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,, eine Trennung aufhören, die bei Unwissenden und Leidens ,,schaftlichen gar leicht neue Misverständnisse erzeugen und uns ,,christliche Abneigung unterhalten können.“ Daß übrigens die Sache nicht übereilt und dabei das Gewissen ängstlicher Personen auf das Zarteste geschont werde, wünscht der Verf. noch am Schlusse seiner Schrift, und wir mit ihm.

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Die fünfte und lehte Schrift ist ein seltsames, aber in seiner Seltsamkeit dennoch merkwürdiges Produkt. Der Verf. derselben ist ein Protestant, hålt sich wenigstens noch äußerlich zur protestantischen Kirche, ist sogar Erzieher eines protestans tischen Erbprinzen. Gleichwohl bezweckt er durch diese Schrift nichts Geringeres, als alle Protestanten in den Schooß der alleinseeligmachenden katholischen Kirche zurückzuführen. Unter der Maske eines altgläubigen lutherischen Pfarrers, den er deshalb Paläologus nennt und mit einem reformirten Geist: lichen, Namens Neander, briefwechseln läßt, polemisirt er gegen,,Luther's und Calvin's Meinungen" als trostlose Irrthümer" (S. 41) und fodert den Herrn Neander auf,,,sich in die katholische Mitte zu stellen und die ,,Waffen nach beiden Seiten zu gebrauchen“ (S. 42). Ja er demonstrirt sogar (S. 43—47) mit Hülfe_eines herr lichen Gleichnisses vom Papiere, das durch den Stempel des Staats in Geld verwandelt werde, die katholische Theorie vom Sakramente des Abendmahls und beschließt diese Demonstrazion mit den Worten: Und auf ganz gleiche Weise" — nämlich wie mit jenem in Geld verwandelten Papiere,,verhält es sich „nun auch mit dem Brote und Weine im Abendmahle. Beide ,,sind in ihren todten, chemischen Bestandtheilen auch nicht im ,,allergeringsten verändert worden; dennoch ist ihr lebendiges ,,Wesen, ihre Substanz in die Substanz des Leibes und Blutes Christi verwandelt." Und damit gar kein Zweifel übrig bleibe, wie er das meine, seht er noch ausdrück lich in Parenthese das Wort Transsubstanziazion hinzu. Deshalb behauptet er denn nun auch, daß wir Protestanten gar feine Kirche haben und daß aus der bloßen Bereinigung der Lutheraner und Reformirten auch keine entstehen werde, wenn wir uns nicht an die katholische anschließen. Denn die Kirche müsse 1. eine einige, allgemeine und ungetheilte sein, 2. nicht bloß eines innern Mittelpunktes, sondern auch überhaupt einer festen Ordnung sich erfreuen, welche auf sichere und bestimmte Weise verwaltet werde, und endlich 3. unabhängig sein von allem fremden weltlichen Einflusse und selbständig ihre Angelegenheiten ordnen. In einer frühern Schrift aber (Zut Kirchenvereinigung. Halle,

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1815. 8. S. 54–56) hatte der Verf. bereits bewiesen, daß die Kirche nicht bloß eines Mittelpunktes, gleichsam eines Zentralbewußtseins, zu welchem von den Umkreisen der ,,Kirche hin und von welchem wiederum ausströmt Alles, was ,,auf das besondre oder gemeinschaftliche Intereffe der einzelen „Gemeinen oder der ganzen Kirche Bezug hat," sondern auch eines Oberhauptes bedürfe,,, damit dem großen Gewölbe ,,überhaupt der Schlußstein nicht fehle, damit die wesentliche ,,Einheit der Kirche auch der Form nach ausgedrückt sei und ,,damit die vollziehende Gewalt, wie sich's gebürt, in dem ,geheiligten Namen eines Einzigen ausgeübt werden könne.“ Es ist wohl in der Regel, wenn ein Frommer dieser Art ge gen den Vernunftgebrauch in Glaubenssachen eifert; und daher darf es uns nicht wundern, wenn es in der vorliegenden Schrift (S. 23) heißt: Von den sogenannten Razionaliz „sten red' ich nicht; von diesen kann überhaupt nicht die Res ,,de sein, wo vom Christenthume gesprochen wird. Sie sind nicht einmal Heiden, sondern Atheisten, und nichts weiter.“ Wir gönnen dem Verf. von Herzen seinen irrazionalen Glauben, wenn er sich darin so glücklich fühlt, können und müssen ihn aber auf das Bestimmteste vers sichern, daß, wenn auch alle Protestanten durch seine Papier: gelds Demonstrazion an die Transsubstanziazion und andre Glaubensartikel der katholischen Kirche glauben lernten, sie doch nimmermehr das kirchliche Prinzip der Glaubensfreiheit mit dem des Glaubens zwanges vertauschen würden, und also an eine Kirchenvereinigung, wie er sie beabsichtet, nicht zu denken sei. Als dieß bereits längere Zeit niederge: schrieben war, kam uns noch zu:

