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vorfanden, vermieden und veränderten. Selbst Hr. Abraham Boß, von dem ein Rezensent in der allgemeinen Literaturzeiz tung Jun. 18. sagt „die ihm und seinem Bruder eigene gedruns gene Kraft des Ausdrucks sey bey ihm vorzüglich in den früher ren Bånden noch hin und wieder durch ein allzupünktliches Festz halten an Verszahl und Wortstellung in Schroffheit oder Uns gelenkigkeit ausgeartet, und erst in Antonius und Cleopar tra erscheine alles gemilder und im Ganzen harmonischer", selbst Er, in der von jenem Rezensenten mit Recht gelobten Uebers sehung des eben genannten Stücks, hat noch viel Jamben mit unnöthigen weiblichen Ausgängen, die den heroischen Gang des Metrums schwächen.... Eben so wie Lear in einer neuen Um: arbeitung erscheinen wird, können wir von Hrn. Heinrich Voß d. j. nun auch wohl noch eine neue Durchsicht des von ihm bereits 1810 gelieferten Makbeth hoffen. Ungeachtet dieser verdeutschte Makbeth, zumal bey den so vielen rühmlichen Vorgängern, sich sehr gut liest, so dürfte wohl, zumal in den Herenchören gleich vorn, wo der gemeine aber schreckliche Ton von Bürger am bes ften getroffen ist, vieles zu verändern seyn. Auch wissen wir nicht, warum hier, und in der ersten Rede, mit der Makbeth auftritt, häßlich in garstig verwandelt worden, welches lehtere mehr ein kindlicher und weiblich mildernder Ausdruck ist. Nächstdem können wir uns mit manchen im Makbeth von Hrn. Heinrich Voß getroffnen Sinnveränderungen noch nicht vertraut machen, ungeachtet er sie in der Vorrede mit Gründen erläutert. Der König sagt zu Makbeth:

Iht nach Inverneß,

Und binde ferner uns an dich!

Diese Aufforderung ist zu wichtig, als daß sie Makbeth unbeants wortet lassen sollte, bey seinem angenommenen höflich demüthic gen Tone. Er antwortet also darauf:

the rest is labour, which is not us'd for you.
I'll be myself the harbinger.

Shakspeare will hier vermuthlich den bescheidenen Makbeth sas gen lassen: Im Frieden, der nun folgt, braucht jeder mehr zu seinem eignen Vortheile als für seinen König zu arbeiten, und drückt dieses poetisch metaphorisch, ganz nach seiner gewöhnlis chen Art aus, wie es Eschenburg richtig überseht: Die Ruhe ift Arbeit, die nicht für euch gebraucht wird, wobey rest für friedliche, häusliche Geschäfte steht und noch dazu die Nebendeus tung des Uebrigseyns im Klange wenigstens bey sich führen kann. Hr. Heinr. Voß überseht:

Was jest zu thun ist, schickt sich nicht für euch...
Ich selbst will Herold feyn...

und meynt damit, indem des Königs wichtige Aufforderung ganz übergangen wird, was jcht zu thun übrig ist, auch in Invers neß anzukündigen, schickt sich nicht für Euch, welches der Kds nig aber gar nicht gesagt hatte. - Um der Sache nichts zu vergeben, und doch Herrn Voß'ens d. j. Ansicht hier auch zu befolgen, ließe sich höchstens ein Mittelweg treffen und bey us'd das Comma machen, wo es denn hieße:

Ruhe ist Arbeit, die nichts nust, sich nicht abnugt...

Für Euch will ich selbst der Herold seyn, wo us'd — abgenußt, oder genußt, nüßlich hieße, und das for you ohne Comma zum Folgender gezogen würde.

Ungeachtet bey der genauen Prüfung der in der Vorrede zu dieser neuen Shakspeare:Uebersetzung ausführlich aufgestellten oder zu errathen gegebnen Grundsäße, schon die Hauptwin ke, wie das Verhältniß der neuen Ueberseher, namentlich Voss sens, des Vaters, zu dem Original und zu den Vorgängern zu bestimmen seyn möchte, haben gegeben werden können; so ist es doch noch unsre Pflicht, insbesondere über die vier in die sem ersten Band enthaltenen Stücke, und die in jedem sich zeigende neue Uebersehungsweise, besonders Hrn. Voß'ens des åle teren, Bericht abzustatten, und dabey auf einige Hauptstellen im höher poetischen, oder komischen Fache Rücksicht zu nehmen. Das mit nicht diese Anzeige zum Buche werde, von jeder dieser höchst interessanten Uebersehungen so kurz als möglich! Wir wens den uns zuerst zum Sturm von Joh. Heinr. Voß, dem Vater. Ueber die von dem neuen Ueberseßer festgestellte Ansicht des Tertes ist schon das nöthige erwähnt worden. (Ueberhaupt findet sich hier manches, was in Schlegel fehlt, z. B. Sommernachtstraum nach Voß S. 144., zwey Reden, Rom. und Jul. S. 125. ein ganzer Vers mehr

our bridal flowers serve for a buried corse).

