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,,bricht dem beglückenden Völkerverkehre Bahnen durch unges heure Wüsten, die sonst nur Räubervölkern zur undurchdrings lichen Heimath dienten. Schöpfungen und Thaten, dergleichen sonst einzeln die Glorie einer ganzen Regierung ausmachten, find unter Alexander der Inhalt eines Jahres. Lang unglück liche Völker richten unter seinem Schuße sich zu neuem Glů: ,,cke, neuem Dasein empor; und wo immer auf der Erde ets was Bedeutendes geschicht, der Russe nimmt lebhaft Theil „daran; denn die Stimme seines Monarchen wird dabei ents scheidende Worte sprechen. Es ist ein erhebendes Gefühl, „Bürger eines Staates zu sein, dessen Interesse die ,,Welt umspannt und [der] überall geehrt wird!"

Wir ehren Rußland und seinen Kaiser von ganzer Seele; aber das Weltumspannen scheint uns doch_bedenklich, liegt auch gewiß nicht in des edlen und frommen Alexander's Gemüthe, und würde, wenn je ein russischer Monarch darauf ausginge, gewiß nur, wie immer, zu seinem eignen Verderben ausschlagen.

Einen Wunsch dürfen wir zum eignen Besten des Verf. nicht unterdrücken. Möcht' er die Leser, die er meist durch anziehende Darstellung recht gut zu unterhalten versteht, nicht so oft durch ein zu starkes Hervortretenlassen seiner Ichheit im Genusse stören! Man verzeiht wohl dem Schriftsteller ein gez wisses Selbgefühl. Aber es darf sich_nicht zu laut ausspres chen; sonst reizt es zu Widerspruch und Tadel, der denn auch dem Verf. im reichen Maaße zu Theil geworden. Indessen scheint es fast, als wenn er eben daran Vergnügen fånde. Und so dürfte auch diese Schrift wohl eine Herausfoderung an die deutschen Gelehrten sein, ihr Land und ihre Literatur gegen einen freibeuterischen Zugvogel zu vertheidigen. Wir fühlen aber keinen Beruf in uns, diese Herausfoderung anzunehmen.

XXX.

Briefe zu einer nåhern Verständigung über verschiedene, meine Thesen betreffende Punkte. Nebst einem namhaften Briefe an den Herrn Dr. Schleiermacher. Von Claus Harms, Archidiakonus an der St. Nikolaikirche in Kiel. Kiel, im Verlage der akademischen Buchhandlung. 1818. VI und 106 S. 8.

Von den 95 Thesen, mit welchen seiner Zeit Hr. Harms

die Jubelfeier der protestantischen Kirche

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nicht zu verherr

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lichen, sondern zu dämpfen, ja zu ersticken suchte, kann uns fer Hermes ungeachtet seiner Namesverwandtschaft mit deren Urheber keine Notiz nehmen. Wer mit so blinder Wuth drein schlägt, wer der Vernunft und dem Gewissen so offenbar Hohn spricht, als es Hr. H. in jenen Thesen that, mit dem läßt sich kein vernünftiges und gewissenhaftes Wort sprechen; seine Rede ist eigentlich unter aller Kritik. Es ist überdieß jenen Thesen schon die wirklich unverdiente Ehre der gründlichsten Gegenrede in so reichem Maaße widerfahren, daß wir hier mit unsrer Gegenrede recht eigentlich post festum kommen würden.

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Anders verhält es sich mit vorliegender Schrift. Das vom Verf. früherhin verhöhnte Gewissen scheint sich doch bei ihm insoweit geregt zu haben, daß er eine nähere Verz ständigung“ nöthig fand, um das, wie es scheint, selbst eiz nigen seiner Freunde gegebne Aergerniß zu heben. Verständi gen aber kann man sich in Religionssachen nicht wohl, ohne die Vernunft wenigstens als Hülfsmacht zu brauchen. Daher findet sich denn auch wirklich in diesen Briefen so etwas von Vernunft, wenn es gleich bei genauerer Ansicht nur eine Quasiratio (in dem Sinne, wie Cicero den Göttern Epikur's ein Quasicorpus und Quasisanguis beilegt) sein sollte. Und darum finden wir es jeht auch der Mühe werth, auf die Sache etwas nåher einzugehn.

Wir können und wollen jedoch nicht die zwölf oder (mit dem Vorbriefe an Schleiermacher) dreizehn Briefe einzeln durchgehen, die sich in vorliegender Schrift finden, sondern unsre Leser lieber gleich in mediam rem führen, nåmlich in den 8. und 9. Brief, wo der Verf. das A und O seines ganzen Jrrund Wirrwesens recht treuherzig darlegt. Alles Uebrige ist Ne benfache und verdient daher wenig oder gar keine Beachtung.

