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gel, und wie aus einem modernantiken Ritterroman, und noch schlimmer, weil um deßwillen das Epitheton bleich weggeblies ben ist. Das Wort wench im Shakspeare scheint zwar nicht ganz so schlimm, als das deutsche Neutrum Mensch. Prosz pero braucht es gegen seine Miranda und Herr Voß hat dort selbst mein Kind, Herr Schlegel Mädchen überseht. Im ähnlichen Falle überseht Herr Voß wench Mädel und Herr Schlegel Dirne. Allein Prospero, als Hochgelehrter, scheint doch dort etwas vornehm gegen das hier einmal gescheut fraz gende weibliche Individuum zu reden, und so wäre vielleicht an beyden Stellen das Wort Weibsbild oder Dirne ein Mittelweg, nicht zu verächtlich, und nicht zu edel. Eben so verwandelt sich der dem Original gemäße, save reverence! hur rensohn, mit dem Voß'ens Capulet den Diener begrüßt, bey Herrn Schlegel in einen lustigen Teufel, während dieser leht tere Ueberseßer andremal, sich nicht gleich bleibend, doch den Mercutio richtig Hure sagen läßt, wo Herr Voß, wir wissen nicht warum, mit Mensch zufrieden ist. Zur Steuer der Wahrs heit muß man aber bemerken, daß es zuweilen Herrn Schlegel allerdings gelungen ist, im Ernst, edler als selbst das Original zu seyn, z. B. in Juliens Rede:

Komm, ernste Nacht, du züchtig stille Frau,
Canz angethan mit Schwarz, und lehre mir
Ein Spiel, wo jedes reiner Jugend Blüthe
Zum Pfande segt, gewinnend zu verlieren.
Herrn Voß'ens Ueberseßung ist allerdings treuer
Komm, hehre Nacht,

In ehrbarem Matronenschmuck, ganz schwarz,
und lehre mich verlieren durch Gewinn

Ein Spiel um zwey Magdthümer ohne Fleck.

Stainless maidenhoods! Aber das ungewohnte Wort vers dirbt hier alles, zumal bey seiner Undeutlichkeit. Das Wort Mädchenthum hat auch einmal Herr Schlegel. Man sieht aus diesem allen, was wir deswegen so ausführlich behandelt haben, weil sich hierbey schon manche vorläufige Vergleichung zur Chas rakterisirung der beyden Uebersehungen anstellen ließ, daß Shak: speare es auf den Punkt unanständiger Rede seinen moders nen Ueberseßern allerdings nicht so leicht macht, als Herr Heins rich Voß in der Vorrede anzudeuten scheint, und daß wohl überall man gut thate, ein wenig splitterrichterlich im Verdeutschen zum Besten des Vorlesens zu verfahren, und einen glücklichen Mittelweg zwischen Hrn. Schlegel's mindertreuen, oder nur schlüpfrigen Euphemismen, und Herrn Voß'ens unters weilen sich vorfindenden allzugetreuen Unzartheiten einzuschlagen.

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So mancherley sich nun auch wider die von Herrn Heinr. Voß dem Sohne in der Vorrede unternommene Apologie von Shakspeare's höchster Kunst in den vorerwähnten Hinz sichten einwenden licß; so sehr verdient auf der andern Seite das viele Neue Auszeichnung, was uns der Vorredner mit wahrer grammatischer, metrischer Gründlichkeit, die seines Baters ganz würdig ist, von Shakspeare's bisher wenig erkanns ter, bewußter oder unbewußter Kunst im jambischen Versbau, in der Form des zuweilen eintretenden Reims, und dessen Abs wechselung mit der Prosa, kurz überhaupt in der dichterischen Sprache sagt, wobey er natürlich auch auf die vielen, keiner Nachlässigkeit und Unachtsamkeit von Shakspeare gegen sein uns Sterbliches Talent zuzuschreibenden Schicksale Rücksicht_nimint, welche der Tert gehabt hat, auch hierin so ähnlich mit den homerischen Epopõen!,,Wie bequem hått' es der Uebersez zer, sagt mit Recht Herr Heinrich Voß, wenn Shakspeare so gestammelt hätte, als manche ihm Schuld geben! "Mit Aus: nahme also der Fälle entstellten und oft in Prosa herabgezo: geuen Tertes, und aller der Verderbnisse, die Malone nach des Vorredners Urtheil und auch versuchtem Erweis in den Anz merkungen, keineswegs ganz gehoben hat, zeigt außerdem Herr Heinr. Voß in den treffendsten Beyspielen, daß zerrůt: tete Perioden und Vergessen grammatischer Regelmäßigkeit bey Shakspeare nur desto kräftiger die Leidenschaft ausdrücken, daß das Einmischen fremder Worte selten Nachlässigkeit des Zeitalters, gemeiniglich kunstreiche Absicht verrathe. Das meik würdige Et tu, Brute, in Julius Cäsar's lehten Worten, das hier ebenfalls hätte erwähnt werden können, ist offenbar ein Surrogat des Griechischen, was der wahre Cäsar der Geschichte gesprochen haben soll, während das Englische hier für römisch salt; hierdurch wollte Shakspeare kleinen Unwahrscheinlichkeiten, wie z. B. in Göthe's Iphigenia, wo Pylades griechisch reden hört, begegnen. Die Ziererey der Shakspeare'schen Rede wird häufig als Satyre nachgewiesen, war auch wohl Schils derung des damaligen scholastischen und wizzelnden Hoftones, als einer Zugabe der Vornehmigkeit, wie er sich auch im Spas nischen Drama findet. Die angeklagte Dunkelheit wird sehr richtig in des Dichters mit Gedankenreichthum gepaars ter Kürze gefunden. Er war, heißt es hier, in vieler Hin sicht treffend (doch freylich auf Fülle, wo Shakspeare die Anz häufung liebt, troß den Morgenländern, nicht anwendbar) an Geist ein Athener, cin Lacon im Ausdruck." Diese Voß'i sche Behauptung gilt besonders da, wo die Empfindung am größ ten, der Gedanke am erhabensten ist. Ferner wird Shakspeare