Ferner, da die Ueberseßer sich nicht vorzugsweise an einen Terts abdruck, etwa nach Malone, mit Zuzichung von Johnson und Steewens, wie Hr. Schlegel, zu halten scheinen, sondern den Tert mit eigenen kritischen Augen ansehn, so finden sich nun auch in dem Sturm gleich anfangs und späterhin S. 35. 36. u. s. w. Stellen als Jamben, welche sonst noch für Prosa im Original gehalten wurden, z. B. wo der humoristische Gon zalo im Schiffbruche sagt:

Jeht gåb ich tausend Hufen See für ein

Schmal Feld von Geestland, brauner Heid und Ginst,
und alles sonst! Was Gott will, mag geschehn!
Doch gerne stürb' ich trocknen Tod!

Die Worte Erst. Aufz. 2te Sc. now i arise, die, ju Prosper ro's Rede gewöhnlich gezogen, einige Dunkelheit haben und die Schlegel überseht: Jeht erhebe ich mich- hat Hr. Voß nach Blackstone zu Miranda's Rede als Frage gezogen: Nun steh ich auf? worüber, wie in mehrern, dergleichen Fällen, die Erläuterungen Gründe angeben. Ebendaselbst läßt Hr. Voß den Ferdinand fragen:

Mein erster Wunsch,

Den ich zulegt aussprach, ist, ob Wunder
Ihr Mädchen scid, ob nicht!

Miranda antwortet:

Kein Wunder, Herr, ein Mädchen wahrlich. Dieselbe Ansicht findet sich bey Hrn. Schlegel. Nach der Lesart mancher Terte ist hier ein Spiel mit made und maid. Wars burton findet hier eine Schönheit, und scheint wenigstens jene, Lefart nade (Geschaffne) für sich zu haben. So fragen auch: die Griechen oft ein Weib. Bist du eine Unsterbliche? Johns son, dem die Ueberseßer hier folgen, scheint den Warburton doch noch nicht hinlänglich widerlegt zu haben. Denn es ist doch ers was unzartes darin, gleich ein Mädchen zu fragen, ob sie noch. zu heyrathen sey. - Manche Stellen der Voß'ischen Ueber sehung haben etwas Dunkles durch die sonst lobenswerthe Kürze. erhalten, z. B. wenn im zweyten Aufzuge zu Anfang Gon: jalo sagt: Gramhaftes ist gemein. (Our hint of woe is common, Unser Fug zur Klage ist gemein, deutlicher Herr Schlegel). Manches im Original zweydeutige erhält im Deutschen eine Bestimmung, über die man doch zweifeln möchte. Miranda sagt von Ferdinand, der eben den Degen gezogen, zu ihrem Vater: he is gentle and not fearful (Sanft ist er und nicht furchtbar. — Voß. Herr Schlegel spricht desgleichennicht gefährlich). Steevens scheint mehr für timorous ju stimmen, und nicht ohne Grund.

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Was die romantischen Liederchen z. B. Ariels bes trift, so wetteifern hier Hr. Schlegel und Hr. Voß in mancher Verschiedenheit beyde glücklich. An Wortklang und poetischem Reichthum hat der lehtere oft die Oberhand z. B.

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Stündlich lauten Meerfräulein

Todtenpuls' ihm, leiß und fein.

Forch! Dingdong gehn die Glöckelein. Dingdong 2c.

Matter ist hier Hr. Schlegel:

`Nymphen låuten stündlich ihm.
Da horch, ihr Glöcklein

--

bim, bim,

bim!