Im 8. Br. sucht der Verf. zuvdrderst zu beweisen, daß auf die Quantität der Religionslehren" gar viel ankomme. Denn je größer die Summe der Reliz gionslehren ist, je [desto] größer ist die Religiosiz ,,tat; je geringer jene, je [desto] geringer diese." Dieser Grundsah, welchen der Verf. ebenfalls mit ausgezeich neter Schrift hat drucken lassen, damit man ihn ja nicht über: sehe, gåbe uns also einen recht handgreiflichen Frömmigkeitsz messer. Man dürfte nur die Dogmen zählen, die jemand glaubt, um sogleich die Stärke seiner Frömmigkeit zu beurtheiz len. Glaubte Hans hundert Dogmen, Kunz aber nur funfzig, so wåre Hans doppelt so fromm als Kunz. Auf die,, Wahrs heit einer Religionslehre“ braucht man dabei eben nicht

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zu sehen. Denn der Verf. sagt ebendaselbst: „Wahr ist für eine Kirche, was die Anhänger dieser Kirche glauben." Das her rühmt er es auch, daß bei den Heiden jeder Gott seinen Tempel, wie fast jede Tugend,,, die ursprünglich eine religiose „Gesinnung ist, den ihrigen hatte. Weiß aber denn der Verf. nicht, daß eben zu der Zeit, als die Römer ihren Kultus vers vielfältigten, als sie fast jede fremde Gottheit bei sich aufnah: men und sogar ihren Kaisern Tempel und Altåre bauten, um fie als Schuhgötter zu verehren, bei ihnen die Sittlichkeit, also auch die Tugend, also auch die religiose Gesinnung, die ja ursprünglich mit der Tugend einerlei ist, iminer mehr vers fiel? Und war es nicht eben so in der christlichen Kirche? Je mehr man die Lehren und die Gebräuche, die Heiligen und die Reliquien, die Tempel und die Altäre vervielfäls tigte, desto mehr sank die wahre Frömmigkeit, die echte Res liosität. Nach dem Grundsahé des Verf. wäre auch Jesus sehr zu tadeln, daß er den dogmatischen Plunder der Phariz sder verwarf und seinen Anhängern eine weit einfachere Reliz gionslehre vortrug. Eben so sehr wäre Luther zu tadeln, daß er so viele Dogmen der katholischen Kirche verwarf, daß er nichts vom Meßopfer, von den sieben Sakramenten, vom Fe gefeuer, vom Ablaß u. d. g. wissen wollte. Und das Beste wäre wohl, daß wir Protestanten allesammt katholisch würden, um auf der Stelle wieder recht viel zu glauben und also auch recht fromm zu werden. Wie würd' es aber dann mit dem vom Verf. gepriesenen Lutherthume ausschen?

Doch der Verf. lenkt selbst im 9. Br. wieder ein. Er gibt hier wenigstens zu, „die größere Quantität der Religions ,,wahrheiten mache es nicht allein." Es müsse daher auch noch eine gewisse Qualität hinzukommen. Aber was für eine? Antwort: die symbolische. Seine Ueberzeugung ist nämlich diese: „Wenn der Glaube nur ist von der rech: ten symbolischen Qualität, so findet er sich auch „in der in der rechten symbolischen Quantität." Verknüpft man nun diesen zweiten Grundsatz mit dem ersten zu Einem, fo kommt folgendes oberste Prinzip der Religiosität des Verf. heraus: Glaube so viel und dieß gerade so, als die symbolischen Bücher deiner Kirche vorschreis ben, so bist du cin recht frommer Mensch! Dieses Prinzip aber ist schon nach der bloßen Erfahrung falsch. Denn es gibt Menschen genug, die alles buchstäblich glauben, was und wie es in den symbolischen Büchern ihrer Kirche steht, und dennoch lasterhaft, also auch nicht fromm sind. Aber auch nach der Bibel ist es falsch. Jesus selbst gibt ein ganz andres

Merkmal der wahren Frömmigkeit an. Nicht an der symboliz schen Quantität und Qualität ihres Glaubens, sondern an den Früchten desselben soll man die wahren Frommen, die echten Bekenner seiner Lehre erkennen. Ließe man jenes Prinzip gel ten, so mußt es geradezu zum religiosen Indifferentis mus führen. Denn es wäre an sich völlig gleichgültig, was und wie viel man glaubte, wenn der Glaube nur symbolisch wäre. Da nun der symbolische Glaube verschiedner Kirchen bekanntlich ganz verschieden, oft gerade entgegensetzt ist, so. war es auch ganz einerlei, welcher Kirche und welchem Glau ben man zugethan wäre; und jener Köhler hätte ganz Recht gehabt zu sagen: „Ich glaube, was die Kirche glaubt“ — ohne sich auf Gründe weiter einzulassen. Wenn man aber auch ei nen solchen blinden Glauben einem Köhler verzeiht, so ist es doch unverzeihlich, wenn ein protestantischer Religionslehrer, der seine Gemeine in der Erkenntniß der Wahrheit immer weiz ter führen soll, sagt, wie der Verf. S. 17: „Ich bin der „Knecht, die Kirche ist der Herr, macht es mit ihr aus!"

