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eigenthümlichen Lebens, oder bestimmter, des freien Gebrauchs fei= ner Kräfte gänzlich beraubt. Eine außer ihm liegende, nämlich die organische Kraft, benuht ihn und seine Kräfte als Mittel zu ihren Zwecken. Er wird gezwungen, sich mit Stoffen zu verbinden, die ihm an sich zuwider. sind, weil er sich augenblicklich von ihnen zu trennen und andere Verbindungen einzugehen sucht, wenn der Zwang aufhört. Kein freier Stoff scheint sich auch willig dem organischen Zwange hinzugeben er wird mit Gewalt ergriffen und verarbei= tet und eine Form zu bilden gezwungen, die ihm, sich selbst überLassen, fremd ist und nur den Zwecken des organischen Lebens entspricht. Das Wohlseyn eines organischen Körpers, seine Gesundheit, hångt allein von der freien, ungestörten Herrschaft der orga= nischen Kraft über die gesammten Kräfte der Stoffe ihres Körpers ab, vermöge welcher sie fortschafft, was unbrauchbar wird, und anderes an die Stelle sekt. Machen Stoffe im Innern des organischen Körpers sich frei, so witken sie augenblicklich mit eigenthümlichen Kräften dem organischen Leben entgegen, es beginnt ein Kampf oder Krankheit. Wie sich nach dieser Ansicht in thierischen Körpern die Heilung durch Arzneimittel erklären läßt, leuchtet von selbst ein. Siegt in dem Kampfe die organische Kraft, so erfolgt Genesung, erliegt sie, der Tod, das Aufhören der Herrschaft des organischen Lebens über die Stoffe seines Körpers, und augenblicklich erfolgt die Auflösung. Jeder Stoff strebt, seinem eigenthümlichen Leben zu folgen.

Zwischen dem organischen Leben und dem planetarischen Leben findet also ein wesentlicher Unterschicd statt, da das lehtere sich zu dem erstern verhält, wie das Mittel zum Zwecke. Das organische Leben aber ist Zweck an sich, und darin liegt eben der Begriff des Persönlichen, der dem planetarischen Leben nicht beigelegt werden kann.

Wie verhält sich nun aber die Vorstellung unsers Vfs. zu diesen Begriffen? Er spricht der Erde auf das Bestimmteste alle organischen Kräfte ab, schreibt ihren planetarischen Kräften aber eben so bestimmt alle Wirkungen zu, die dem organischen Leben eigen sind. Darin låge nun wohl ein Widerspruch, aber wir wollen keineswegs dem Verf. denselben vorwerfen. Wir wollen anneh= men, er habe, worauf wir schon anfangs hindeuteten, den Begriff des besondern Lebens, des persönlichen Lebens, in Bezug auf das allgemeine Leben nicht scharf aufgefaßt und betrachte daher das Leben der Erde, die Summe aller individuellen Kräfte der Stoffe, wie sie sich als Wirkung der Maffe offenbaren, als ein besonderes persönliches Leben, und zwar eben so persönlich, wie das organische Leben. Dies scheint in der That seine Meinung zu seyn, und wir wollen einmal annehmen, daß dem wirklich so sey, so fragt

