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ergreifend; die Wirkung wird nur durch eingestreute Reflerionen wieder etwas geschwächt; das „Gebrochene Herz“ ist voll der schönsten und rührendsten Züge, aber am freiesten, natürlichsten bewegt sich Washington in der Schilderung des Rip van Winkle, des Lieblings der Americaner und in dem herrlichen Rural Life. Hier ist der Dichter so recht zu Hause, hier ist Alles wahrhaft reizend und lieblich, wir fühlen den mächtigen Einfluß der herrlichen Natur, unser gekräftigter Geist wird klar und ruhig, gleich den Wolken, auf welche der Silberschein des Mondes fällt. Und wie ergreifend, wie wahr ist dann wieder die herrliche Erzählung The Wife, welche wir neben die oben genannte stellen möchten: The broken heart? Begründen nicht beide allein schon die Größe des Beifalls, welcher dieser Sammlung von unzusammenhängenden Auffäßen in einem höheren Maße zu Theil ward, als dieses vielleicht irgend jemals bei einem ähnlichen Werke geschehen ist?

Bracebridge Hall ist so gut, als irgend eine Schöpfung, welche die englische Literatur von den sogenannten Essayisten aufzuweisen hat. Denkt man nur z. B. an den herrlichen Squire, so wird man gern zugestehen, daß derselbe eine vortreffliche weitere Ausführung des Sir Roger de Coverley ift. Finden sich auch einzelne Skizzen, welche mehr wie Aquarell - Malerei aussehen, so giebt der Verfasser dafür doch auch andrerseits meistens die kräftigsten Farben. Die Munterfeit seines Scherzes, die Genauigkeit, mit welcher er die englischen Sitten und besonders das Landleben beobachtet, die Treue, mit welcher er Alles geschildert hat, die Einfachheit und Reinheit feines Styles erinnern an die besten Leistungen der Addison'schen Schule. Irving nennt sich in dem Buche freilich selbst,,a man from the wilds of America", aber er geht durch Bracebridge, untersucht den Boden und selbst die Dorfschule nicht wie ein Fremder, welcher aus einer anderen Welt gekommen ist und den das neue Leben überrascht, als ob er es nie gesehen; nein er tritt vielmehr wie ein Eingeborner heran und erregt unsere Bewunderung durch die Leichtigkeit, mit welcher er die fremden Verhältnisse zu behandeln vermag. Er braucht dabei seinen Vorrath heimathlicher Erinnerungen keineswegs aufzuopfern, und man könnte dieses höchstens von Dolph Heyliger behaupten und von dem Student of Salamanca, wo die Scene in Spanien ihm zur Schilderung der vielen Monumente maurischer Größe in Granada eine erwünschte Veranlassung

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8. B. Annette

giebt. Die meisten dieser schönen Erzählungen Delarbre zeichnen sich durch die Natürlichkeit des Planes und in der Ausführung durch eine unübertreffliche Zartheit und ein wahrhaft ergreifendes Pathos sehr aus, und die Schöpfungen besigen zugleich Vieles von jener unterdrückten Ironie und jenem glücklichen Wige, welcher einen Hauptreiz von dem größten Theile des Spectator bildet.

Die Tales of a Traveller sind bereits mit Recht eine Lieblingslecture des deutschen Publikums geworden, und wir erinnern nur an die schöne Erzählung Buckthorne, um dadurch auf jene unübertrefflichen Proben eines herrlichen Pathos hinzudeuten, welche sich in dieser Vollendung nirgendwo sonst bei Washington Irving finden lassen. Er giebt uns hier zum leßten Male eine Skizze aus dem englischen Leben und wendet sich zugleich in den Money Diggers, einer Geschichte, welche in New-York spielt, zu jenem Felde zurück, auf welchem er die ersten Palmen erhalten hatte.

In seinem Life of Columbus gab er sich keinen allgemeinen Betrachtungen hin und vermied überhaupt jede politische Speculation und philosophische Untersuchung. Er liefert hier eine einfache, mit großer Sorgfalt geschriebene Erzählung des Wissenswürdigsten, deren Werth um so höher anzuschlagen ist, wenn man bedenkt, daß er eigentlich gar keine Vorarbeiten vorfand. Das Barlow'sche Gedicht The Vision of Columbus fonnte ihm nur wenig nügen, und Irving's Arbeit hatte auch zugleich mehr wahre Poeste, als sich in all den vielen Gedichten dürfte auffinden lassen, welche in America über Columbus geschrieben waren. Er weiß das Interesse seiner Leser in hohem Grade zu fesseln und wird wahrhaft romantisch, wenn er z. B. das goldene Zeitalter der Unschuld und des Glückes schildert, welches unter den Bewohnern von Haiti herrschte, ehe die Spanier in das Land gekommen, - oder wenn er uns die religiösen Gefühle des großen Entdeckers darlegt, welcher sich für ein Rüstzeug der Vorsehung ansah, bestimmt, um ein großes und glorreiches Werk durchzuführen. Ueberdies macht diese Schrift durchaus keinen Anspruch darauf, eine tiefgehende philosophische Untersuchung zu sein; sie will nur mit Treue und Einfachheit erzählen und sie gewährt auch in der That ein anschauliches und malerisches Bild der alten Zustände und Personen.

