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auf die feinen Kunstphilosophen des gelehrten Alterthums, „deren Geschwäß bis auf diese Stunde wiederholt wird,“ auf ,,diese Vernünftler und Begriffskünstler mit ihren Seelenlehren und Weltentstehungen und höchsten Gütern" so stolz herabbli cken, als es der Verf. S. 25. thut. Was hilft es dem Verf. zu sagen: Nicht weil ich ein Gewissen habe oder ein kantis sches Sittengeseh, gibt es einen Richter und Gesetzgeber, sons „dern weil ein Richter und Geschgeber mit meinem Bewußt: sein in nothwendiger ursprünglicher unmittelbarer Beziehung steht, hab' ich ein Gewissen und ein Sittenge set." Es muß doch diese Beziehung in einer Religionss lchre wissenschaftlich nachgewiesen werden; wer aber solche Nach weisung einen Beweis fürs Dasein Gottes nennt, darf darum nicht gescholten werden, als betrachtete er jenes Dasein als etwas Ungewisses, das durch den Beweis erst gewiß werz: den solle. Und wenn der Verf. die bekannten Worte des Apostels: „Wir sind seines Geschlechts; in ihm leben, weben und sind wir dem angeblichen Geschwähe der feinen Kunstphilosophen des gelehrten Alterthums lobpreisend entgegenz fest, so scheint er nicht bedacht zu haben, daß manche dieser Philosophen schon lange vor Paulus dasselbe fast wörtlich gez fagt hatten. Meint er aber, sie hätten es nicht in demselben Sinne, nicht mit so lebendigem Gefühle, als der Apostel, gez fagt, so dürfte doch mit Recht gefragt werden, woher man dieß fo eigentlich wissen könne, ohne allwissend zu sein. Immer hin mag man die Aussprüche heiliger Reduer oder Schriftstels ler im besten Sinne nehmen; nur muß man dann so billig sem, den sogenannten profanen dieses Beneficium optimae interpretationis nicht schlechthin zu verweigern. Und sollten unter jenen Profanen nicht auch Männer sein, die, selbst ohne dieß Beneficium in Anspruch zu nehmen, doch auf unsre Achtung und Dankbarkeit Anspruch zu machen hätten? Wir glauben wes nigstens, daß man vor einem Pythagoras, Sokrates, Plato, Ariftoteles, Zeno und andern alten Philosophen wohl noch den Hut ziehen dürfe, ohne dem Apostel Paulus etwas von seiner wohlverdienten Ehre zu entziehen. Uebrigens hat der Verf. ganz Recht, wenn er den Atheismus oder die Gottesleugnung als Mangel an sittlichem und gläubigem Bewußtsein, die Relis gion aber subjektiv genommen) oder die religiose Ueberzeuz gung als entwickeltes Bewußtsein des Menschen, als Bewußt: fein eines bessern, weitern und reinern Daseins, denn des irdis schen, als Bewußtsein nicht nur eines möglich verklärten leiblis chen, sondern auch eines geistigen, eines seeligen Lebens betrach tet (S. 41). Wenn er aber gleich darauf hinzuseßt: „Und

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,,so unterscheidet sich auch ewig heidnische und christliche "Ansicht" so verbessert er sich hinterher gleichsam selbst, ine dem er (S. 45) eingesteht, daß auch ein Römer, den man ,,der Zeit nach dem Heidenthume zuzählen muß, dasselbe ah nete, nämlich Cicero, der im 1. B. seiner Schrift von den Gesehen sagt: „Derjenige Mensch erkennet Gott, der seinen ,,eignen Ursprung erkennt und sich dessen gleichsam erinnert." Dasselbe hatten aber auch lange vor Cicero dessen Lehrer, die griechischen Philosophen, wenigstens die bessern, nicht bloß gez ahnet, sondern ganz deutlich ausgesprochen. Eben so gesteht der Verf. (S. 49) „selbst dem heidnischen stoischen Sklaven „Epiktet christliche Gesinnungen“ zu. Und wer möchte sich des wundern, da selbst der heilige Paulus sagt, daß Gott sich den Griechen (Heiden) ebensowohl geoffenbart habe, als den Juden, deren Offenbarung_wir Christen ja noch immer als eine wahre, wenn auch minder vollkommne, gelten lassen!