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als neuer Sprachschöpfer, als Sprachkünstler in der Wahl und Mischung der Sprachweisen gepriesen, die; den verschiedenen Personen angemessen sind. Bey Entwickelung der feinen Kunst, mit welcher der Dichter die Prosa und das Metrum, und auch zur Heraushebung der Sentenz oder zur Erhöhung des Lyrischen den Reim einmischt, hätte auch dem, wo wir nicht irren, selbst von Wieland einst geäußerten. ungerechten: Vorwurfe begegs net werden sollen, Shakspeare's Genius bewege sich in den Fesseln des Reims nicht mit Grazie. Doch der beste Uebers seher hat leider die beste Gelegenheit, solchen Einwurf durch die That zu widerlegen, indem kein Ueberseher die Grazie des Originals in solchen gereimten lyrischen Dialogen, wie Romeo und Julie z. B. hat, erreicht. Shakspeare's Wohllaut, worin er zuweilen dem musikalischen Pope nichts nachgibt, wird eben so wie sein Tonausdruck dargethan, hiernächst die anges messene Wahl der metrischen Füße, eingemischten Spondeen, molossischen, einzelsylbigen Ausgänge, der verkürzten Verse, besonders der übervollständigen und unvollständigen Jamben. Selbst fehlende Sylben, wie z. B. im Selbstgespräch des umsonst ein Gebet versuchenden brudermörderischen Königs im Hamlet, werden als Wirkung der Kunst dargelegt. Was bes sonders den Schlußfall der Shakspeare'schen Jamben betrift, so sagte schon früher Hr. Heinrich Voß in der Vorrede zu seiz nem Othello viel Gutes darüber, besonders über die weiblichen von Shakspeare seltener und mit Kunst angebrachten Ausgänge, inwiefern die verschluckende englische Sprache das zuließ. Allein praktisch leuchtet erst die Wahrheit der Bemerkung ein, wenn man die neue Uebersehung von Voß, dem Vater, im Sommer: nachtstraum und in Romeo und Julie mit der Schlegel'schen vergleicht, und bemerkt, wie Voß dem poetischen metrischen Schwunge des Originals durch die Sparung weiblicher Auss gånge auf seltene schickliche Gelegenheit, und durch die sorgsame Beobachtung der männlichen Ausgånge in zeh nsylbigen Jam: ben näher gekommen ist, als Herr Schlegel. Leßterer braucht nämlich den weiblichen Schlußfall in eilfsylbigen Jams ben aus Bequemlichkeit, so oft es ihm gefällt, wodurch es ihm freylich weit leichter wird, den Gedanken des Breiteren auss zudrücken, wodurch aber ein großer Theil seiner Jamben, me: trisch betrachtet, nichts als jambisch abgedruckte Prosa geworden ist, und er in vielen Stellen nur das Verdienst hat, zuerst auf die äußere Form der Shakspeare'schen Poë: sie beym Uebersehen obenhin aufmerksam gemacht, ohne felbige metrisch erreicht zu haben. Vermuthlich ist es Bes scheidenheit, daß der Vorredner hier von diesem großen me

trischen Vorzuge Voß'ens, des Vaters, in seiner Ueberseßung vor der Schlegel'schen Uebersehungsweise schweigt, und nur allgemein auf größere selbst metrische Treue im Ueberseßen des Shakspeare dringt. Aber bemerkt muß dieser Vorzug werden, weil selbiger dem Ohre gewöhnlicher Leser und der oberflächlichen ästhetischen Orakel, die in Lesezirkeln und auch wohl in öffentlichen Blättern häufig das Wort führen, leicht entr gehn und man alsdann eben so leicht ungerecht gegen diese Voss fische Kürze im Klopstockischen, wahrhaft lyrischen Tone werden kann, die sich darum nicht allemal so prosaisch fließend lesen läßt, als die unmetrische, aber gewöhnlichen Lesern bequeme Schlegel'sche Breite, wiewohl auch dieser, zumal in den histor rischen Stücken, das Schwerfällige ebenfalls nicht fehlt. Leider ist das deutsche Ohr durch die Nachlässigkeit, mit der auf dem deutschen Cothurn überhaupt, selbst von den Meistern, der Jambus gedichtet und declamirt wird, schon ziemlich verwöhnt worden. Indeß wird man doch zugestehn müssen, was wir hier behaupten, wenn man nur z. B. den Anfang des Sommers nachttraums in beyden Ueberseßungen zusammenhält.

