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Des

Alpertus zwei Bücher

über

verschiedene Zeitereignisse.

Prolog

an den Bischof Burchard von Worms.

Mein Bruder Immo hat mir aus Anhänglichkeit an mich einen Besuch gemacht. Er hat mir über die heiligen Studien, ehrwürdiger Bischof Burchard, über Deine Treue, über die Heiligkeit und den Adel Deines Charakters berichtet und erzählt, mit welchem Ansehen Du an der von Gott Dir anvertrauten Kirche bautest und sie regiertest. Ueber seine Berichte, ich gestehe es, freute ich mich nicht nur sehr, sondern auch in würdiger Bewunderung aus ganzem Herzen Gott dankend jubelte ich. Und als ich über Deine Herzensgüte noch mehr zu wissen verlangte, mit welchem Eifer Du in den heiligen Schriften arbeitetest, mit welcher Ausdauer Du dem Fasten und Beten und den übrigen Werken Christi hingegeben seiest, hat er es mir auseinandergesetzt. Endlich je weitläufiger er bei uns von Dir Erwähnung that, einen desto angenehmeren. und freudevolleren Tag hat er uns bereitet. Und weil Du durch Dein lobwürdiges Leben bekannt bist, und obgleich auch vorher durch den Mund vortrefflicher Männer viel Herrliches und Ausgezeichnetes über Dich gehört worden ist, nach

den Worten des Heilandes (Matth. 5, 14. 15.): „Nicht kann verborgen werden eine auf einem Berge liegende Stadt, auch nicht ein auf einen Leuchter gestelltes Licht;" so wird jedoch Dein innerer Wandel, der sich offen genug kund gegeben, in mir das Andenken an Dich, wie durch das Siegel der Liebe Christi meiner Brust tiefer eingeprägt, wenn ich es gestehen darf, in ewiger Verschmelzung erhalten und unauslöschlich machen. Und wenn die Beschränktheit meiner Kräfte mir die Mühewaltung in dienstlichen Verrichtungen versagt, so wird jedoch die Ergebenheit und Liebe einer frommen und treuen Seele in Christo nimmer fehlen, gemäss dem Zeugniss der Schrift, die da sagt: „Ein guter Wille ist in Allem genug." Uebrigens habe ich Deinem Namen das vorliegende Büchlein gewidmet, welches eine Geschichte unserer Tage enthält und dem ich die Ueberschrift gegeben habe,,Ueber verschiedene Zeitereignisse," weil darin Verschiedenes gesammelt und zusammengestellt erscheint. Nämlich nicht Alles, was über den vorliegenden Stoff hätte geschrieben werden können, habe ich vollständig gesammelt, um nicht weitläufiger zu sein, als es mir nothwendig erschien; und um wegen Deiner vielseitigen Beschäftigung in den heiligsten Dingen Dir nicht lästig zu fallen, habe ich in Allem mich der Kürze befleissigt. Sollte aber ein neidischer Gegner, nachdem er mit missgünstigen Augen mein Büchlein gelesen, sich erheben und aus Scheelsucht die Stirne runzeln und mich tadeln, dass ich überflüssig Bekanntes in schlechtem Stil schamloser Weise in die Welt geschickt hätte, da ja doch Bücher genug vorhanden wären, die Studirende in die Hand nehmen sollten, geschweige dass man sie sogar mit dergleichen unreifen Schriften, wie mit einem unnützen Bündel, belaste; und sollte ein Solcher aus dem Grunde mein Büchlein von sich stossen: so möge derselbe wissen, dass es einzig und allein zu Deiner Kenntnissnahme geschrieben ist, damit es nach Deinem Richterspruche entweder vernichtet oder als lesenswerth erhalten werde. In dieser Hoffnung und im Vertrauen auf Deine Gunst möchte mich nicht leicht Je

mand von dem Gedanken zurückbringen, dass dasjenige, was Dein Spruch für gut erkannt hat, ohne Zweifel auch bei der Prüfung Anderer sich bewähren müsse. Und will man endlich den Einwurf machen und mich beschuldigen, dass ich Dinge geschrieben hätte, die Allen bekannt sind, so mag man es nach Deiner Einsicht abwägen, wenn ich mich der Antwort bediene: Bekanntes höre man oft mit Vergnügen, wie bei Liedern; an der steten Wiederholung der alten habe man Ekel, und die neuen, noch so oft täglich wiederholt, werden mit immer mehr Vergnügen gehört. Ueberdies weiss Deine Würdigkeit, dass ich auch zur Fernhaltung des Müssigganges und der Unthätigkeit des Geistes die Aufzeichnung dieser Dinge unternommen habe, damit ich, weil ich zum Dienste Gottes oder zur Förderung irgend eines Tugendwerkes nicht geeignet bin, wenigstens in diesem Werkchen mein armes Herz von eiteln Bestrebungen der Welt fern hielte, dem ich daher auch nicht den Namen des Verfassers beigesetzt habe, damit, wenn es Dir missfällt, Du es zerschneidest oder in die Erde vergraben lassest; gefällt es aber, so magst Du meinen Namen beisetzen und es zur Uebung mit Glück lesen.