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Darf man sich nun noch wundern, wenn der Verf. S. 64 nichts von der Religion, sondern nur von Religionen auch wissen will, weil nimmer, was man die Religion nennt, „nur vorhanden gewesen;" wenn er S. 65 lieber von Götz tern als von einer Gottheit reden hört, weil diese ein „Wort nur, mit dem sich nichts machen läßt;" wenn er ebenz daselbst es für nothwendig erklärt, daß Gott, wenn wir an ,,ihn glauben sollen, uns erscheine," ungeachtet Jesus selbst ge: fagt hat:,,Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!" Wahrlich so unprotestantisch, ja so unbiblisch und unchristlich hat sich wohl noch kein Lehrer unsrer Kirche ausgesprochen! Und doch pocht der Verf. auf seine Rechtgläubigkeit, nennt seine Gegner S. 71 Füchse, die in den Weinberg gekommen, um ihn zu verderben, und seht sehr bedeutungsvoll hinzu: ,,Die Füchse werden erst gefangen, danach erschlagen." Er hat also nicht an den Verweis gedacht, den Jesus (Luk. 9, 54) zweien seiner Jünger gab, als sie wünschten, daß Feuer vom Himmel fallen und ihre Gegner verzehren möchte. Wis Aber so fet ihr nicht, welches Geistes Kinder ihr seid?" geht's, wenn man so wenig von Vernunft und Gewissen hält! Sie gehen am Ende gar aus.

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Was ist das aber auch für eine wunderliche Vernunft, die der Verf. im Sinne hat? Er meint nämlich S. 72, die Verz nunftgläubigen oder Razionalisten könnten nicht so, wie er und andre chrliche Leute, unter den gestirnten Himmel treten und den Allmächtigen von oben herab in ihre Seele reden hören,

könnten nicht so die Erde in schöner Jahreszeit betrachten und mit Augen des Geistes die unendliche Weisheit sehen, könnten nicht so auf den Gang ihres Lebens achten und in der Erkennt. niß der väterlichen Führung ausrufen: Herr, ich bin zu gering aller Barmherzigkeit und Treue! Das thun ja aber alles die Vernunftgläubigen auch, und müssen es thun, wenn sie nur wirklich Vernunft: Gläubige sind. Der Verf. hat also nichts anders als die baare Unvernunft (den Irrazionalismus, bes sonders den irrazionalen Naturalismus) im Sinne und nennt diese (Gott der Urquell und Geber der Vernunft, mög' es ihm verzeihen!) Vernunft. Da wird es ihm natürlich leicht, S. 75 und 76 zu beweisen, der verrückte Wilhelm Postell sei auch ein Razionalist gewesen. Wie kann er aber denn doch S. 77 gegen die, welche die Religion aus der Vernunft ableis ten wollen, behaupten,,,daß die Religion die Mutter und ,,die Vernunft die Tochter“ sei? Da hätte ja die Religion einen wahren Wechselbalg erzeugt! Oder wäre die Vernunft etwas Besseres und die Religion wirklich ihre Mutter, so müßte diese ja wohl ihre Tochter lieben und ehren, um nicht sich selbst zu prostituiren. Aber die harmsische Religion weiß nichts von Liebe und verlåstert, was sie selbst ihr Kind_nennt, will es höchstens als Hierodule im Tempel dülden (S. 92), und nennt es am Ende gar schlechtweg eine Buhlerin (S. 95). Darum erklären wir diese Religion unbedenklich für eine Rabenmutter und mögen nichts weiter mit ihr zu thun haben, eingedenk des Ausspruchs von Luther: Was der Ber: ,,nunft entgegen ist, ist gewiß, daß es Gott vielmehr entge: gen ist."

XXXI.

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Ueber Büchernachdruck. Von Ch. S. Krause, königl. baier. Regierungsrathe im Obermainkreise. Stuttgart, bei A. F. Macklot (eigentlich Karl Erhard, Nachdrucker zu Stuttgart, der aber, wir wissen nicht, ob aus einem Reste von Schaam oder aus welchem Grunde sonst, obige Nachdru cker - Firma angenommen). 1817. VIII und 71 S. 8. (Preis 6 Gr.)

Eine Apologie des Nachdrucks, wie es deren, gleich den Apos logien des Teufels, schon viele gibt. Sie hier zu erwähnen, veranlaßt uns bloß der Umstand, daß eben jezt beim Bundes:

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