Boß der altere.

Theseus. Schon naht die Feierstund', Hippolyta,
Die uns vereint, vier Segenstagen folgt

Ein neuer Mond. Doch o wie tråg entschleicht
Des alten Licht! Er sâumt mein sehnend Herz,
Stiefmüttern gleich im Witthum, die zu lang
Hinwelken dem rentlosen Jünglinge.

Hippolytd. Vier Tage, schleunig tauchen die in Nacht.
Bier Nachte schleunig sind sie ausgeträumt.
Dann steht der Mond, als Silberbogen, new
Gespannt am Himmel, anzuschaun die Nacht,
Die feiert unsern Bund.

Theseus.

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Geh Filostrat,
Reg auf zum Frohsinn alle Blüth Athens.
Weck ihn, den leichten Flattergeist der Lust ;
und heiß den Gram zu Leichenzügen gehn.
Der bleiche Gast ist nicht für unsern Pomp.
Hippolyta, dich warb ich mit dem Schwert,
Und Lieb errang ich für Beleidigung.

Doch andres Tons sey unser Hochzeitfest,
In Pomp, Triumph und nächtlichem Geräusch!

Schlegel.

Shefeus. Nun rückt, Hippolyta, die Hochzeitstunde
Mit Eil heran. Vier frohe Tagé bringen
Den neuen Mond. Doch o, wie langsam nimmt
Der alte ab. Er hålt mein Sehnen hin,
Gleich einer Wittwe, deren dürres Alter
Von ihres Stiefsohns Renten lange zehrt.

Hippolyta. Vier Tage tauchen sich ja schnell in Nächte.

Theseus.

Bier Nächte träumen schnell die Zeit hinweg.
Dann soll der Mond, gleich einem Silberbogen
Um Himmel neu gespannt, die Nacht beschaun
Von unserm Fest·

Geh, Philostrat, berufe

Die junge Welt Athens zu Luftbarkeiten.
Erweck den raschen leichten Geist der Luft.
Den Gram verweise hin zu Leichen z û gen.
Der bleiche Gast geziemt nicht unserm Pomp."
Hippolyta, ich habe mit dem Schwert
Um dich gebuhlt, durch angethanes Leid
Dein Herz gewonnen, doch ich stimme`nun
Aus einem andern Ton, mit Pomp, Triumph,
Bankett und Spielen die Vermählung an.

Hier haben wir in Schlegel acht weibliche Schlußfälle, während das Original von keinem weiß, man müßte denn die stummen im Englischen verschluckten e z. B. in desires fälsch: lich für weiblich halten. Alle diese finden offenbar aus Bequemlich: teit statt und haben keinen dem Sinn angemessenen Grund, man müßte das Alter und die Leichenzüge ausnehmen wollen. Und wie matt klingen im 7ten Vers die Nächte am Ausgang, Jumal in Verbindung mit dem Flickworte Ja, das Hrn. Schlegel allein gehört. Zum Schlusse der Rechnung haben wir in Schlegel einen ganzen Vers mehr, weil in zwey Versen, statt des kräftigen i wood thee with my sword sehr matt mit dem Schwerte um Hippolyta gebuhlt wird. Der höchst auffallende hiatus alte ab, noch dazu in pari sede, wo man gewöhnlich die reinsten Jamben erwartet, ist bey Herrn Schles gel nichts seltenes: „Ich hab' Euch noch Geschäfte aufzutragen,” weiter unten ist zwar auch im Original, doch dort, wie auch bey Hrn. Voß in dem, „Euch brauchen muß ich zu Anordnungen,“ durch die Casur unhörbar gemacht. Wie matt ist ferner das: ich stimme nun die Vermählung an, bey Hrn. Schlegel, und welche unpassende Metapher! Deutlicher ist aber allerdings manches bey Schlegel durch dieses nachlässigere Versmaaß ge: worden. Wir zeichnen hier nur das gleich einem Silberbogen" aus, als dem Öriginale gemäßer, wie bey Voß, wo sich die Metaphern verwirren. Denn der Mond als gespannter Bo gen kann nicht gut schaun. Die Liebe für Beleidigung ist zwar treuer und kräftiger als die Schlegel'sche Umschreibung, indessen wäre mit vielleicht deutlicher gewesen. Auch ist das Original: and won thy love, doing thee injuries, eine immer noch klarere Antithese, und in Ansehung des my sword im Verse vorher doch noch unüberseßlich, so nahe Voß hier

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