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sich's: Was gewinnt der Verf. dadurch für seine Hypothese, die allerdings die Persönlichkeit des Erdlebens vorausseßt, aber ohne dasselbe bestimmt auszusprechen — auf einer ähnlichen, oder vielmehr gleichen Wirkungsart derselben mit dem organischen Leben beruht? Wie soll diese erwiesen oder festgestellt werden? Manche Naturforscher gehen bei ihren Lehren einen kurzen Weg; sie stellen sie dogmatisch auf und behaupten, gleich den alten begeisterten Propheten: So ist es. Unser Verf. hat aber noch Achtung für die Wifsenschaft genug, diesen Weg nicht zu betreten, sondern seine Hypothese wissenschaftlich begründen zu wollen. Er legt dabei den Sah zum Grunde: Aehnliche Naturkräfte bringen ähnliche Wirkungen hervor. Wir haben diesen Sah oben schon ausge= hoben, doch dort nur, um zu zeigen, wie der Verf. von dem Aehnlichen auf das Gleiche schloß; hier müssen wir ihn selbst näher beleuchten. Der Saß ist falsch und zwar so falsch, daß man nicht einmal sagen kann: gleiche Kräfte bringen gleiche Wirkungen hervor; man muß nothwendig hinzufügen: Gleiche Kräfte bringen unter gleichen Bedingungen gleiche Wirkungen hervor. Ja, dieselbe Kraft kann nur unter gleichen Bedingungen gleich wirken. Wenn zwei Magnetnadeln, aus einem Stück Eisen geschmiedet, von durchaus gleicher Schwere und Gestalt, auf gleiche Spigen gelegt sind, von denen aber nur eine mit dem Magnet bestrichen worden, die andre nicht, so wird das magnetische Fluidum zwar auf beide wirken; aber wie verschieden erscheinen diese Wirkungen! Die eine wird lebendig, die andere todt scheinen, weil ihr die noth: wendige Bedingung des Bestreichens mangelt.

Sehen wir nun auf die Wirkungen des organischen und pla netarischen Lebens zurück, so ist klar, daß die Bedingungen, unter denen sie erfolgen, wesentlich verschieden sind, und also weder Aehnliches, noch Gleiches erwartet werden könne. Die nothwendige Bedingung, unter welcher das organische Leben sich äußern kann, ist das Organ, in und durch welches es wirkt. Nun spricht der Verf. selbst, und zwar mit allem Recht, der Erde alle organischen Kräfte ab, und so fehlen in ihr alle Bedingungen, unter welchen eine gleiche oder auch nur ähnliche Wirkung hervorgebracht werden könnte. Das planetarische Leben bedarf zu seinen Aeußerungen keines Mittels; es wirkt unmittelbar, und eben daher trennt und bil= bet es Massen, aber keine künstliche, den Organen ähnliche Werkzeuge zu andern Zwecken.

Fällt dieser Saß des Vfs. aber weg, so beruht alles Uebrige, was er für seine Hypothese sagt, auf Gleichnissen, Beispielen, die zwar einen dunkeln Gegenstand erläutern, deutlicher machen, aber nie etwas beweisen können. Das Ganze ist allerdings eine höchst finnreiche, dichterische Idee der Wissenschaft aber bringt sie keinen

