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neue geknüpft werden müssen. Sonst war der Ausruf: Unser Regiment! ein Stolz für den Offizier und den Soldaten; junge Ankömmlinge mußten Jahrelang nach dem Vorzuge streben, von den åltern Waffengefährten als ihrer würdige Kameraden an gesehen zu werden, jezt ist es nicht mehr so. Das Wort: Korps Offizier, jene brüderliche und zugleich ritterliche Vers kettung des gemeinsamen, für den gefaßten Entschluß unerschütz terlich einigen Willens, wo Einer für Alle und Alle für Einen stan den, gegen die selbst der große König mit Behutsamkeit und geheimer Achtung zu Werke ging, cristirt jest wenig mehr als dem Namen nach, um nur als Unterschrift zu einem Mittags mahle zu dienen. Was ist daran Schuld? Die Landwehr wars lich nicht! Ein Jeder hascht gierig nach Veränderung, wenn nur das eigene oft sehr merkantile Interesse dabei im Hinters grunde schimmert, und geht mit eben der Leichtigkeit von einem Regimente zum andern, wie man eine Wohnung wechselt. Da muß freilich esprit de corps und Kameradschaft zu Grundé gehen. Ein großer Theil der Schuld fällt freilich von den In: dividuen ab und auf die Einrichtung der verschiedenen Gehalte bei dem nämlichen Range. Um einen Schritt näher zum groz ßen Gehalt zu rücken, giebt jeder mit Freuden alle bisherigen Verhältnisse auf, knüpft neue, und löset diese bei der ersten günstigen Gelegenheit abermals. Indessen eine finanzielle Rücksicht rechtfertiget jene Einrichtung, und deshalb läßt sich nichts dagegen sagen.

Ein andrer Vorwurf gegen des Verfassers Vorschläge ist die Annahme eines ungünstigen Verhältnisses des Friedens : zum Kriegs : État, woraus mehrere Nachtheile erwachsen, und zwar:

1) Es ist an sich nachtheilig, indem die Regimenter mit eis nemmale fünfmal stärker werden, und also wiederum eine Menge neuer Leute erhalten müssen. Sie sind alsdann eigentlich nichts weiter, als die vom Verfasser verworfenen Landwehren. Nach erkanntem Werth derselben macht das stehende nur einen stets bewaffneten Theil der sogenannten Wehranstalt des Volks aus, bereit zu schnell nöthiger Vertheidigung. Seine Ergänzung und Mobilmachung muß daher in kurzer Zeit erfolgen, um auf bes drohten Punkten möglichst geschwind Truppenkorps zusammens zuziehen, während die Landwehren Zeit erhalten, sich zu versams meln und nachzurücken. Sie bilden dann im ersten Augenblick die Reserve für ihre Provinz. Diese Vortheile einer größern Mobilität und Sicherung der Ausrüstungsanstalten überhaupt gehen aber verloren, wenn man nichts als Linienregimenter hat, welche alle wegen ihrer großen Vermehrung zum Kriegsetat mit

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einer langdauernden Mobilmachung beschäftiget feyn müssen. Bei der jeßigen Einrichtung ziehen die Regimenter ihre Kriegs reserven ein, und sind nach wenigen Tagen marschfertig. Wenn sie auch dadurch nicht den kompleten Etat erhalten, so werden fie immer mit 2500 Feuergewehren marschiren, was im ersten Augenblick, wo denn doch nicht gleich Hauptschlachten geliefert werden, hinreichend ist.

2) Die verlangte Stärke cines Bataillons von 1600 Mann übersteigt um die Hälfte das Maximum derjenigen Anzahl; welche von einem Staabsoffizier noch gehörig geführt, übersehn und mit seiner Stimme abgereicht werden kann. Auch sind so starke Abtheilungen nicht so beweglich wie die von 800 bis 1000 Mann. Zwar ist der Abgang im Felde allerdings gewöhnlich so bedeus tend, daß die Abtheilungen in kurzer Zeit sehr schwach werden. Es scheint indeffen, als wenn es vortheilhafter wäre, für einen steten regelmäßigen Ersatz zu sorgen, um eine mittlere Stárke zu behalten, als mit ungewöhnlich starken Bataillonen auszurů: cken, deren Abgang alsdann nicht so gut erseht werden kann. Auch andere taktische Rücksichten widersprechen der zu großen Stärke, denn fie verlieren vom feindlichen Feuer mehr als schwä chere, ohne dabei besonders mehr zu leisten als diese. Zwey Bataillone, jedes zu 800 Mann, nach dem Terrain zweckmäßig aufgestellt, werden weniger Verlust erleiden, als ein Bataillon von 1600 Mann auf einem Flecke.

Um nun ein Bataillon von 1600 Mann bequem cintheilen zu können, schlägt der Verfasser dazu 6 Kompagnien vor, wie in der Oestreichischen Armee. Allein die in der Preußischen auf die Eintheilung von 4 Kompagnien sich gründende Taktik hat so entschiedene Vortheile und ist so einfach, daß es unzweckmäßig seyn würde, sie aufzugeben.