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6) Ueber die Hoffnung einer freien Vereinigung beider protestantischen Kirchen. Ein Glückwünschungsschreiben an den Herrn Antistes Dr. Heß in Zürich bei der bevorstehenden dritten Jubelfeier der schweißerischen Reformazion von dem Oberhofprediger Dr. Ammon in Dresden. Hannover und Leipzig bei den Gebrüdern Hahn. 1818. 68 S. 8. Diese Schrift ist mehr warnend, als kämpfend; denn „, cin Werk von der großen und unabsehlichen Wichtigkeit, wie ,,die Vereinigung unserer" - der beiden protestantischen ,,Kirchen, will zuverlässig auf das Sorgfältigste erwogen und besprochen werden“ (S. 6). Und hierin hat der ehrwürdige Verf. gewiß Recht. Nun scheint er sich zwar im Anfange auf

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die Seite derer zu neigen, welche das Vereinigungswerk nicht nur für unnöthig und überflüssig, sondern auch für schädlich und verderblich, zum Indifferentismus führend u♫ s. w. erklas ren, worüber schon oben das Nöthige gesagt worden. Allein bald darauf (S. 23) gesteht er, daß er die Gründe derer für überwiegend halte, die eine aufrichtige und dauerhafte „Union unsrer Kirchen als ein glückliches und der Jubelfeier unsrer Glaubensverbesserung vollkommen ́ würdiges Ereigniß ,,betrachten." Seine Bedenklichkeiten darüber könnten also „nicht die Sache, sondern nur ein fehlerhaftes Streben nach ,,der gewünschten Vereinigung treffen."

Um nun die Sache in das rechte Geleis einzuleiten, seht der Verf. folgende Bedingungen einer wünschenswerthen Verz bindung der protestantischen Kirchen fest: Die Verbindung muß

1. frei sein, so daß den Protestanten kein neuer oder veränderter Lehrbegriff von irgend einer weltlichen oder geistlis chen Gewalt aufgedrungen werde. Wir geben diese Bedingung nicht nur zu, sondern wir erweitern sie noch. Nicht nur kein Lehrbegriff, gar nichts soll aufgedrungen werden. Mischte sich nur die geringste Gewalt in die Sache, so wåren wir die Ers sten, die sich widerschten; denn alsdann gålte es die Vernichtung des ganzen protestantisch : kirchlichen Prinzips. Wir haben aber auch bis jeht noch nicht das Mindeste von irgend einer Gewalts samkeit vernommen. Wo das Unionswerk bereits zu Stande gekommen, ist alles in Folge freier und gemeinschaftlicher Be rathung geschehen. Wo es noch nicht zu Stande gekommen, läßt man den Gläubigen Zeit, sich zu besinnen, und seßt in: zwischen die Berathung fort. Ist irgend Jemand einmal zu: dringlich gewesen, so weise man ihn zurück. Mit Gewalt in Religionssachen etwas durchzusehen, ist jest unter Protestanten nicht mehr möglich. Selbst der mächtigste Monarch ist zu schwach dazu. Der bloße Versuch würde das gerade Gegens theil bewirken, - Die Verbindung soll

2. kein Abfall, sondern eine gewissenhafte und redliche Vereinigung sein. Auch dieß ist recht und bil: lig. Niemand soll seinen Glauben aus Gefälligkeit gegen den Andern oder aus Furcht vor einem Mächtigern verleugnen, sondern die Ueberzeugungsfreiheit, welche die beiden protestantischen Kirchen bisher jedem ihrer Glieder gewährten, sollen sie ihm auch in und nach der Vereinigung fortdauernd gewäh; ren. Dieß liegt eigentlich schon in Nr. 1. Der Verf. hat aber dabei noch etwas andres im Sinne, wie wir gleich sehen wer den. Die Verbindung soll nämlich auch

