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Mit dieser Verfassungsform wurden auch viele Erinnerungen an die vorhergegangene Revolution beseitigt, der Revolutions-Calender wurde abgeschafft und die gewöhnliche Zeitrechnung trat wieder ein, ein neu geschaffenes Adels-Institut mit seinen verschiedenen Abstufungen von Herzog, Graf, Baron wurde dem Französischen Kaiserthume wiedergegeben, und jeder Widerspruch von Seiten der gesetzgebenden Körper wurde mit Purificirung der Oppositions-Mitglieder oder Aufhebung der betreffenden Behörden erledigt. Im Senate hat sich nach Lanjuinais trotz der grossen Zahl seiner Mitglieder niemals ein stärkerer Widerspruch gegen den kaiserlichen Willen als von 14 Mitgliedern gezeigt; eine grössere Opposition von Seiten des Tribunats wurde durch die Aufhebung desselben vermittelst des organischen Senatus-Consults vom 19. August 1807 erledigt, durch welches zugleich die Functionen des Tribunats an drei Commissionen des Corps législatif überwiesen wurde, dieses aber fortan kein Mitglied unter 40 Jahren erhalten sollte.

Es blieb demnach nur die Entscheidung des kaiserlichen Willens als die alleinige Gesetzgebungsgewalt und Controlle für Frankreich, bis die Siege der verbündeten Mächte nach der Schlacht bei Leipzig und der Einnahme von Paris (31. März 1814), mit der Zurückführung der alten königlichen Familie auf den Französischen Thron, auch eine neue Entwickelung für die Französische Verfassung feststellten. Bereits am 1. April 1814 ernannte der Senat ein provisorisches Gouvernement, am 3. April sprach er schon die Absetzung des Kaisers aus und hob das Recht der Erblichkeit der kaiserlichen Würde in Napoleons Familie auf, indem er gleichzeitig die Franzosen von dem Eide der Treue lossprach. Drei Tage später war unter Mitwirkung des Kaisers Alexander von Russland das provisorische Gouvernement mit einem Verfassungs-Entwurfe fertig, welcher dem Senate noch am 6. April 1814 zur Annahme vorgelegt wurde und in vielen Punkten auf der Basis der Verfassung von 1791 beruhte. Der Senat genehmigte denselben. Es wurde in Folge desselben im Namen des Französischen Volks frei Ludwig Stanislas Xavier, der ältere Bruder des letzten Königs von Frankreich auf den Thron des wieder hergestellten Königreichs Frankreich gerufen, und nach ihm die übrigen Mitglieder des Hauses Bourbon nach alter Ordnung. Die Unverletzlichkeit der königlichen Person, die Freiheit der religiösen Cultus, die Freiheit der Presse werden anerkannt: die öffentliche Schuld, der Verkauf der Nationalgüter werden nach ihrem damaligen Bestande garantirt, die Confiscation des Vermögens abgeschafft, der alte und neue Adel aufrecht erhalten. Die gesetzgebende Gewalt wird zwischen den König und zwei Kammern getheilt, welche gemeinschaft

lich mit dem Könige die Initiative haben sollen. Dem Könige ist allein die Sanction der Beschlüsse vorbehalten. Das Alter für die Mitglieder beider Kammern wird auf 25 Jahre bestimmt, die Senatorwürde ist unabsetzbar und erbt nach der Erstgeburt unter den männlichen Nachkommen der Senatoren fort: auch die Dotation des Senats hatte der Senat zur Vererbung für sich vorbehalten. Besondere Bestimmungen waren noch für die Particular-Interessen zur Sicherung der Aemter, Würden, militärischen Pensionen und individuellen Meinungen getroffen. Aber weder der Lieutenant Général du Royaume Graf von Artois, der Bruder des zum Throne berufenen Königs, noch Ludwig XVIII. nahmen die Verfassungsurkunde als verbindlich an, sondern nur den Act ihrer Berufung auf den Französischen Königsthron im Namen des Französischen Volks: doch gaben jener aus Paris unter dem 14. April,

I. Charte constitutionnelle *).

4. Juni 1814.

Louis, par la grâce de Dieu, Roi de France et de Navarre,

A tous ceux qui ces présentes verront, salut.

