Oldalképek
PDF
ePub

Alpertus über verschiedene Zeitereignisse.

Zweites Buch.

1. Ueber die Zerwürfnisse des Balderich und Wicmann.

Nachdem die Verhältnisse des Präfekten Godfried und des Wicmann sich zu einem Freundschaftsbunde gestaltet hatten, woraus beide für die Folge einen gegenseitigen Schutz herleiteten, starb der Präfekt, und die Präfektur wurde, weil der Vater sich durch Rechtschaffenheit und gewissenhaften Rath stets ausgezeichnet hatte, vom Kaiser dem Sohne übertragen. Allein der Sohn war trägen Geistes, wusste weder sich noch andern zu rathen und litt gar sehr an schwächlicher Gesundheit; nichts desto weniger hielt Wicmann es der Klugheit angemessen, den mit dem Vater geknüpften Bund auch dem Sohne zu erhalten, in der Hoffnung, den ihm so Befreundeten nebst den Seinigen leicht beherrschen zu können. Aber von der Zeit an schreibt sich die Zwietracht zwischen ihm und Balderich, indem keiner dem andern an Einfluss weichen wollte und trotz häufiger Uebereinkünfte gegenseitiges Misstrauen an der Stelle der Freundschaft Platz griff. Den ehrgeizigen Absichten des Wiemann stand der Umstand entgegen, dass er in Gallien nicht denselbigen Umfang an Ländereien hatte, als Balderich, obgleich er in Germanien ein ausgedehntes Gebiet besass; auf der linken Rheinseite hatte er zwar auch Güter von seiner Frau, aber diese hielten mit denen des Balderich keinen Vergleich aus. Daher setzte er sich mit einzelnen linksrheinischen Bewohnern auf vertrauten Fuss und machte sie mit seinen Absichten bekannt.

2. Ueber die Eroberung der Veste des Wiemann durch Balderich und über die Befestigung von

Munna.

Es befindet sich zweihundert Schritte von der Maas ein sumpfiges Wasser, in dessen Mitte sich ein kleiner Hügel erhebt, dessen Zugang zwar schwierig war, weil man wegen der Tiefe des Sumpfes nur mittels eines Schiffes übersetzen konnte, aber einem Empörer die Möglichkeit der Aufführung einer schützenden Veste versprach. Auf diesen Punkt hatten Freunde den Wiemann aufmerksam gemacht. Durch herbeigeschaffte Fahrzeuge fuhr er an denselben heran, und nachdem er ihn ausgeforscht hatte, sammelte er unverzüglich eine Menge von Bewaffneten, liess durch die herbeigerufenen Bauern einen Graben ringsherum aufwerfen und den Hügel bedeutend erhöhen, umgab ihn mit einem Walle und brachte durch errichtete Thürme eine starke Veste zu Stande. Dann befahl er den Nachbarn nicht ohne Anmassung, Proviant herbeizuschaffen, und zu Schutzwächtern machte er gerade diejenigen, die ihm den Rath zur Befestigung des Ortes gegeben hatten, den er zur Behauptung der Präfektur und zur leichten Abwehr eines jeglichen Versuches des Balderich für sattsam geeignet hielt. Balderich gerieth durch die Kunde hiervon in Bestürzung; er sah sich für sein Loos in die grösste Schwierigkeit versetzt und zweifelte nicht, dass, wenn er bei dieser Widerwärtigkeit nicht die grösstmöglichsten Vorkehrungen träfe, er Ehre und Würde einbüssen würde. Deshalb rief er seine Anhänger, deren er eine grosse Zahl hatte, zusammen und schickte nach allen Richtungen Gesandte aus, versammelte um sich den Lantbertus, dessen wir oben gedacht haben, und den Gerhard, dessen innigste Freundschaft er genoss, und seine übrigen Freunde, und setzte ihnen auseinander, was gegen ihn im Werke sei. Als diese die Lage der Dinge erkannt hatten, erklärten sie, ihm zur Seite stehen und sich seinem Willen

unterwerfen zu wollen. Balderich dankte ihnen ausserordentlich, rückte auf ihre Ermunterung und ihr Verlangen gegen die Veste und schloss sie ein, so weit der Sumpf es zuliess; denn sie ganz zu umlagern gestattete das Terrain nicht, weil der Bogen des Sumpfes eine zu lange Ausdehnung hatte. Die Belagerten hegten das Vertrauen, dass Wurfgeschosse in so weitem Zwischenraume sie nicht treffen, so wie sie selbst solche auch nicht bis zum Feinde abschleudern konnten, hielten sich ruhig hinter sicherm Walle und warteten den Ausgang der Sache ab. Die Feinde beschlossen, nach vergeblichem Versuche an irgend einer Stelle eine Furth zu finden, eine Brücke zu bauen; allein nach langem Bemühen und fruchtloser Arbeit wegen der ausserordentlichen Breite und Tiefe des Wassers standen sie von ihrem Vorhaben wieder ab. Endlich schafften sie von der Maas Lastschiffe herbei, spannten Thiere vor und zogen sie in den Sumpf, um mittels Vorkehrungen, die sie über den Schiffen aufrichteten, sich der Veste nähern und den Kampf beginnen zu können. Schon viele Tage waren sie mit diesen Arbeiten beschäftigt, als die Belagerten, welche die Hoffnung auf Entsatz durch ihren Herrn aufgaben und als Besiegte eine zu grausame Behandlung fürchteten, zumal da ihnen auch die Lebensmittel auszugehen anfingen, Gesandte an den Balderich wegen der Uebergabe schickten. Dieser willigte in ihr Begehren unter der Bedingung, dass sie ihre Befestigungen mit eigenen Händen niederrissen und durch Feuer zerstörten. Dieses geschah, und die Belagerten erhielten, ohne dass ihnen ein Leid geschah, mit all den Ihrigen freien Abzug. Als nach diesem Vorgange Wicmann sah, dass er der Macht seines Feindes nicht widerstehen könnte, setzte er heimlich über den Rhein, baute das Castell Munna durch einen Damm und durch Thürme höher auf und befestigte es, weil es auf einem Berge lag, so leicht, dass es ohne eine Belagerung nicht erobert werden konnte. Die Feinde hingegen plagten die benachbarten Dörfer und Felder durch unaufhörliche Einfälle und verwüsteten sie durch

