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forttönen, wo das Wort des Herrn alle Geister zur Buße oder Beschauung wecken sollte. Aber trete [tritt] in die Hims mels: und Gotteshäuser des Laterans, von St. Peter, der „Maria maggiore und anderer, reden nicht schon die Steine „und Säulen zu dir? Und wenn du ansiehst die frommen März tyrer unsers Glaubens, den am Kreuze blutenden Erlöser, oder die Scenen aus dem Leben heiliger, von Gott_mit beson: derer Gnade erhöheter, Menschen, und ihr Anblick so manche rührende Geschichte in deine Erinnerung zurückruft: kannst du ,,dann den Strom von Thränen hemmen, der aus deinen Augen hervorbricht, und reden diese stummen Zeugen nicht bewegli cher zu dir, als irgend eines Menschen Worte es vermögen? Wenn dann die herrliche Musik beginnt, dazwischen der Ges fang der Andächtigen ertönt, sind dann nicht mit dem Herzen Aug und Ohr und alle Sinne befriedigt, ja vergeistigt alles „Sinnliche zu einem geistigen Vollgenuß emporgehoben und das Geistige zu einem Göttlichen hinaufgesteigert? Siche, in solchen Momenten ist nur Gott in mir, und ich fühle so recht „seine Nähe; ich bin versöhnt mit ihm, er hält mich in seinen Armen und ich liege an seinem Herzen. Oder wenn ich dann ,,meiner Sünden gedenke und in dem Lichte des Herrn die Nich: „tigkeit aller Erdenlust in mir zu heller Ueberzeugung hervors „leuchtet, ja dann fühl' ich in mir die ganze Zerknirschung alles "Irdischen, alles dessen, was sündhaft in mir ist und um mich; „dann rinnen meine Thrånen, an dem Fuße der Bilder der Heiz ,,ligen, die für mich zu Gott flehen und selbst die Erdenlust ,,überwunden haben, sink' ich nieder und thue Buße von ganz zem Herzen. Das Sündigen könnt ihr einmal so wenig lassen, als wir; aber wir nur genießen des vollen Trostes; die gütige . Mutter verdeckt mit ihrem Liebesmantel unsre Gebrechen und ,,aus ihrem Gnadenschaße reicht sie Vergebung dar für vergans gene und zukünftige Fehler.“ Hierauf erwiedert Heinrich: „Es entgeht meinem Blicke so wenig als dem deinigen, daß „man in protestantischen Kirchen nur zu oft den Anstand ver: ,,nachlässigt, der einem solchen Versaminlungshause gebürt, und die weltliche Rede da forttönt, wo der Ruf des Herrn die Schlummernden zur Auferstehung wecken sollte. Doch das liegt gar nicht im Wesen des Protestantismus, und davon wollen wir jeht so wenig reden, als ich dich an den polternden Lärm „eurer Mönche und überhaupt an diese schwächste Seite eurer Kirche erinnern will, wo der Priester nicht mehr durch die im ponirende Würde des Priesterthums, sondern durch die Indis ,,vidualität seiner Person wirken soll.“ [Wir dächten, dieß gålte weit mehr von der protestantischen Kirche, die eigentlich gar kein