Der dritte Hauptnachtheil der vorgeschlagenen Armeever fassung endlich ist die bei weitem größere Kostspieligkeit im Fries den, als eine Last, welche dem ersten Theile des S. 44 auss gesprochnen höchsten Grundsaßes nicht entspricht. Nach einer überschläglichen Berechnung würden die 7 Brigadeståbe, 14 Jnz fanterieregimenter und 16 Schwadronen, nebst einem Drittheil von Offizieren, welche der Verfasser im Frieden mehr unterhiel te, als jcht geschicht, nach Abzug der Kosten der Landwehr Inspektionen, immer noch, ohne die Bekleidungskosten, einen Aus: fall von ungefähr einer Million betragen, ungeachtet der selbst zugestandenen zwei Millionen Rationskosten. Der lehte Ausfall würde selbst dann noch bedeutend bleiben, wenn auch ein Kaval: ferieregiment von 900 auf 570 Pferde herabgefeht würde, was Aberdies durchaus unvortheilhaft wäre.

Als Resultat dieser Untersuchungen geht im Allgemeinen hervor, daß die vorgeschlagene Armeeverfassung weder ein besser res, noch ein wohlfeileres Bewaffnungswesen zu erzielen im Stande ist, und wenn dagegen das Landwehrsystem sowohl in militairischer als staatsökonomischer Hinsicht jede Kritik aushält, so wird dasselbe, dem Lande um so weniger zur Last fallen, und um so mehr zur Landesvertheidigung geschickt seyn, als es ein auf den moralischen Geist des Volks begründetes Institut ist, und also aus dem würdigsten Lebensstoff desselben hervorgegan gen, auch nur mit dem Leben des Volks selbst enden kann und wird.

S. 55. u. f. befindet sich eine scharfsinnige kritische Be leuchtung der beiden über diesen Gegenstand geschriebenen Werke des Hrn. v. Rotteck und des Hrn. v. Liebenstein.

Ueber die Landwehrkavallerie wird im Ganzen nur wenig gesagt, und die Ausstellungen dagegen sind die bekannten, von Mund zu Munde gehenden. Wir erhalten uns jedes Raisonne: ments darüber, aus zwei Gründen:

1) Weil der Gegenstend zu wichtig ist, um mit wenigen Worten abgemacht werden zu können, und behalten uns vor eine Meinung darüber an einem andern Orte ausführlich zu sagen.

2) Weil jedes entscheidende Urtheil darüber in diesem Aus genblicke noch viel zu frühzeitig erscheint. Der Zeitraum einis ger Jahre wird erst lehren, was von der Einrichtung zu halten und wie sie zu verbessern sei. Jeht können wir sie nur mit einem neuen Kleide vergleichen, das, anfangs eng passend, erst mit der Zeit bequem wird.

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IX.

Wahl und Führung, oder Religion und Fanatismus in romantischer Darstellung. Leipzig in Kommission bei H. A. Kichly. 1818. Erster Theil. VIII und 384 S. Zweiter Theil. 444 S. 8. (Preis 4 Thlr.)

Ein Gemüth, dem die Religion die wichtigste Angelegenheit

des menschlichen Lebens ist, das sich aber dabei von jener unses ligen Schwärmerei, in welcher so viele Freunde der Religion in unsern Tagen befangen sind, frei zu erhalten gewußt hat, spricht sich hier über jene Angelegenheit in der Form eines Romans aus,

wahrscheinlich um auch solche Leser anzuziehen, die, zu ernstern und tiefern Untersuchungen wenig geneigt oder fähig, meist nur Unterhaltung bei ihrer Lektüre suchen. Ob diese Form der Sache angemessen, darüber könnten Zweifel entstehn. Der Roman ist schon seinem Wesen nach ein zweideutiges Kunsterzeugniß. Sein Stoff fällt in das Gebiet der Poesie; denn er soll vorzugsweise die Phantasie in Anspruch nehmen, soll wie das Epos cine in teressante, wenn auch erdichtete, Begebenheit auf eine, die Eins bildungskraft in ein leichtes harmonisches Spiel versehende, Weise erzählen. Die Darstellung aber ist prosaisch, so daß der Erz zähler gleichsam die Maske des Geschichtschreibers vorhält, in: dem er uns jene Begebenheit in ihren einzelnen Momenten vor: führt, um den Verstand von dem ursachlichen Zusammenhange derselben zu belehren. Verbindet nun der Verfasser eines No mans mit seiner Darstellung noch einen besondern didaktischen Zweck, wie in dem vorliegenden Werke, das den Unterschied der wahren Frömmigkeit von der religiösen Schwärmerei anschaus lich darlegen soll: so tritt er eigentlich aus dem Gebiete der Poesie völlig heraus, indem er das, was an seinem Werke dich terisch ist, bloß als Mittel braucht, um es einem anderweiten, noch höheren, Zwecke unterzuordnen. Ein alter Kunstrichter sagt freilich: Et prodesse volunt et delectare poetae. Allein Das prodesse darf doch nicht Hauptzweck seyn, wenn es sich auch an das delectare anschließt. Denn am Ende nüßt frey. lich jedes Kunstwerk, wenn es auf die rechte Art vergnügt. Es nüßt, weil es, indem wir uns seinem Genusse hingeben, unser geistiges Leben erhdhet und veredelt. Macht aber der