Antwortschreiben des Bischofs Burchard.

Burchard, der heiligen Kirche zu Worms niedrigster Verwalter, wünscht seinem besondern Freunde Alpertus die Fülle der Gnade und Heil und Segen.

Deinen Brief, welchen Du mir, einem Dir ganz Unbekannten, geschrieben hast, habe ich mit Freuden empfangen, habe denselben auch wegen Deiner Liebe und zugleich wegen Deiner Bitte gelesen und in meiner Gegenwart lesen lassen, und in demselben Deinen hingebenden Eifer und die Demuth Deiner Gesinnung in vollem Masse erkannt. Aber wie oft ich ihn aufgeschlagen habe, so oft bin ich, fast möchte ich sagen. Satz für Satz gerührt, in Gegenwart unserer Knaben darüber von Schmerz ergriffen worden, dass in diesen Zeiten keine

oder kaum sehr wenige gefunden werden, die zum Studiren geeignet sind oder denen hinreichender Sinn zum Studiren innewohnt, so dass einer durch wissenschaftliche Beschäftigung sich erquickt fühlte und der leicht strauchelnde Geist von den mannigfaltigen Sünden des unruhigen Jahrhunderts durch wissenschaftliche Unterbrechung eine Ablenkung fände, und in weiser Absicht der Nachwelt ein lobenswerthes Beispiel überliefert würde. Aber es sind alle von der Vorliebe zum weltlichen Treiben umstrickt und fröhnen in ihrer gänzlichen Hinneigung zum Schlechtern den jämmerlichen Eitelkeiten der Zeit, und wissen nicht und verabsäumen gänzlich so ergötzende geistige Beschäftigungen zu üben und so köstliche Speisen der Seele zu suchen; wie es geschrieben steht (Röm. 3, 12.): ,,Alle sind auf Abwege gerathen, alle sind unnütz geworden, es ist keiner, der etwas Gutes thut, keiner bis auf Einen." Daher ist Deine Hingebung zum Studiren nicht eitel vor mir, nicht tadelnswerth, sondern sehr zu loben. Denn in dem fleissigen Gewebe Deines Schriftstückes hast Du die bedeutenden und gewichtigen Punkte mit nicht wankendem Schritt aufs vorsichtigste beobachtet. Nämlich in jeder wichtigen Auseinandersetzung und in jedem Buche muss man die verschiedenen sechs Punkte suchen und lösen; wie in der Einleitung der ersten Ausgabe der Isagogen des Porphyrius der höchst kluge Lehrer Severinus auf des Fabius Rath es angeordnet hat, indem er sagt: Zuerst handelt es sich um den Zweck eines jeden Werkes, zweitens um den Nutzen, drittens um die Anordnung; viertens ob das Buch auch dem, dessen Werk es heisst, leiblich und eigen ist; fünftens wie sein Titel sein soll; sechstens zu welchem Theile der Philosophie der Zweck eines jeden Buches hinleite. Das Alles hast Du in Deinem Buche mit Vorsicht beobachtet. Allein Du hast Deinen Namen nicht auf den Titel gesetzt; da Du jedoch dieses meinem Urtheile überlassen hast, so urtheile und befehle ich, dass Du vertrauensvoll Deinen Namen auf den Titel schreibest, und dass Jedem, der Lust hat, das Buch zum Lesen offen stehe, und dass das Buch

nach meinem Richterspruche unverletzt und unzerrissen bleibe. Sollte jedoch Einer, von Neid und Verläumdungssucht getrieben, uns und unsere Massregel tadeln, dem antworte ich und den mache ich in seiner Verwirrung durch folgenden Vers verstummen:

,,Neidisch bist du auf uns, weil unwissend bist du in Solchem."

Alpertus über verschiedene Zeitereignisse.

Erstes Buch.

1. Bei den um den Rhein (Niederrhein) wohnenden Deutschen stritten zwei sehr reiche Männer, Wicmann und Balderich, mit aller Macht unter sich über den Vorrang. Wicmann fand eine Stütze an der Gunst und Freundschaft des Königs (Heinrich II.) und vieler Deutschen; Balderich erwarb sich die Hülfe des Erzbischofs (Heribert) von Köln und des mächtigen Gerhard von der Maas: und im Vertrauen auf diese Bundesgenossenschaft hielt jeder es für schimpflich, dem andern in irgend einem Stücke zu weichen. Herrschte auch Friede unter ihnen, SO suchten sie doch mehr arglistiger Weise einander zu schaden, als wahre Freundschaft zu halten. Balderich hatte zur Frau die Tochter (Adela) des überaus reichen und hoch angesehenen Wicmann, dessen Vorfahren einen grossen Theil Deutschlands, insbesondere um die Küste der Nordsee herum zu Lehen gehabt hatten; Wiemann hingegen hatte einige Jahre später die Tochter des Präfekten Gottfried, des Oheims des Balderich, geheirathet: und war Wicmann in Gallien, Balderich in Deutschland durch die Mitgift in den rechtlichen Besitz vieler Güter und Höfe gekommen.

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