La divine Providence, en nous rappelant dans nos États après une longue absence, nous a imposé de grandes obligations. La paix était le premier besoin de nos sujets: nous nous en sommes occupés sans relâche; et cette paix si nécessaire à la France comme au reste de l'Europe, est signée. Une charte constitutionnelle était sollicitée par l'état actuel du royaume; nous l'avons promise, et nous la publions. Nous avons considéré que, bien que l'autorité toute entière résidât en France dans la personne du Roi, nos prédécesseurs n'avaient point hésité à en modifier l'exercice, suivant la différence des temps; que c'est ainsi que les communes ont dû leur affranchissement à Louis-le-Gros, la confirmation et l'extension de leurs droits à Saint-Louis et à Philippe-leBel; que l'ordre judiciaire a été établi et développé par les lois de Louis XI, de Henri II. et de Charles IX.; enfin, que Louis XIV. a réglé presque toutes les parties de l'administration publique par différentes ordonnances, dont rien encore n'avait surpassé la sagesse.

Nous avons dû, à l'exemple des Rois nos prédécesseurs, apprécier les effets des progrès toujours croissans des lumières, les rapports nouveaux que ces progrès ont introduits dans la société, la direction imprimée aux esprits depuis un demi-siècle, et les graves altérations qui en sont résultées: nous avons reconnu que le voeu de nos sujets pour une charte constitutionnelle était l'expression d'un besoin réel; mais en cédant à ce voeu, nous avons pris toutes les précautions pour que cette charte fût digne de nous et du peuple, auquel nous sommes fiers de commander. Des hommes sages, pris dans les premiers corps de l'État, se sont réunis à des commissaires de notre Conseil, pour travailler à cet important ouvrage.

En même temps que nous reconnaissions, qu'une constitution libre et monarchique devait remplir l'attente de l'Europe éclairée, nous avons dû nous

*) Abgedruckt im Bulletin des Lois pg, 197-207 und in Deutscher Uebersetzung bei Pölitz pg. 89-93.

dieser aus St. Ouen unter dem 2. Mai 1814 Erklärungen), dass eine liberale Verfassung mit zwei gesetzgebenden Kammern, mit dem Recht der Zustimmung zur Besteuerung, Garantirung der Religionsfreiheit, Sicherheit des bestehenden Eigenthums, Verantwortlichkeit der Minister, Unabsetzbarkeit der Richter, Garantirung der öffentlichen Schuld, aller amtlichen Ehren, Pensionen, sowie der Rechte des alten und neuen Adels, Sicherheit jedes Franzosen für seine Meinungen und Vota gegeben werden solle.

Dieses Grundgesetz wurde auch in Monatsfrist gegeben und bildet noch gegenwärtig die Grundlage der Französischen Verfassung. Es ist folgendes:

I. Verfassungs-Urkunde vom 4. Juni 1814. Wir Ludwig von Gottes Gnaden König von Frankreich und Navarra, Allen denen, welchen Gegenwärtiges zu Gesichte kommt, Unsern Gruss zuvor.