Priesterthum hat, sondern nur Lehrer und Seelsorger, bei dez ren Wirksamkeit gar viel auf die Individualität der Person an; kommt]. Auf dich selbst möcht' ich dich hinweisen. Denke ,,doch, wie nach und nach alle diese Regungen in dir entstanden, wie du allmålig zu einem solchen Zustande der Ueberspannung gelangt bist. Nenne ja nicht die geistige Unmündigkeit, worin so viele Bewohner dieser Stadt durch die Uebermacht eines glänzenden Kultus niedergehalten werden, religiöse Erhebung, ,,oder das, was du in dir selbst fühlst, wahre Begeisterung. Der höchsten Verblendung steht es näher als dieser. Wenn ,,du in das Licht der Sonne siehst, wird dein Auge, das den Glanz derselben nicht ertragen kann, geblendet, und in dem Augenblicke der Blendung ist dein Geist zugleich verwirrt; du schließest dein Auge und in dir selbst_scheint sich alles zu drez ,hen and nichts mehr_fest auf seiner Stelle zu stehn. So geht dir es hier bei den Festen und in den Kirchen. Alle deine ,,Sinne werden zugleich geblendet! eine Verwirrung, eine Uez ,,bertäubung kommt in dein ganzes Wesen; das nennst du nun ,,Begeisterung; Taumel, augenblickliche Raserei, Wahnsinn soll test du es nennen. Was haben die Sinne für einen Antheil ,,an der Begeisterung? Und wo ist denn der Heilige, der als Gottes Sohn sich uns kund gab, in solchem Taumel befangen „gewesen? Ausdrücklich sagt er: „Das Himmelreich kommt. ,, nicht mit äußerlicher Geberde, es ist inwendig in euch.“ Und vollends nun, in welcher Gemeinschaft steht die Sünde mit den „Gläubigen? Sind sie ihr nicht abgestorben, und dadurch frei ,,geworden? Wenn sie dessen ungeachtet in unglücklicher Stunde. ,,davon überrascht werden, so ist das nur ein augenblickliches Schwanken; aber sie sind wiedergeboren und seelig, weil sie „reines Herzens sind. Für euch Sinnenmenschen ist das freilich ,,keine Religion; da ist die eurige weit bequemer; denn diese ,,läßt euch, wenigstens wie ihr sie anseht, Gott dienen, ohne „daß sie euch zwänge, dem eignen Willen und verkehrten Trieben zu entsagen. Ihr wißt, eure gute, nachsichtige Mutter wird ,,ihren verwöhnten Kindern ihre Fehler verzeihen, und Ta sündigt ihr dann wacker darauf los, getröstet im voraus, daß ,,ihr mit körperlicher Sühne des Herzens Unreinigkeit abbüßen ,,könnt. Aber der Schalk weicht darum nicht von euch; das ,,Himmelreich ist nicht in euch. Von innen muß durch geistige „Wiedergeburt das Heil errungen werden. Christus in euch, nicht der Beichtvater, muß die Versöhnung gewähren."

Ein andermal ist die Rede von der Tradizion, welche Paz ter Anselmo einen Quell des Heils aus jener hochgefeierten Zeit nennt, da der Gottessohn selbst es nicht verschmähte, in Knechtss

gestalt zu uns hernieder zu steigen, einen Quell,,,der durch alle folgende Jahrhunderte fortrann, damit alle daraus den ,,Trank des Lebens schöpfen sollen." Dieses Bild ergreifend entgegnet Heinrich:,,Wer wird, um an dem reinen Labetranke sich zu erquicken, zu der trüben sumpfigen Mündung des Stroms hinab und nicht lieber in das Hochland Hinaufsteigen wollen, wo unter dem unwandelbaren Felsen krystallhell das Bächlein „hervorsprudelt? Der Strom, dessen unlauteres Wasser wir zum Tranke verschmähen, rinnt in demselben Flußbette hin; ,,es sind dieselben Wasser, die hell und rein aus dem Berge „hervorquellen und fort und fort fließen, bis 'sie das Weltmeer „erreichen. -- Aber hundert Bäche haben indessen ihr Wasser das ,,mit vermischt, der Regen hat allerlei Schiamm und Erde „hineingespühlt. Als ein stolzer gewaltiger Strom fließt nun. „das Bächlein hin, vielleicht mächtig genug, um schwer befrachs tete Schiffe zu tragen; aber den rechten Labetrant vermag es „nicht mehr zu geben. So will mich oft der Glaubé bedüńs „ken, der sich so gern vorzugsweise der katholische (den kathos ,,lischen nennt. In dem Strome desselben möchtet ihr gern „alle. Herzen hinziehn, und euer Kultus ist das Schifflein zus gleich, in dessen Raume ihr die ganze Christenheit versammelte ,,möchtet, und eure Priester stehn am Ruder und leiten das Schifflein, um es dem alles verschlingenden Weltmeere, Rom, zuzuführen. Allein weil etliche. Christenseelen nach dem laus ,,tern Bergquell dursten; so sind sie dem Schifflein entsprun gen. Den Quell aber verschließt ihr, und das heilige Work unsers großen Meisters soll nur demjenigen seiner Verehrer geöffnet sein, dem ihr es aufschließt."

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Solcher Wechselreden finden sich noch viele in diesem Ros mane, den man daher fast

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Wohin das Uebergewicht falle, brauchen wir wohl nicht zu sar gen. Wenn aber der Verf. die sonderbare Frage aufwirft, o8 der Heiland ein Katholik oder ein Protestant gewesen, und dann Jesum für den ersten und herrlichsten Protestanten erklärt (Theil 1. S. 471): so gehther in seinem sønst rühmlichen Eiz fer für den Protestantismús doch wohl zu weit. Denn der Gegensatz zwischen Katholizismus und Protestantismus kann nur im kirchlichen Verhältnisse hervortreten, das sich erst ausgebils det oder verbildet haben muß. Der Heilige des Evangeliums konnte also weder Katholik noch Protestant sein, man müßte denn das Evangelium - selbst für eine bloße Protestazion gegen das Sudenthum halten - eine Ansicht, die viel zu beschränkt ist, als daß wir sie dem Verf. zutrauen dürften.

fa einen theologischen nennen könnte?