Von S. 62-196 bekämpft der Verf. den religiosen Indifferentismus. Vier Gründe sind es hauptsächlich, welche der Verf. den Indifferentisten zur Beschönigung ihrer Gleichgültigkeit in Religionssachen in den Mund legt und dann widerlegt, nämlich: 1) Die Uebereinstimmung der Menschen in allgemeinen Religionsgefühle und im Grundbegriffe der Re ligion bei aller Verschiedenheit der äußerlichen Religionsformen, die man aus Liebe zur Duldung und selbst nach Gottes sichtbarem Willen als gleichgültig betrachten müsse. 2) Die Nothwendigs keit der Religionsverschiedenheit nach den Stufenunterschieden der rohen, gebildeten und überbildeten Menschheit. 3) Die Möglichkeit, daß ein sehr reines Glaubensformular gemisbraucht und ein minder vollkommnes dennoch ein Mittel des Guten werde. 4) Die Unmöglichkeit, daß irgend einmal das Religi: onsdogma zur Befriedigung für jedermann und zu einer dadurch zu bewirkenden Religionsvereinigung allgemeingültig aufgestellt werde. So treffend nun auch der Verf. diese Gründe wis derlegt, indem er zeigt, daß sie theils zu viel, theils zu we wig beweisen, so glauben wir doch, daß er hin und wieder den Indifferentisten zu viel aufbürdet, sie gleichsam zu schwarz mahlt, und die Sache nicht ganz erschöpft. So sagt er S. 73: „Aber dürfte eine Religionsform ihrem Grundquell so ganz ,,widersprechen, daß sie wider alle sittliche Ordnung des geselliz ,,gen Lebens wüthete, daß sie Liebe, Erlösung vom Uebel und ,,innern Seelenfrieden mit Zwang, Haß, Krieg und Verfol gung predigte? Daß sie Wahnwiß und jede Seelenkrankheit ,,an die Stelle des klaren Bewußtseins seßte, um in die zeitlis chen Verhältnisse sie einwirken zu lassen? Und sollen wir hier,

,,wie der Indifferentismus will, gegen alle die außern Früchte der Religion in ihrer offenbar unsittlichen, das ,,besonnene Leben zerreißenden, Form gleichgültig sein?"

Uns ist kein Indifferentist bekannt, der die Gleichgültigkeit in Religionssachen so weit getrieben, daß er auch alle mit den verschiednen religiosen Vorstellungsarten in irgend einem Zus sammenhange stehenden Handlungen, selbst die unsittlich; ften und grausamsten, für gleichgültig erklärt hätte. Nur die Meinungen (das Dogma) und die Gebräuche (das Ris tual) und die damit zusammenhangenden kirchlichen Formen ers klärten sie für indifferent, und zwar ebendarum, damit man sich nicht durch die Einbildung, diese Dinge seien etwas schlechthin Nothwendiges, seien die unabånderlichen, von Gott selbst vorgeschriebnen, Bedingungen der Seeligkeit, zur Lieblosigkeit und Härte gegen Andersdenkende verleiten lasse. Der Verf. scheint hier den moralischen Indifferentismus mit dem reliz giosen verwechselt zu haben. Ueberhaupt wäre zu wünschen, daß er die verschiednen Arten des Indifferentismus sorgfältiger unterschieden und die Begriffe und Gränzen derselben genauer bestimmt hätte. Denn offenbar ist der moralische Indiffes rentismus anders zu beurtheilen, als der religiose, und auch der lehte anders, wenn er auf die Religion überhaupt geht und diese für etwas Gleichgültiges erklärt, mit dem man es halten könne, wie man wolle, als wenn er bloß auf das Positive oder Statutarische in der Religion und die da von abhangende gelehrte und kirchliche Form geht. Wir find für unsre Person auch diesem relativen Indifferentis: mus nicht hold, weil wir das Intifferente überhaupt nicht leis den mögen, glauben jedoch, daß derselbe weit milder zu beurz theilen, als jener absolute, und daß er wohl auch noch ftärkere Gründe für sich anführen könnte, als die, welche der Verf. dem Indifferentismus überhaupt gelichen hat.. (S. 192 muß selbst der Verf. gestehn, daß ein gewisser Indifferentismus gegen dogmatisch-metaphysische Spekulazionen im kirchlichen Lehre gebäude nicht ganz verwerflich sei). Wenn aber der Verf. bei seiner sonst rühmlichen Bekämpfung des Indifferentismus mit dies sem so oft die Aufklärung zusammen stellt, indem er €. 95. 100. u. a. mit einer gewissen Bitterkeit zu verstehen gibt, die neuere Zeit sei in beiden gleichmäßig fortgeschritten: so wünschten wir doch, er möchte sich darüber bestimmter erklärt haben, um nicht bei manchem Leser den Verdacht zu erregen, er gehöre auch zu jenen, die sich nur im Dunkeln wohl fühlen und daher das Licht scheuen, ungeachtet Gott selbst im Lichte wohnt und Jesus ebendarum in die Welt gekommen, daß er