stoßen uns auch hier auf. 3war auch hier finden sich einige Derbheiten, die ein glåttzüngiger, oberflächlicher Geschmack eben so leicht ausgewittert, als gemildert hätte, die aber gewöhn. lich der Treue, seltener der Voß'ischen selbsteigenen Manier in seiner ländlichen Dichtkunst zuzuschreiben sind. - Und man muß überhaupt nicht vergessen, daß in dem Sommernachtstraum keine griechische, nicht einmal eine italienische, sondern eine ndrd. liche Grazie sich ursprünglich bewegt, und nach der ganzen Ansicht des Dichters, welcher hier nordische Mythologie und Sitte nach Athen verseßt, herrschen kann. Im Ganzen genom men bey aller sich verrathenden Kunst dichterisch treuer Ueber: sehung liest sich doch aber auch diese Voß'ische Verdeutschung des Sommernachtstraums so leicht, als spräche hier der Dichter der Luise und so vieler beliebter Volkslieder · nicht Boß der Ueberseher der Alten. Dieses verdient um so mehr Bemerz tung, jemehr bisher bey vielen Lesern der Schlegel'sche Soms mernachtstraum für das gelungenste unter den Schlegel'schen Uebersehungsversuchen aus Shakspeare, wohl gar für ein non plus ultra gegolten hat. Hr. Schlegel war an diese Arbeit früher mit Bürger zusammen und unter dessen Anleitung gegangen -hatte außerdem das Beste aus Eschenburg und Wieland beybehalten, und durch selbsteigne Bearbeitung dem Ganzen eine Leichtigkeit in Sprache und Form gegeben, die für diese dunstige Elfenwelt sehr passend scheint. Ein Genie, wie Shak speare, kann bey seiner Universalität vielleicht unter mehrern Fors men überseht Wirkung thue. Indessen erscheint doch die wahre Natur allemal cher bey mehr wörtlicher Treue. Wer nur hier Original, Voß und Schlegel im Sommernachtstraum so geduldig fortvergleichen wollte, wie wir oben den Anfang machten, würde bald einsehn, daß jene Schlegel'sche Leichtigkeit häufig auf Kosten der Ueberseßungstreue, des poetischen Schwuns ges, des Gedankenreichthums, der Kürze und immer des Mes trums erreicht worden, daß Shakspeare häufig ein ihm durch? aus fremdes, glattes. Kolorit erhalten habe, nicht einmal gerade dem deutschen Genius vorzüglich angemessen, während Voß, der Bater, hier nicht nur als treuerer Uebersehungskünstler, son dern auch in aller origineller Kraft eigner deutscher Dichtkunst erscheint, und sein Original sprechen läßt, wie wir nur gewohnt find, daß Bürger und Schiller den Shakspeare sprechen lassen. Findet man bey Hrn. Schlegel fast immer die leichtere fließende Wendung, so findet man seltener die wahre poctische Kürze und Erhebung, die doch hoffentlich auch deutsch seyn kann. Diese lektere aber findet sich wiederum desto öfter bey Hrn. Voß und Diesmal großentheils leichter Ausdruck dazu. Wohl möchten

wir ein paarmal in Grazie des Ausdrucks allerdings Hrn. Schles gel den Preis, nicht nur über Voß, sondern sogar über Shaks speare selbst zuerkennen; allein Hr. Schlegel kann dies doch nie, ohne eine gewisse italienische Weichheit und Weitschweifigkeit ge: winnen, die dem Original immer fremd ist. z. B.

Titania (nach Schlegel).

Kommt, führt ihn hier zu meinem Heiligthume.
Mich dúnkt, von Thränen blinke Lunas Glanz,
und wenn sie weint, weint jede kleine Blume
Um einen wildzerrissnen Mädchenkranz.
Ein Zauber soll des Liebsten Zunge binden.
Wir wollen still den Weg zur Laube finden.

Um des Reimes willen ist hier des Mondes Auge im Original
in einen Glanz verwandelt worden. Der Glanz aber hat
keine Thränen. Der wild zerrissene Mädchenkranz ist
lieblich, wunderschön in Verbindung mit der Sympathie der Bluz
men, und sogar anständiger, als die enforced chastity des
Originals, aber auch klar genug ausgesprochen?? Wenigstens solls
te, wie Herr Voß, wiewohl in der Wenduug nicht ganz glück:
lich, gethan hat, die Idee der Braut mit angebracht seyn. Das
silently, womit die Rede im Original schließt (ohne Laut...
Bof), verschwindet unter der Breite der Schlegel'schen lehten
Verse mit dem weiblichen Reime als chiave einer Stanze.
-Und in allem hat Hr. Schlegel 6 Verse, wo Shakspeare und
Voß nur fünfe haben, und der Sache angemessen mit månns
lichem Schlußfall:

Titania (nach Voß)

Auf, führt ihn sorgsam in mein Laubgemach.
Wie Luna dort mit feuchtem Auge schaut!
Wenn Luna weint, weint jede Blum' ihr Ach,
Daß eine Mädchenblum' hinwelkt' als Braut.

Tuscht meinen Freund! Still komm er ohne Laut.

Mit wunderseltsamer Kunst und Treue hat Hr. Voß in fols gender Stelle alle reimende Eintönigkeit des Originals, dem mährchenhaften Style angemessen, dargestellt, wo es sich Hr. Schlegel weit leichter macht.

Titania (nach Voß)

Seyd höflich und aufwartsam diesem Herrn.

hüpft, wo er geht, in purzelnden Hophein (gambol)

Labt ihn mit Aprikos und Himberlein.

Stehlt Honig aus websamer Bienen Schrein.

Als Nachtkerz' auch hebt ihr wachsgelbes Bein.
Dies angesteckt an bellem Glühwurmsschein

Leucht ihn zu Bett mir und zum Morgenwein. (?)
Dem Schmetterling raubt bunte Schwingelein
und, chläft er, facht vom Aug ihm Mondenschein.
Nun neigt Euch, Elfchen, und bedient ihn fein!

}

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