nationalreichthum und die zusammengedrångtere Bevölkerung Frankreichs dessen geringere Menschenzahl einiger maßen aufwiegen und daß der Besiz zahlreicher Håfen am mittelländischen und atlantischen Meere, verbunden mit den erstaunenswürdigsten Mitteln zur Bildung und Unterhaltung einer Seemacht von größerem Gewicht ist, als eine Allianz mit Holland oder die, wenn gleich unumschränkte Herrschaft über Meerc, die entweder ein Drittheil des Jahres mit Eis bedeckt oder von der gewöhnlichen Politik Europens entfernt find. Es thut Europa nicht Noth, daß die beyden großen Kåmpfer sich an Kraft und Größe vollkommen gleich sind, wenn nur der Unters schied zwischen beyden nicht so bedeutend ist, daß es den unabhängigen Staaten unmöglich wird, das Gleichgewicht dadurch herzustellen, daß sie ihr Gewicht in die eine oder die andere Wagschaale legen. Englands eignes Interesse erfordert offenbar, daß diejenige von beyden Mächten ein Uebergewicht behalte, welche ihm am fernsten ist, wovon es daher am wenigsten zu befürchten und die ununterbrochene Fortdauer eines gegen feitigen guten Vernehmens zu hoffen hat. Es ist sogar wünschenswerth für England, daß diese entferntere Kraft groß genug sey, um der gan= zen Eifersucht und Besorgniß Europens eine gemeinsame Richtung zu geben und der brittischen Regierung den unschägbaren Vortheil zu ges währen, nicht nur einen höchst mächtigen Aliirten gegen den Neid ihres unmittelbaren Nachbars zu haben, sondern auch ihre Freundschaft durch diesen Nachbar gesucht zu sehen. Es ist weit besser für sie, daß sie, anstatt aufgefordert zu werden, den deutschen Staaten gegen Frankreich

Hülfe zu leisten oder Subsidien zu zahlen, es dem eignen Interesse und den Besorgnissen Frankreichs überlassen kann, mit aller seiner Macht die Unabhängigkeit jener Staaten gegen Rußlands Eingriffe zu vertheidigen. Es würde selbst wünschenswerth für England seyn, — so weit dessen besonderes Interesse dabey in Letracht kommt, daß die Nothwendigs keit immer dringender und augenscheinlicher würde, daß die Weichsel und selbst die Oder, so wie die carpathischen Gebürge die Grenze des neuen polnischen Königreichs würde, damit die Unmöglichkeit wechselseitigen Vortheils einem zu guten Einverständnisse zwischen Rußland und Frankreich vorbeuge, welches unfehlbar in einer Theilung des Continents enden müßte. Noch augenscheinlicheren Vortheil hat England bey der Politik und dem Familienbande, welche Rußland mit den Niederlanden vereinen, und die erstere Macht nicht nur mit unserem alten Feinde in Berührung bringen, sondern auch ihr und nicht der brittischen Regierung die Vertheidigung und Beschüßung Belgiens zur Pflicht machen.

Alles wohl erwogen, hegen wir die angenehme Hofnung, gegrün det auf den persönlichen Charakter der Beherrscher Rußlands und Frankreichs und mehr no y auf die unverkennbaren Vortheile ihrer beyderseitigen Staaten bey fortwährender Ruhe, — daß der Stillstand des Blutvergießens und der Angriffe weit dauernder seyn werde, als Sir Nobert Wilson vorauszusehen scheint. Mag aber der Sturm kommen, wann er will; Großbritanniens Lage ist ganz einzig geeignet, entweder zu einer glücklichen Neutralität oder zu einer würksamen Einmischung. Nie gab es eine Zeit, wo dieß Land eines tieferen Friedens, größeren Ruhmes und höherer politischen Achtung genoß, als da das Haus Desterreich, im Befit eines Drittheils von Europa und aller Schäße America's, in einer Lage war, nicht unähnlich der des heutigen Rußlands; - als Neapel, Mayland und Genua in Beziehung auf die brittische Politik dasjenige waren, was jest Polen, die Niederlande und die Schweiz find, und als die größeren Staaten Italiens eine ähnliche Rolle spielten, als jezt Preußen, Oesterreich und Bayern. Der einzige Unterschied ist, daß Spaniens Seemacht und Philipps Ansprüche auf den englischen Thron sich mit den Religionsvorurtheilen vereinigten, England gegen diese Macht argwöhnischer zu machen und es zu einer verwickelteren und schwankenderen Politik zu veranlassen, als es in künftigen Streitigkeiten zwischen Frankreich und Rußland zu befolgen nöthig haben wird.