3. aus einer unbefangenen Erwägung der zwischen Lutheranern und Reformirten obwaltenden dogmatischen Verschiedenheit der Lehre hervorgegangen sein. Was nun die unbefangene Erwägung betrift, so geben wir auch diese gern zu, fodern sie sogar. Aber der Berf. meint nicht bloß diese Erwägung, sondern das Ergebniß derselben die Aufhebung der dogmatischen Verschie denheit der Lehre, die völlige Einheit des dogmatis schen Lehrtypus. Daraus erst soll die Kirchenvereinigung hervorgehen. Hierin können wir aber nicht mit dem ehrwür digen Verf. einstimmen. Die Dogmatik als solche und der durch sie begründete Lehrtypus ist Menschenwerk. Völlige Ein: stimmung darin kann es nicht geben, hat es nie gegeben. Nicht nur einzele Kirchen, sondern selbst die Mitglieder einer und derselben Kirche dachten von jeher dogmatisch verschieden und werden immer so denken. Man vergleiche z. B. nur die dogmatischen Lehrbücher der vornehmsten Theologen der luthe rischen Kirche von den ältesten bis auf die neuesten Zeiten. Welche ungeheure Verschiedenheit! Gleichwohl gehörten sie Alle zu einer und derselben Kirche. Selbst in der Abendmahls: lehre dachten sie sehr verschieden, und würden doch unbedenk: lich das Abendmahl zusammen genossen haben, wenn sie Geles genheit dazu gehabt hätten. Ja in jeder größern lutherischen Gemeine wird man eine Menge von Individuen finden, die sowohl in andern Lehren als in der Abendmahlslehre sehr ver: schieden denken und doch ohne Anstoß das Abendmahl mit ein ander genießen und sich als Glieder einer und derselben Kirche betrachten. Dieß beweist ja fakrisch, daß die Abendmahlsfeier nicht, wie der Verf. (S. 55) sagt,,,die vollkommenste Eins ,, tracht der Lehre schon vorausseßt," daß vielmehr eine kirch liche Vereinigung bei obwaltender dogmatischer Verschiedenheit der Lehre sehr wohl bestehen kann. Warum wollte man also um der Vereinigung willen von neuem dogmatische Zänkereien erregen, da man mit Gewißheit voraus sehen kann, daß diese das Werk nicht födern, sondern vielmehr hindern_und_man: ches neue Aergerniß, vielleicht gar neue Sekten hervorrufen werden? Oder wär' es wirklich zur Seeligkeit ndthig zu wis sen, ob die Vereinigung der beiden Naturen in Christus „eine ,,wirkliche oder rhetorische, eine physische oder dialektische, ,, eine ideale oder nominale Mittheilung des Göttlichen an die Menschheit Jesu zur Folge habé“ (S. 35)? Barmherziger Gott! da dürften wir ja wohl Alle verdammt werden. Denn niemand kann es wissen ohne eine ganz besondre göttliche Of: fenbarung, weil in der heiligen Schrift kein Wort von diesen

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scholastischen Subtilitäten steht. Ist es Indifferentismus, wenn man solche Dinge als gleichgültig dahingestellt sein läßt, so ist leider die Bibel selbst indifferentistisch, so müssen wir uns an Calov oder an Quenstådt oder da diese nur trügliche Mens schen sind an den untrüglichen Statthalter Christi in Rom halten, damit dieser durch ein Machtwort entscheide, was wir eigentlich zu glauben haben. Wenn nun der Verf. endlich

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4. fodert, daß die Vereinigung der beiden protestantischen Kirchen fern von den Fehlern und Gebrechen der bis herigen Unionsversuche eingeleitet und daher einzig auf die ewige Wahrheit heiliger Christuslehren gegrün det werde, so sind wir wieder völlig mit ihm einverstanden. Aber es folgt auch daraus unwidersprechlich, daß man nicht wieder, wie sonst, das Unionswerk mit Untersuchungen über den dogmatischen Lehrtypus beginnen dürfe. Denn dieser ist von den heiligen Christuslehren wesentlich verschieden, und darin liegt eben der Grund des Zwiespalts unter den Chris. sten. Weg also mit den wunderlichen Fragen, ob Christus im Abendmahle lokal oder nur dynamisch gegenwärtig, und wie diese, dynamische Gegenwart von einer lokalen Adiastasie, Ubis quität und Expansion - gänzlich verschieden“ sei (S. 36). Wir wetten darauf, daß noch kein Christ, der je mit wahrer Andacht das Abendmahl genossen, im Augenbicke des Genusses an jene Fragen gedacht hat. Wozu verlangt man denn also, daß jeder Genießende darüber denken soll, wie der andre?

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Noch Einen Punkt müssen wir bei dieser Gelegenheit be sprechen. Der Verf., der sich auch in dieser Schrift für den Supernaturalismus, gegen den Razionalismus ers klärt — ohne zu beachten, daß dem Supernaturalismus nur der Naturalismus entgegensteht, und daß beide sos wohl razional als irrazional sein können sagt in dies ser Beziehung S. 9, daß Verstand und Vernunft, was die Religion betrift, nur dazu bestimmt seyen, uns über die ,,bestehende Ordnung der Welt zu orientiren, den Zusammen: hang und Endzweck unsers Daseyns zu erforschen, über That: sachen von einer höhern Tendenz zu reflektiren und, mit einem ,,Worte, von Gott zu lernen, welchen Weg der Erz ,,tenntniß und Seeligkeit er uns gebahnt habe." Wir fürchten sehr, daß der Verf. mit jenem nur schon zu viel eingeräumt habe. Denn wenn Verstand und Vernunft schon so viel vermögen, so ist kaum einzuschen, was dem Mens schen sonst noch in religioser Hinsicht zu wissen nöthig. Es kommt dann bloß noch aufs Thun an, nämlich daß man den von Gott gebahnten Weg wandle. Dieses Thun aber hangt

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