Gewinn, sondern wahren Nachtheil, indem sie die Forschung das durch, daß sie die Bedingungen, unter welchen die Naturkräfte wirken, überspringt und folglich von dem Wege ablenkt, auf welchem die Wissenschaft bis dahin ihre großen Fortschritte gemacht hat. Jede Naturkraft, von der wir wissen, gab sich uns in ihren Wirkungen zu erkennen, und nur durch Erforschung dieser, der Art und Weise, wie sie erfolgen, und der Ausmittelung der Bedingungen, unter welchen sie so oder anders erfolgen, können wir der Kraft náher kommen, wenn wir auch die Hoffnung aufgeben, sie selbst zu erreichen. Unser Verf. aber, der mit seiner Hypothese über diese ganze mühsame Forschung hinwegspringt, glaubt die Kraft selbst zu erfaffen, und behauptet kühn: die unwågbaren Stoffe seyen die Grundlagen des planetarischen und organischen Lebens! Freilich bes fördert z. B. der Magnetismus die Krystallisation; aber deswegen können wir ihn so wenig die Grundlage derselben nennen, als das Waffer die Grundlage des organischen Lebens, weil das Samenkorn der Pflanze ohne Wasser nicht keimt. Ein Stoff kann so wenig Grundlage des Lebens eines andern Stoffs, als Grundlage des or= ganischen Lebens seyn. Durch diese Vorstellungen und die durch einander gemischten Begriffe von dem besondern Leben eines Wes sens und dem allgemeinen Leben der Natur, des planetarischen Les bens der Stoffe und des organischen Lebens auf der Erde, wird der Verf. gar verleitet, den Werth der lebendigen Wesen nur nach der Größe ihrer Körper zu schäßen. Der Mensch, ja die Mens schen zusammen, als Masse, nebst allen Thieren und Pflanzen der Erde, spielen dann nur eine geringe Rolle. Der Verf. vergleicht fie mit Flechten und Schmarozerpflanzen, mit den verschiedenen Eingeweidewürmern in unserm Körper und schließt dann mit den Worten: Was hier Baum und Thier andern lebenden Geschöpfent find, das ist der Erdkörper allem irdischen organischen Leben. In frühern Zeiten fahe man hierin den einzigen Zweck des großen Erdkörpers; er sollte nur da seyn, damit auf seiner Rinde einige Thier und Pflanzengeschlechter gedeihen könnten. Aber nicht dieser höchst unbedeutende, sondern ein weit höherer Zweck ist mit seinem Daseyn verbunden. Er gehört dem planetarischen Leben an, das ihn mit Monden, Planeten und Kometen um seine Sonne treibt, und so von einer unermeßlichen Körperwelt ein kleines Ganzes bildet." Doch wir können uns hier nicht weiter auf einzelne Behauptungen des Vfs. einlassen, zu welchen er sich, aus Unkunde des reche ten Wegs, verirrt, da unsere Bemerkungen so schon fast den ihnen zugestandenen Raum überschreiten.

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Sehen wir jezt noch einmal auf alle vier Schriften zurück, die hier angezeigt und verglichen sind, so übersehen wir das ganze

Feld, auf welchem jest für eine Geschichte der Erde und der Urwelt gearbeitet wird. Die Ausbeute besteht aus vielem åchten Golde, wodurch die Wissenschaft wahrhaft bereichert wird, aber auch aus schimmerndem «Kazengolde, das im Schmelztiegel der Kritik verfliegt. 23.

III.

Ueber E. . . Hoffmann's Schriften.

Nachbem nicht lange vor dem jezigen Zeitalter Kunst und Re ger

für den Menschen in Einseitigkeit zu steifen, todten Formen vielfach entartet waren, sahen wir die beeinträchtigten Kräfte des Geistes die drückende Fessel zersprengen und in der durch den langen Niederdruck gereizten Stärke das bisher Widerstrebende rasch zerstören, wie der durch den hohen Damm immer mächtiger anschwellende Strom endlich bei seinem Durchbruch alles plößlich überschwemmt. Die natürlichste Natur sollte nun allein herrschen; allein der mathematische Sinn, fast noch schwerer zu unterdrücken, als irgend ein anderer, wußte sich bald wieder in gehörigem Maße geltend zu machen, und so sehen wir jeho, wenigstens in der Idee, sehr gesunde Begriffe über das wahre Verhältniß von Regel und Natur zu einander, und diese Begriffe bilden jezt die herrschende Ansicht in der Beurtheilung der sogenannten schönen Künste. So wie hier im Formellen, ging auf der andern Seite zugleich im Ma= teriellen, wenn man Ansichten so nennen darf, ein Umschwung vor, der nicht minder bedeutend war. Als die leidige bekannte Aufklä= reret, die zur wahren Sucht geworden, indem man sah, wie so manches bis dahin unerklärlich und wunderbar Geglaubte durch die rasch vorschreitende Erweiterung der physikalischen Kenntnisse eine fichere und natürliche Erklärung fand, nun jede Erscheinung in den Kreis ihres Wissens zu ziehen vermeinte, da erwachte die höhere Ahnung im Menschen um so deutlicher und trat um so lebhafter als Widersacher auf, da auch sie, die nie zu vertilgende, negist werden sollte, weil sie während jenes Treibens unthätig zugeschaut hatte. Es war ihr leicht, die zu weit gehende Aufklärung in die gehörigen Schranken zurückzuweisen, da die Dinge selbst, deren Wefenheit und Endursache ein unaufklårbares Räthsel bleiben, vor Augen lagen, als handgreifliche Wunder. Als auf diese Weise die geheimnißvolle Ahnung im Menschen wieder in ihre Rechte eintrat, ward alles, was die Aufklårerei als Wahn und Aberglauben be