Aeußerst glücklich war er in der Wahl seines Stoffes bei der

Abfassung der Conquest of Granada. Bei Irving's warmer Empfänglichkeit war es ihm unmöglich, sich so lange unter den Ueberbleibseln maurischer Pracht und Herrlichkeit umherzutreiben, mit denen Spanien bedeckt ist, ohne sich um das Schicksal eines Volkes zu be kümmern, dessen Andenken fast ganz vergessen war. Bei seiner geiftvollen und sicheren Auffassung moralischer und natürlicher Schönheit, bei seinem Vermögen, die zartesten Schattirungen des Charakters zu untersuchen und eine Reihe von Ereignissen anschaulich und anziehend darzustellen, war er nicht ohne Talent zur Geschichtschreibung. Das unternommene Werk überstieg seine Kräfte keinesweges, aber die Ausführung wurde insofern dennoch unvollkommen, als er es vers säumte, viele wichtige Punkte gehörig zu beleuchten. So vermissen wir bei ihm z. B. eine Besprechung des Verwaltungssystems von Ferdinand und Isabelle und der Regelung des Handels vollständig; auch hätte er es nicht vergessen sollen, die moralischen und politischen Folgen der Entdeckung America's gehörig hervorzuheben und eine gewisse Vollständigkeit in der Ansammlung des Materials zu erzielen, um auf den Geist, die socialen Institutionen und die bürgerliche Verfassung der spanischen Araber ein helles Licht zu werfen.

In dem Werke Tour on the Prairies findet sich ein geistvoller, scharfer, leichter und wirklich correcter Styl; es ist darin nichts Ge= fuchtes und Gemachtes, und man sieht es, daß der Verfasser gut und richtig schreibt, weil er in seinen Ideen klar und bestimmt ist. Das Buch ist eine romantische Ercursion, eine Art von sentimental journey, in welcher alle Stylarten zur Anwendung kommen und zu einem schönen, originellen Producte mit einander verbunden sind.

Wir müssen hier gleich nach W. Irving noch seines Zeitgenossen und Freundes James Kirke Paulding (geb. 1779 am 22. Aug. in der Stadt Pawling am Hudson) erwähnen, welcher sich bei der Herausgabe der Salmagundi starf betheiligte und den größten Theil der ersten Abtheilung allein verfaßt hat. Als satirischer Schriftsteller bewährte er sich durch die Veröffentlichung des Gedichtes The Lay of a Scotch Fiddle und seines besten Werkes The diverting history of John Bull and brother Jonathan, welches ganz an die glücklichsten Schöpfungen von Swift erinnert. In allen seinen Schriften vertheidigte er das americanische Leben mit warmer Begeisterung und man darf wohl behaupten, daß alle die von ihm gezeichneten Charaktere durch und durch americanisch sind und wohl darauf berechnet,

das Ansehen seines Vaterlandes zu verherrlichen. Neben vielen fleis neren Erzählungen und der trefflichen Schilderung von dem Leben Washington's, welche für die Jugend bestimmt war, erregten besonders folgende Schriften die allgemeine Aufmerksamkeit: The Dutchman's fireside und Westward Ho, welche voll von Leben sind und höchst originelle, scharf gezeichnete Charaktere enthalten. Wir müssen hieran zugleich die Bemerkung anknüpfen, daß die komische Literatur in America überhaupt recht viele tüchtige Vertreter gefunden hat und daß sich besonders der Süden und Westen darin durch einen hohen Grad von Originalität auszeichnet ; Robert C. Sands, John Sanderson und Willis Gaylord Clarke, welche nur im Vorbeigehen genannt werden können, haben Einzelnes geliefert, welches voll guten Humors ist, und das man immer gern wieder lesen wird.