das Reich der Finsterniß zerstöre. Wir wissen wohl, daß der Berf., dessen Werk selbst auf Befdderung wahrer Aufklärung abzweckt, nicht diese, sondern nur die falsche, die man besser Aufklärerei nennt, im Sinne hat. Aber ebendeswegen hätt er nicht von der Aufklärung schlechtweg so reden sollen. Denn diese ist immer gut und löblich, selbst dann, wenn sie diesem und jenem beschwerlich fällt, weil sie ihn in seiner bes haglichen Ruhe stört. Auch ist das Gemälde unsrer Zeit zu trübe, fast menschenfeindlich, welches der Verf. S. 109. ff. aufstellt, wo er unter andern sagt: „Jede, auch bessere, „Seele, voll Furcht und Mistrauens, trägt eine grinsende „Teufelslarve, sobald es ihr Vortheil und der Popanz ih; rer vermeinten Ehre gebietet." Darum soll jest „eine stumpfs innige Gleichgültigkeit gegen jede einfach kräftige Wahrheit „des Herzens, gegen alle ungeschminkte Ansichten von Religion, Treuc, Freiheit des Gemüths, eine Gleichgültigkeit, die nicht einmal mehr fühlt, was für Unwürdigkeiten ihr „jum Vergnügen der Einbildungskraft, als Spiel der Willkür, aufgetischt wird" (werden), die arme Menschheit beherrschen, Das wäre ja so schrecklich, wenn's wahr wäre, daß man an der Verbesserung unsers Zustandes schlechthin verzweifeln müßte. Und wozu håtte dann der Verf. geschrieben? Dann bliebe ja wirklich nichts übrig, als mit dem sophokleischen Chor unsinnig auszurufen :^,,Nicht geboren werden, ist das höchste der Güter, das zweite, sobald es gegönnt, wieder zurückkehren, „von wannen man kam!" Der Verf. führt zwar zur Bestàtis gung seiner Ansicht von der durchgängigen Verdorbenheit des heutigen Menschengeschlechts eine Menge bekannter und unleuge barer Thatsachen an, und fügt dann S. 130. hinzu: „Wer ,,in den trenen Schooß der Mutter Erde sået, dem wird nie hervorkommen anderes, als er såcte; wenn er Korn und Ros len fåcte, nie Disteln und Schierling. Wer aber in das uns beständige Menschenherz såete, muß sehen, wie das Wort der Wahrheit, der Liebe und Freiheit aufgeht in Gift und Blut und Haß. So verderbt ist der Boden der Menschenbrust! Wer ,,mag es leugnen ?“ Allein wir leugnen dennoch beides in der Allgemeinheit und Unbeschränktheit, wie es hier behauptet wird. Auch der Schooß der Erde gibt nicht immer und nicht rein wieder, was man ihm säend anvertraute. Der Saame gcht oft nicht auf und neben dem gefäcten Weizen' schießt auch Unkraut, selbst giftiges, empor. Dagegen geht das Wort der Wahrheit, der Liebe und der Freiheit nicht überall in Gift und Blut und Haß auf, sondern es findet auch hin und wieder eine gedeihliche Stätte und bringt Frucht in Geduld, wie die

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Schrift fagt. Der Boden der Menschenbrust ist also nicht so ganz und durchaus verderbt, wie der Verf. meint, und fann es nicht sein, wenn wir nicht annehmen wollen, daß Gottes (so: weit wir die Natur kennen) schönstes Geschöpf ein völlig ver: pfuschtes Werk, daß das Christenthum eine zwecklose Anstalt und der Tod Jesu ein vergebliches Opfer sei. In der That hat der Verfasser, indem er durch seine Zeichnung des Men: schen als eines umgekehrten Ideals, als einer moralischen Ka: rikatur, den Indifferentismus bekämpfen wollte, diesem gerade die stärkste Waffe in die hand gegeben. Denn ist der Mensch wirklich so grundschlecht von Natur, als ihn der Verf. schil dert, so sind Moral und Religion ganz unnüße Dinge; und hat das Christenthum, nachdem es die gebildetsten Völker des Erdbodens beinahe zweitausend Jahre beherrscht hat, so gar nichts geleistet, daß wir noch immer auf der tiefsten Stufe der Sittlichkeit stehen, daß uns sogar (nach S. 187) die fitta liche Urtheilskraft gänzlich entschwunden ist, so ist es wahrlich um kein haar besser, als das Heidenthum, das Judenthum und der Islamismus. Der Verf. scheint hier nicht bedacht zu haben, daß man nicht zu viel behaupten dürfe, um seinen Gegnern keine Blöße zu geben, so wie, daß man den Menschen doch noch etwas Gutes zutrauen müsse, wenn man sie bessern will. Wir sind aber überzeugt, daß der Verf. dieses Zutrauen zur Menschheit innerlich wirklich noch hegt, daß er also selbst nicht an die gänzliche Verworfenheit seiner Mitmenschen glaubt, sonst könnt' er sie auch nicht lic ben und mit so lebendigem Eifer für Recht und Wahrheit kämpfen.

Wir haben uns bei dem, was der Verf. in der 1sten Abth. seines Werkes über und gegen Atheismus und In differntismus gesagt hat, so lange verweilt, daß wir das, was er in der 2ten Abth. über und gegen die drei unduldsa; men Religionsansichten der Naturreligion, des todten Geschichts: glaubens und der Religion innerhalb der Gränzen der bloßen Vernunft sagt, unmöglich mit gleicher Ausführlichkeit behandeln können, ohne ein Buch über ein andres zu schreiben. Also nur folgendes Wenige in Bezug auf das Allgemeine. Der Verf. bezeichnet jene drei Religionsansichten mit den Namen: Naturalismus, unechter Supernaturalismus und falscher Nazionalismus, und was er gegen sie als von einander getrennte und sowohl einander selbst als der wahren Religion entgegenseßte Denkarten sagt, ist gewiß der Beherzis gung werth. Vielleicht sind es aber auch folgende Bemerkuna gen, die wir hier. nicht gerade als Gegenbemerkungen, sondern

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