Raub und Mord, damit sie den Inhabern des Castells nicht von Nutzen sein könnten. Es unterstützte auch die Sache des Balderich der Umstand, dass er bis jetzt noch die hohe Gunst des Kaisers genoss; und er erhielt Hülfe von dem Erzbischofe (Heribert) von Köln und vom Bischofe Adelbold (von Utrecht), welcher letztere im Rufe der höchsten Weisheit, der grössten Beredtsamkeit in lateinischer Sprache und der bedeutendsten Geistesgaben unter allen Männern unserer Zeit stand. Auch Gerhard von der Maas und Lantbert, von denen oben Erwähnung geschehen, erklärten alle Widerwärtigkeiten und Gefahren mit ihm theilen zu wollen: denn diese beiden Männer waren zu allen Bewegungen und Unruhestiftungen stets bei der Hand.

3. Ueber die Belagerung von Aspel durch Adelbold.

Darauf hatte sich eine Veranlassung dargeboten, dass der Bischof Adelbold von Utrecht ins Lager des Kaisers kam. Nachdem er seine Geschäfte, weshalb er gekommen, abgemacht hatte, fuhr er zu Schiff zurück den Rhein hinunter; seine Pferde aber wurden längs dem Ufer des Flusses an Aspel vorbei zurückgeführt, wo die Hörigen des Godizo, die von der Partei des Wicmann waren, sie auffingen und als Beute unter sich vertheilten. Deshalb rückte der erzürnte Bischof, um die Unbilde zu rächen, mit seiner ganzen Macht, die er nebst Balderich herbeigeholt hatte, plötzlich vor Aspel und belagerte es von der einen Seite; denn von der andern Seite war es durch Sumpf und stehendes Wasser unangreifbar. Einige Tage wurde hitzig gekämpft und alle Versuche gemacht, die Veste zu erobern; allein wegen der Festigkeit des Ortes und der Höhe der Thürme wurde nichts ausgerichtet: und weil die Belagerer sahen, dass ihre Anstrengung vergeblich war und die Hoffnung, des festen Ortes sich zu bemächtigen,

schwand, zugleich auch weil die Nachricht kam, ein feindliches Heer sei zum Entsatz im Anzuge, liessen sie von der Belagerung ab und zogen sich zurück. Weil Godizo noch vor der Belagerung des Castells Friedensgesandte an den Bischof geschickt und für die von den Seinigen ihm zugefügte Unbilde auf alle Weise Genugthuung versprochen hatte, obwohl der Bischof hinter dem Versprechen List argwohnte und deshalb auch keine Friedensbedingungen hatte stellen wollen, so glaubte er doch, dass seine Kränkung durch die Verwüstung der Felder und Dörfer hinreichend gesühnt sei und dass der Feind zu gesunder Vernunft zurückkehre, entzog sich dem Unwetter der Kriegsunruhe und wartete unterdessen ruhig ab, welchen Ausgang die Sache haben würde. Dem Balderich jedoch schenkte er fortwährend seine Zuneigung und Hülfe.

4. Ueber den zwischen Balderich und Wicmann geschlossenen Frieden.

Nach der Erbauung und Befestigung von Munna leistete Wiemann mit grösserer Kühnheit Widerstand und stärkte die Hoffnung der Seinigen; meistens überfiel er plötzlich die Feinde und schlug sie in die Flucht. Aber nach langen Feindseligkeiten, Blutvergiessen, Nachstellungen und wechselseitigen Niederlagen wurden endlich die beiden Gegner vom Könige in sein Lager berufen, und nach langen Erörterungen befahl der König, weil er bei dem Einigungswerke ohne grosses Aergerniss keinen von beiden begünstigen konnte, durch sein Machtwort, dass sie Frieden halten sollten; und nachdem sie diesen eidlich beschworen hatten, trennten sie sich. Wicmann glaubte nun die Sache auf einen ruhigeren Standpunkt gebracht zu sehen, und weil er von jetzt an nichts Uebeles, keinen Ausbruch neuer Eeindseligkeit durch Friedensbruch argwohnte, veranstaltete er aus Andacht eine Wallfahrt zu. den Schwellen des heil. Petrus und machte sich nach Besor

« ElőzőTovább »