Seit W. Irving und Cooper, den bedeutendsten unter den americanischen Schriftstellern, die in Europa Berühmtheit erlangten, hat die schöne Literatur der Vereinigten Staaten so große Fortschritte ge= macht, daß sie zur Weltliteratur heranreift, zumal ihr Sprachkreis sich über alle Festländer der Erdkugel erstreckt, und die anziehende Dars stellung, das tiefe Eingehen auf das Gemüth, der sittliche Boden, auf welchem sie sich bewegt, ihr dauernden Antheil und Verbreitung sichert. Zu den Schriftstellern, welche dieses Alles ebenfalls in sich vereinigen, gehört auch Theodore S. Fay, der in drei Romanen das Duell zum Gegenstand seiner Betrachtung genommen hat; eine Trilogie, worin daffelbe vom gesetzlichen, sittlichen und religiösen Standpunkt aus beleuchtet und gerichtet wird.

Theodore Sedgwick Fay wurde am 10. Februar 1807 in NewYork geboren und erhielt daselbst, nachdem er die Schule verlassen hatte, eine juristische Ausbildung. Er begab sich 1833 nach Europa, um dort seine Studien fortzusehen, trat dann in den Staatsdienst und wurde im Jahre 1837 zum Legations-Secretår der americanischen Gesandtschaft in Berlin ernannt. Er lebte hier bis zum Jahre 1853, bekleidete sehr oft längere Zeit das ehrenvolle Amt eines Chargé d'Affaires und erwarb sich durch die Tüchtigkeit in seinem Amte, die Gründlichkeit seiner Bildung, die Ehrenhaftigkeit seiner Gesinnung und die gewinnende Liebenswürdigkeit seines ganzen Wesens allgemeine Verehrung und Liebe. Der Kreis der ihm aufrichtig ergebenen Freunde war sehr groß, und Personen aus den verschiedensten Lebensstellungen rechneten es sich zu einer besonderen Ehre, wenn sie

sich diesem trefflichen Manne nähern konnten. Im Anfange des Jahres 1853 ernannte ihn Präsident Pierce zum Minister-Residenten der Vereinigten Staaten für die Schweiz, und Fay begab sich in Folge dessen nach Bern. Der größte Theil seiner Schriften entstand während seines Aufenthaltes in Berlin, und es erklärt sich daraus die Tendenz des Verfassers, das Gute von deutschen Ideen und deutscher Sitte, womit er sich befreundet hat, auch seinen Landsleuten zuzuführen.

Im ersten Roman entspringt das Duell aus dem gegenseitigen instinktmäßigen Haß zweier sich abstoßenden Geister, und der ganze Roman ist daher ein fortgesettes Duell; der zweite berührt den conventionellen Punkt der Ehre und Schande; sind die Gegner darin heterogen, so ist der Unterschied zwischen Beiden so groß, daß ein eigentlicher Haß unter ihnen nicht stattfinden kann, während die Folgen des Duells, gleichgültig ob es zur Ausführung kommt oder nicht, in die gesellschaftlichen Verhältnisse eingreifen; der dritte hat es mit der Blutrache zu thun, der Pflicht, vergoßnes Blut zu rächen, ohne daß sich die Gegner kennen. So verhalten sich die Theile des Ganzen zu einander, es fragt sich, wie sind sie durchgeführt?

Der erste Roman, Norman Leslie (1835), das Vorspiel zu dem großen Trauerspiel, zeigt nur darauf hin, daß das Gesetz vor conventioneller Beleidigung keinen Schuß gewährt, dafür aber die wahre Tapferkeit nicht immer beim besten Schüßen zu finden ist. Der Held, nach welchem das Werk sich nennt, absichtlich zu einer Beleidigung. seines intriganten und prahlerischen Nebenbuhlers verleitet, und von diesem gefordert, will sich mit ihm nur Brust an Brust schießen, was die Kunst des sichern Treffens aus der Ferne zu Schanden macht, und daher eine scheinbar großmüthige Versöhnung herbeiführt. Zwar layert hinter dem Schleier derselben die wüthendste Rache, wodurch der Verfasser Anlaß bekommt, uns eine öffentliche Gerichtsscene zu schildern und später den römischen Karneval darzustellen, aber, wie jedes Böse, zerstört die Nache ihren eigenen Schöpfer. Die Klarheit der Schreibart, die Verwicklung und Auflösung des Knotens, die Poeste, welche, bei eindringender Wahrheit und scharfer Charakterzeichnung über das Ganze verbreitet ist, erwarben diesem jugendlichen Werk einen reißenden Absaß.

Darauf folgte Countess Ida (1839), ein Werk, welches, indem es den sittlichen Standpunkt hervorhebt, die höhern Kreise des gesell

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