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Gesammelte Blätter von Treumund Wellentreter. Erster Band. Poesien. Zweiter Band. Prosaische Auffäße. Leipzig in Kommission bei J. F. Gleditsch. 1818. 388 und 394 S. 8. Es gibt eine doppelte Poesie, eine Poesie des Geistes und

eine Poesie des Herzens. Jené könnte man auch bildlich die männliche, diese die weibliche nennen. Jene erhebt sich auf den starken Fittigen der Einbildungskraft durch und über alle Zeiten und Räume, läßt uns Nahes und Fernes, Irdis sches und Himalisches, Menschliches und Göttliches im schöne ften Einklange und Ebenmaaße: vernehmen, liebt große Formen, kühne: Uebergänge und vollstimmige Akkorde, nimmt Sinn und Verstand auf gleiche Weise in Anspruch, indem sie beide in das lebendigste und freieste harmonische Wechselspiel zu verschen fucht. Diese bewegt sich in engeren Kreisen, zieht sich in die Gemüthswelt zurück, die sie mit einem behaglichen Wohle gefallen beschauet und darstellt, liebt das Einfache, Zarte und Sanfte, nimmt vorzugsweise das Gefühl in Anspruch, indem sic es zum innigsten Bewußtsein des eignen Lebens in ungeübs tem Genusse desselben zu steigern sucht.

Welche von diesen beiden Arten der Poesie die vorzüglis chere sei, wagen wir nicht zu entscheiden. Jede hat ihre eigen thümlichen Vorzüge, und nur wenigen von der Natur im höch ften Grade begünstigten Genien möchte es verliehen sein, jene Vorzüge in einem und demselben Erzeugnisse ihrer Muse so zu vereinbaren, wie Tasso in seinem Jerusalem und Göthe in seinem Tasso gethan. Nach Verschiedenheit derer, welchen die Dichtkunst ihre Werke zum Genusse darbietet, wird daher auch der Eindruck (sammt: dem davon abhängigen Urtheile) verschies den sein, welchen, die beiden - Hauptgattungen dieser Werke auf den für sie mehr oder weniger empfänglichen Hörer oder Leser machen. Die meisten Frauen und solche Männer, welche sich mehr zum weiblichen Seelentypus hinneigen, werden sich von den Erzeugnissen der Herzenspoesie vorzüglich ergriffen und ans gezogen fühlen, wogegen die Mehrzahl der Männer und solche Frauen, denen die Natur einen männlichern Sinn verliehen, sich auch mehr an den Producten der Poesie des Geistes erlas ben werden.

Zu welcher Klasse die Poesien gehören, welche uns in dem ersten Bande der vorliegenden Sammlung von dem pseudos

nymen Verfasser geboten werden, dürfte unschwer zu bestimmen sein, da der Verf. selbst gleich in dem ersten, auf das poetische Vorwort folgenden, Gedichte uns das Geheimniß seiner poetis schen Gemüthswelt aufgeschlossen hat. Es ist Lebensweis heit überschrieben, und, da es nicht lang ist, so theilen wir es unsern Lesern sogleich ganz mit, um denen, welche mit diesem Dichter etwa noch nicht. Bekanntschaft gemacht hätten, einen kleinen Vorschmack von der in jener Sammlung herrschenden Gesangweise zu geben:

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Poesien dieser Art dürften wegen der kunstlosen Appretur (wenn wir so sagen dürfen, um das Einfache der Form, das Natürliche des Ausdruckes, das Klare der Empfindung und das Ruhige in der Bewegung mit einem Worte zu bezeichnen) man chem verwöhnten Gaumen nicht poetisch genug schmecken; aber. die Gemüthsstimmung, aus der sie hervorgegangen; ist idealisch, mithin wahrhaft poetisch, und man könnte solche Erzeugnisse der Dichtkunst mit dem sogenannten Stillleben in der Malerei vergleichen. Auch wollen dergleichen Poesien, wenn sie gleich in einem Bande vereinigt dargeboten werden, doch nicht sofort in einem Zuge genossen sein, Man soll nur von Zeit zu Zeit gleichsam ein Schlückchen zur Herzstärkung nehmen. Wer das

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