Die göttliche Vorsehung legte Uns, indem sie Uns nach einer langen Abwesenheit in Unsere Staaten zurückrief, schwere Pflichten auf. Der Friede war das erste Bedürfniss Unserer Unterthanen; Wir haben Uns ohne Unterlass mit demselben beschäftigt, und nun ist dieser Friede, dessen Frankreich so sehr als das übrige Europa bedurfte, unterzeichnet. Der dermalige Zustand des Königreichs forderte eine neue Staatsverfassung, Wir versprachen sie, und sie wird hier öffentlich bekannt gemacht. Wir haben erwogen, dass, obgleich in Frankreich alle öffentliche Gewalt auf der Person des Königs beruht, Unsere Vorfahren dennoch keinen Anstand nahmen, deren Ausübung nach den verschiedenen Zeitbedürfnissen zu modificiren, dass solchergestalt die Gemeinen unter Ludwig dem Dicken die Befreiung von der Leibeigenschaft erhielten, dass unter dem heiligen Ludwig und Philipp dem Schönen diese Befreiung bestätigt und vermehrt ward, dass durch Ludwig XI., Heinrich II. und Carl IX die Gerichtsverfassung gegründet und entwickelt worden ist, und dass endlich Ludwig XIV. durch mehrere Verordnungen, deren Weisheit noch unübertroffen blieb, beinahe alle Zweige der öffentlichen Administration regulirt hat. Wir glaubten nun auch, nach dem Beispiele der Könige Unserer Vorfahren, die Wirkungen der immer zunehmenden Aufklärung, die neuen Verhältnisse, welche diese Fortschritte in der bürgerlichen Gesellschaft hervorgebracht haben, die dem menschlichen Geiste seit einem halben Jahrhundert dadurch gegebene Richtung, und die tief greifenden Veränderungen, welche daraus hervorgegangen sind, würdigen zu müssen. Wir erblickten in dem Wunsche Unserer Unterthanen nach einer neuen Verfassungsurkunde den Ausdruck eines wesentlichen Bedürfnisses; allein, indem Wir diesem Wunsche nachgeben, haben Wir zugleich alle Maassregeln ergriffen, diese Verfassung sowohl Unserer als des Volkes würdig zu machen, auf dessen Beherrschung Wir stolz sind. Mit Commissarien Unsers Conseils haben sich weise Männer aus den ersten Staatskörpern vereinigt, um an diesem wichtigen Werke zu arbeiten. Indem Wir den Grundsatz anerkannten, dass eine freie und monarchische Verfassung den Erwartungen des aufgeklärten Europa's entsprechen

*) La Declaration du Roi du 2. Mai 1814, abgedruckt bei Dufau a. a. O. I. pg. 253. und Deutsch bei Pölitz II. S. 85.

souvenir aussi que notre premier devoir envers nos peuples était de conserver, pour leur propre intérêt, les droits et les prérogatives de notre couronne. Nous avons espéré qu'instruits par l'expérience, ils seraient convaincus que l'autorité suprême peut seule donner aux institutions qu'elle établit, la force, la permanence et la majesté dont elle est elle-même revêtue; qu'ainsi, lorsque la sagesse des rois s'accorde librement avec le voeu des peuples, une charte constitutionnelle peut être de longue durée; mais que, quand la violence arrache des concessions à la faiblesse du Gouvernement, la liberté publique n'est pas moins en danger que le trône même. Nous avons enfin cherché les principes de la charte constitutionnelle dans le caractère Français, et dans les monumens vénérables des siècles passés. Ainsi, nous avons vu dans le renouvellement de la pairie une institution vraiment nationale, et qui doit lier tous les souvenirs à toutes les espérances, en réunissant les temps anciens et les temps modernes.

Nous avons remplacé, par la chambre des députés, ces anciennes assemblées des Champs de Mars ét de Mai, et ces chambres du tiers-état, qui ont si souvent donné tout-à-la fois des preuves de zèle pour les intérêts du peuple, de fidélité et de respect pour l'autorité des rois. En cherchant ainsi à renouer la chaîne des temps, que de funestes écarts avaient interrompue, nous avons effacé de notre souvenir, comme nous voudrions qu'on pût les effacer de l'histoire, tous les maux qui ont offligé la patrie durant notre absence. Heureux de nous retrouver au sein de la grande famille, nous n'avons su repondre à l'amour dont nous recevons tant de témoignages, qu'en prononçant des paroles de paix et de consolation. Le voeu le plus cher à notre coeur, c'est que tous les Français vivent en frères, et que jamais aucun souvenir amer ne trouble la sécurité, qui doit suivre l'acte solennel que nous leur accordons aujourd'hui.

Sûrs de nos intentions, forts de notre conscience, nous nous engageons, devant l'assemblée qui nous écoute, à être fidèles à cette charte constitutionnelle, nous réservant d'en jurer le maintien, avec une nouvelle solennité, devant les autels de celui qui pèse dans la même balance les rois et les nations.

A ces causes,

Nous avons volontairement, et par le libre exercice de notre autorité royale, accordé et accordons, fait concession et octroi à nos sujets, tant pour nous que pour nos successeurs, et à toujours, de la Charte constitutionnelle qui suit:

Droit public des Français.

Art. 1. Les Français sont égaux devant la loi, quels que soient d'ail leurs leurs titres et leurs rangs.