Manche Engländer besorgen, daß Rußland unsern Handelsvorrang anfechten und unsere ostindischen Colonien angreifen möchte, und zwar zur großen Freude der übrigen Continentalmächte. Diejenigen, welche glauben, unser Gebiet bestehe in nichts anderm, als in Ballen Baumwolle und gefüllten Zuckerfäffern, mögen den Schluß ziehen, daß unsere Größe wesentlich in demjenigen besteht, was sie unser Monopol“ zu nennen belieben. Aber was hat Rußland gethan, oder was kann es thun, um zu verhindern, daß uns auch nur eine einzige Elle Tuch, wofür wir jegt einen regelmäßigen Abnehmer haben, unverkauft bleibt, oder daß unser Markt sich mit dem steigenden Wohlstande und Lurus des Menschengeschlechts erweitert? Wird es Flotten ausrüsten, um unsere Kauffartenschiffe zu verbrennen, oder eine Landung bewerkstelligen und eine Cosakenhorde in unsere westindischen Waarenhäuser schicken? Niemand kann dieß fürchten. Bird Rußland unsern Handel von den seinem Einflusse unterworfenen Håfen ausschließen? Dieß Experiment hat es zwar nicht aus eignem Wohlgefallen, sondern zur Belustigung Bonaparte's — versucht, und wird es schwerlich wiederholen, weil die Han

delsbilanz im Verkehr mit uns stets auf seiner Seite gewesen ist und noch ist, und weil seine Landbesizer ihren Hanf und Unschlitt nicht ab. segen können, wenn sie nicht einiges von unsern verkäuflichen Waaren in Tausch nehmen. Allerdings wird Rußland lieber mit andern Nationen handeln als mit uns, so oft jene größere Handelsvortheile darbieten. Es wird seine eignen Manufacturen, es wird die heimischen Kaufleute mehr begünstigen, als die unsrigen; eine Maßregel, worüber wir uns nicht beschweren können.

Selbst in dem Falle, wenn Rußland einen erfolgreichen Einfall in unsere ostindischen Besigungen unternåhme, so sind wir nicht so sehr von den Vorurtheilen des Continents angesteckt, um zu glauben, daß die Sicherheit unseres Vaterlandes von dem Ansehen der ostindischen Compagnie in Bengalen unzertrennlich ist, oder daß (anstatt daß Enge land zu Indiens Vertheidigung Vorschüsse macht) die dorther fließenden Millionen uns zum Kriegführen in den Stand seßten. Würden auch unsere Armeen aus Bengalen und Surate vertrieben, so würden uns Bombay, Pulo Penang und Ceylon die Herrschaft des Meeres und den Handel des Osten sichern. Auch möchten des Kaysers Alexanders holländische Alliirte einigen Grund haben, zu befürchten, daß wir uns in Batavia schadlos hielten. Doch keine weise Regierung kann je an eine Expedition nach Indien um der Sache selbst willen denken; als Kriegsmaßregel ist sie freylich nicht unmöglich; aber wo kein anderes Interesse zum Grunde liegt, ist ein Krieg um eines solchen Zweckes willen nicht zu fürchten.

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Gegen die Fortdauer des auf dem legten Congreß festgeseßten Sy= stems wird ferner Folgendes eingewandt:,,Wenn Frankreich, so sagt man,,,unter einer kraftvolleren und populåreren Regierung stånde, so wåre es möglich, daß es an der gemeinschaftlichen Vertheidigung Europens den ober bezeichneten Antheil nåhme. Hingegen kann es nie das Interesse der jezigen Dynastie seyn, ihre Armeen aus dem Schlummer zu wecken oder durch Vereinigung ihrer Kräfte mit denen des Hauses Desterreich in den Gemüthern ihrer Soldaten jene gefährlichen Erinnerungen zu erneuern, welche der Sohn Napoleons bey ihnen erre gen muß. Aber sehr schlecht kennt derjenige die eigenthümliche Vortrefflichkeit und in gewissem Grade die Schwäche des französischen Charakters, der nicht weiß, wie wenig diesem Volke an heimischen Factionen, oder selbst an heimischer Glückseligkeit und Freyheit im Vergleich mit der öffentlichen Größe und dem auswärtigen Nuhme ihres Landes gelegen ist. Und noch weniger kennt derjenige den Gang menschlicher Leidenschaften und Vorurtheile, der nicht weiß, daß die gegenwärtigen Unzufriedenen in Frankreich sich nicht zu einem Kayser, sondern zu einer Republik hinneigen. Der König kann daher in einem populåren Kriege mit vollkommener Sicherheit eine möglichst große Armee ausheben und sie, wohin er will, vorrücken lassen, ohne die mindeste Besorgniß, daß ein in Desterreich auferzogner Knabe je wieder der Günftling des französischen Volks und Heeres werden könnte.

Der leste und scheinbarste Einwand ist der: daß bey den Grundprincipen der Vervollkommnung und des Anwachses, die in Rußlands Provinzen in voller Würksamkeit sind, und zu ihrer Entwickelung ein weiteres Feld haben, als irgend ein anderes Land, America vielleicht ausgenommen, das Verhältniß dieses Reichs als Gegengewicht Frank reichs bald verloren gehen müsse. Allerdings ist es nach den Gesezen der Natur kaum zu bezweifeln, daß nach wenigen Generationen die Gouvernements Tobolsk und Irlutsk eben so stark bevdlkert und so gut

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