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kämpft hatte, wieder mit frischer Liebe hervorgezogen und dem wiedereroberten Reiche des Wunderbaren einverleibt. Alles, was damit Aehnlichkeit hatte, ward hinzugefügt, und dieselbe Physik, die vorher dem Widersacher gedient, ward nun den neuen Herrschern dieses Reiches zinsbar und brachte in dem Magnetismus einen Triz but, der allen Ahnungen und wunderbaren, geglaubten psychischen Einflüssen zu mächtiger Stüße dienen sollte. Weil das Gefühl der Vergänglichkeit und die Sehnsucht nach dem Ewigen das Gemüth auf eine schmerzlich-süße Weise spannt und mit sanfter Melancholie durchschauert, so hat alles Vergangene und Aite, ganz vorzuglich aber, wenn es noch in unsre Kinderzeit herüberreichte und sich in die ersten sonnigen wunderbaren Traume des erwachenden Lebens in uns drängte, einen poetischen Schimmer, und zwar den, der dem Romantischen und Wunderbaren sich vorzüglich eignet, nämlich den, der die Sehnsucht weckt. Alles Altfränkische daher roar und ist der Poesie des Wunderbaren ein willkommener Schmuck, die, wo sie zur Poesie des Wundersamen wird, weit mehr auf den Effect oder die Erschütterung der Seele zielt, als daß es ihr dar um zu thun wäre, das Schöne zur Anschauung zu bringen. In diesem Sinne verschmähte sie nicht, Producte der Kunst und Regel, des mathematischen Sinnes, der als Rhytmus und Harmonie ihr in allem der Melodie untergeordnet ist, gegen deren allgemeine gegenwärtige Verbreitung fie viel würde einzuwenden gehabt haben, zu loben und sie zu so viel Effect, als möglich, zu verwenden. Durch das Reich) des Wunderbaren hat Hoffmann, dessen Schrif= ten wir jest einige Betrachtung widmen wollen, seine Leser führen und ihnen dessen Zauberschäße erschließen wollen, welches Bestreben er selbst als durchaus romantisch betrachtet, und wiewohl das Romantische viel weitern Umfang hat, kann doch auch füglich das sogenannte Wunderbare, als dahin gehörig, am besten betrachtet wer den. Man dürfte aber wohl zu näherer Bezeichnung das Wunders bare in das Wunderbare und Wundersame eintheilen, unter jenem die höhere Gattung verstehend, welche den Geist wirklich mit der Ahnung des Ueberirdischen erfüllt, unter dieser die niedrige, welche mit ungewöhnlichen, aber nicht zu höhern Ahnungen weckenden Erscheinungen die Sinne erschüttert und dabei in Verwunderung set. Wunderbar ist eigentlich alles, dessen Endursache uns unerklärlich bleibt, mithin die ganze Welt und alles Leben. Allein die Ge= wohnheit, die Dinge und das Leben in gewisser fester Ordnung, in bestimmter Entwicklung und, die Endursache abgerechnet, überall Causalität zu erblicken, hat gemacht, daß wir nun vorzugsweise das wunderbar nennen, was außer jener Causalität und dem gewöhnlich Erblickten sich vor unsre Augen stellt. Daß auch dergleichen Erscheinungen der Poesie einen brauchbaren Stoff darbieten, obe

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