Dichter das Nügen, welches hier nichts anders als ein Beleh ren ist, zu seinem Hauptzwecke, so muß er sich vorzugsweise an den Verstand wenden und eben dadurch der Einbildungskraft ihr Spiel verderben. Er muß seinen Verstand in Thätigkeit sehen, um den Verstand des Lesers zur gleichen Thätigkeit zu erregen; er muß seine ganze Aufmerksamkeit darauf richten, den Leser zu überzeugen, daß dasjenige, was ihm im Gewande der Dichtung geboten wird, die lauterste Wahrheit sey. Eine solche Richtung Hemmt natürlich den Schwung der Einbildungskraft, die nun, gleich einem an der Leimruthe klebenden Vogel, nur noch flat: tern, aber nicht mehr fliegen kann. Sollen wir also ganz aufs richtig von dem Eindrücke Rechenschaft geben, den vorliegender Roman auf uns gemacht hat, so müssen wir gestehn, daß, un geachtet wir mit den Hauptansichten des Verfassers in Bezug auf Religion und Fanatismus einstimmen und von einzelen Thei len seines Werkes durch eine wahrhaft schöne Darstellung ges fällig angesprochen worden, wir doch hin und wieder etwas von

langer Weile empfunden haben, indem wir uns häufig durch die philosophisch religiösen Betrachtungen des Verfassers in dem Interesse beschränkt fühlten, welches wir an den Handlungen und Schicksalen der in diesem Romane aufgeführten Personen nahmen. Es schien uns daher immer, als wenn der Verfasser besser gethan hätte, zwey Bücher aus einem zu machen, oder die philosophisch : religiösen Betrachtungen abgesondert dem Puz blikum mitzutheilen, ohne sie, wie hier geschehen, mit dem Roz mantischen zu vermischen, weil durch diese Vermischung heteroz gener Elemente sein Werk an Einheit verloren hat. Folgende möglichst kurze Exposition wird dieß näher bestätigen.

Drei junge deutsche Männer - Albert, ein Maler aus Preußen, den Unmuth aus seinem Vaterlande verscheucht hatte, Leopold von R., ein Rheinländer voll fröhlicher Jugendlust, und Heinrich Friedberg, ein Schwabe, der sich den ernstes ren Wissenschaften von Gott und der Natur gewidmet hatte, und als Vermittler zwischen den beiden Ersten erscheint, welche Ungleichheit der Ansicht und Denkweise oft zu heftigem Streite führt, wandern nach Italien,,,sich zu erfreun des herrlichen „Landes und ihre Kenntnisse durch das Beschaun der Werke ali ter und nener Kunst zu bereichern, welche dasselbe so zahlreich „jedem Fremden zur Betrachtung darbietet." Albert, von seinem Unmuth unstat umbergetrieben, verläßt die Freunde bald in Rom und findet am See von Como einen Landsmann, Freiher-n von Harder, den das Unglück seines von den Franzosen besiegten und zerrissenen Vaterlandes mit den Resten seiner Familie hie her vertrieben hatte. Diese Reste sind eine Tochter, Cäcilie, und ein Enkel, Ludwig. Ein jenseit der Berge zurückgelasse: ner Sohn, Robert, ist ihm durch ein noch herberes Geschick, als der Tod, entrissen er steht, obwohl edel und gut, in Dienst und Sold Napoleon's, dessen Sache er als Schickung Gottes zur Umgestaltung der Welt gegen König und Vaterland verficht. Cäcilie ist jung, schön, fromm, aber blind; Ludwig ein vielversprechender Knabe, aber zuweilen von einem Irrsinne befallen, indem er unwillkührlich die einst von seinem sterbenden Vater gehörten Worte ausstößt: Eitel, o eitel alles! (Ein unz natürlicher Zug an einem Kinde). Albert ist in dieser Familie wohl aufgenommen troß seines zurückstoßenden Aeußern; denn er sicht einer Leiche oder einem Gespenste ähnlich, angeblich, weil seine Mutter während der Schwangerschaft beim Anblick einer Leiche erbebt war. Auf die blinde Cäcilie macht dieß naz türlich keinen Eindruck und die Uebrigen gewöhnen sich bald dar: an. Man hält sich an seinen innern Werth. Căcilien besons ders scheint eine stille Neigung an ihn und ihn mehr als gewöhn.

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