2. Ils contribuent indistinctement, dans la proportion de leur fortune, aux charges de l'État.

3. Ils sont tous également admissibles aux emplois civils et militaires. 4. Leur liberté individuelle est également garantie, personne ne pou

müsse, durften Wir zugleich nicht vergessen, dass Unsere erste Pflicht gegen Unsere Völker darin bestand, die Rechte und Vorzüge Unserer Krone in ihrer ganzen Reinheit aufrecht zu erhalten. Wir hoffen, dass Unsere Völker, von der Erfahrung belehrt, sich davon überzeugt haben werden, dass die höchste Staatsgewalt allein den von ihr getroffenen Einrichtungen jene Kraft, jene Dauer und jene Majestät verleihen kann, womit sie selbst bekleidet ist; dass daher nur dann, wenn die Weisheit der Könige mit den Wünschen ihrer Völker im zwanglosen Einklange steht, eine solche Verfassungsurkunde von langer Dauer sein kann, und dass dagegen dort, wo Trotz und Gewaltthätigkeit einer schwachen Regierung Bewilligungen abzwingen, die öffentliche Freiheit in eben so grosser Gefahr schwebt, als der Thron selbst. Wir suchten endlich die Grundlagen Unserer neuen Verfassungsurkunde in dem Französischen Charakter, und in den ehrwürdigen Denkmälern der vergangenen Jahrhunderte auf. Daher erblickten Wir in der Wiederherstellung der Pairswürde eine wahrhafte Nationaleinrichtung, wodurch jede Erinnerung der Vergangenheit mit allen Hoffnungen verknüpft und die alte und neue Zeit mit Einem Bande umschlossen wird.

Durch die Kammer der Deputirten wollten Wir jene alten Versammlungen des März- und Maifeldes, sowie die Kammer des dritten Standes, ersetzen, welche insgesammt so viele Proben von ihrem Eifer für das Wohl des Volkes und ihrer Treue und Verehrung gegen ihre Könige abgelegt haben. Indem Wir auf diese Weise bemüht waren, die Kette der Zeiten, welche traurige Verirrungen zerrissen hatten, wieder zusammen zu knüpfen, bestrebten Wir Uns, das Andenken an alle die Uebel, welche das Vaterland während Unserer Abwesenheit erlitten hat, in Unserem Gedächtnisse zu verlöschen, und wünschten, dass dieses in dem Buche der Weltgeschichte eben so zu bewerkstelligen wäre. Durch Unsere Zurückkunft in den Schoos Unserer grossen Familie beglückt, glaubten Wir den vielfältigen Beweisen, die Wir von ihrer Liebe empfangen, nur dadurch entsprechen zu können, dass Wir Worte des Friedens und des Trostes an sie zu richten bemüht sind. Der theuerste Wunsch Unseres Herzens besteht darin, dass sich alle Franzosen als Brüder lieben, und dass kein bitteres Andenken jene Ruhe und Sicherheit trüben möge, die ihnen die feierliche Urkunde gewähren soll, welche Wir ihnen am heutigen Tage bewilligen. Unserer guten Absichten gewiss, und stark durch die Reinheit Unsers Gewissens, verpflichten Wir Uns hiermit im Angesichte der gegenwärtigen Versammlung, dieser neuen Verfassungsurkunde getreu zu sein, und behalten Uns vor, deren Aufrechthaltung bei einer neuen feierlichen Handlung vor dem Altare desjenigen zu beschwören, welcher die Könige und die Nationen in der nämlichen Wagschale abwiegt. Aus diesen Gründen haben Wir freiwillig und in freier Ausübung Unserer königlichen Gewalt sowohl für Uns, als für Unsere Nachfolger, auf ewige Zeiten Unsern Unterthanen diese Verfassungsurkunde, sowie sie hier folgt, zugestanden, übergeben und bewilligt.

Staatsrechte der Franzosen.

Art. 1. Die Franzosen sind vor dem Gesetze gleich, ihre Titel und Rang seien übrigens, welche sie wollen.

2. Sie tragen ohne Unterschied, nach Verhältniss ihres Vermögens, zu den Lasten des Staats bei.

3. Sie können alle, ohne Unterschied, zu den Civil- und Militärämtern gelangen.

4. Ihre individuelle Freiheit wird ebenfalls garantirt; Niemand kann

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